Gratis Brückentage und noch mehr Ferien
Zürcher Stadtangestellte erhalten gleich doppeltes Weihnachtsgeschenk

In Zürich werden den Stadtangestellten über die Weihnachtszeit die Brückentage bezahlt. Zudem sollen die Mitarbeiter ab 2026 sowieso eine zusätzliche Ferienwoche erhalten. In der Privatwirtschaft sorgt das für Kritik. Wie sieht es in anderen Städten aus?
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In Zürich werden die Stadtangestellten zu Weihnachten gleich doppelt beschenkt.
Foto: keystone-sda.ch
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

Es ist die Zeit für Bescherungen. Das gilt auch in der Zürcher Stadtverwaltung: Die Stadt gibt dem Grossteil ihrer Angestellten zwischen Weihnachten und Neujahr frei – ohne dass diese Ferientage hergeben müssten.

Dieses Jahr gibts sogar die doppelte Bescherung. Zusätzlich zu den gratis Brückentagen arbeitet die Zürcher Regierung aktuell nach einem Entscheid des Parlaments eine Vorlage aus, die den Stadtmitarbeitern ab nächstem Jahr eine weitere Ferienwoche ermöglicht. Darüber berichtet die «NZZ». Vertreter aus der Privatwirtschaft sehen darin alles andere als ein Weihnachtswunder.

Klaut die Stadt den Unternehmen die Fachkräfte?

Insgesamt resultieren so nämlich ab 2026 mehr als sechs Wochen bezahlte Ferien. Und ab dem 50. Altersjahr wird sogar nochmals um eine Woche aufgestockt. Bei Unternehmern sorgt das für Frust – ist die Stadt ja Konkurrentin bei der Personalsuche. «Die Stadt entzieht der Privatwirtschaft Arbeitskräfte», sagt etwa SVP-Gemeinderat Stephan Iten (46) der «NZZ».

In Itens Werkzeugfirma gelten zwar fünf statt der obligatorischen vier Wochen Ferien – eine sechste aber nicht. Die Wirtschaftsvertreter sehen jedoch nicht bei sich selbst Nachholbedarf, sondern kritisieren von der Stadt überhöhte Standards. «Unternehmen stehen dann vor der Wahl, diese entweder nachzuvollziehen oder als weniger attraktiver Arbeitgeber dazustehen», sagt etwa Christian Zehnder, Direktor des Verbandes Arbeitgeber Zürich.

Laut Zehnder richtet sich Zürich dabei oft an internationalen Grossfirmen aus, die ihren Mitarbeitenden Vorteile anböten und sich dies auch leisten könnten. Für mittlere und vor allem kleine Firmen sei dies aber nicht so einfach.

Brückentage gelten als Kompensation

Nicole Barandun (57), Präsidentin des Zürcher Gewerbeverbands, stört das Vorpreschen der Stadt noch viel grundsätzlicher: Die Unternehmen müssten nämlich mit ihrem Steuergeld eine Verwaltung finanzieren, die ihnen dann wieder Arbeitskräfte abwerbe, so die Mitte-Nationalrätin. Von solchen Fällen höre sie regelmässig. Und mit dem neuen Grundsatzentscheid für eine sechste Ferienwoche verschärfe sich dies.

Im Parlament wurde von linker Seite umgekehrt argumentiert: Eine zusätzliche Ferienwoche sei genau deshalb nötig, da sonst die städtische Verwaltung gegenüber der Privatwirtschaft den Anschluss verliere.

Die bezahlten Betriebsferien über die Festtage seien zudem nicht als Ferien zu werten: Sie seien Kompensation dafür, dass die Stadtangestellten 42 statt nur 40 Stunden pro Woche arbeiten.

Zürich schweizweit mit Sonderstellung

Zürich hebt sich mit seinem Ferienreglement mittlerweile auch deutlich von anderen Stadtverwaltungen ab. Zwar geniessen die Angestellten in anderen Deutschschweizer Städten wie etwa Bern, Basel, Winterthur oder St. Gallen ebenfalls fünf Wochen Ferien. Die zusätzlich bezahlten Brückentage kennt jedoch nur die Limmatstadt.

Ähnlich wie Zürich locken aber auch die anderen grossen Schweizer Stadtverwaltungen mit attraktiven Benefits wie etwa grosszügiger Elternzeit, garantiertem Teuerungsausgleich oder einem ÖV-Zustupf. Wohlgemerkt Massnahmen, die auch den privaten Unternehmen offen stehen.

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