Dicke Post von der Schweizerischen Post: Wegen des finanziellen Drucks will sich das Unternehmen per 2026 neu ausrichten und kündigt deshalb rund 100 Kündigungen an. Zudem werden die Päckli-Preise erhöht, wie bereits im August bekannt wurde.
Ziel sei es, weiterhin eigenfinanziert und ohne Steuergelder den Grundversorgungsauftrag leisten zu können, heisst es bei der Post. Aus diesem Grund bedürfe es einer Neuausrichtung des Post-Netzes per 2026. Bei dieser Reorganisation seien maximal 100 Kündigungen möglich – den gekündigten Personen steht es danach offen, sich auf neue Stellen zu bewerben. Insgesamt sollen 30 Stellen abgebaut werden. «Wir streben eine möglichst sozialverträgliche Umsetzung an», versprach das Unternehmen.
Weniger Briefe verschickt
Die Ankündigung dieser Massnahmen erfolgte bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Das Betriebsergebnis der Post ging demnach um 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück und liegt nun bei 118 Millionen Franken. Der Gewinn sackte um 44 Prozent auf 74 Millionen Franken ab.
«Die Eigenwirtschaftlichkeit der Post ist kein Selbstläufer», sagte Alex Glanzmann, Konzernleiter ad interim, im Gespräch. Man brauche die Rückendeckung der Politik. Deshalb sei man froh, dass Postminister Albert Rösti (58) eine Diskussion über den Grundauftrag der Post angestossen habe.
«Wollen Szenario Dänemark vermeiden»
Bis 2030 soll alles beim Alten bleiben, kündigte Rösti vergangene Woche an. Danach aber darf der gelbe Riese das Grundangebot bei der Paket- und Briefpost schrittweise reduzieren, wenn gewisse Schwellenwerte unterschritten sind.
In welchen Szenarien denkt die Post bei diesen Schwellenwerten? «Verschiedene Varianten sind denkbar», sagt Glanzmann zu Blick. «Zum Beispiel, dass wir nicht mehr jeden Tag oder die Zeitungen nicht mehr zustellen.» Er betont: Solange in der Bevölkerung ein Bedürfnis für eine Dienstleistung bestehe, werde die Post diese auch anbieten. «Das Szenario Dänemark wollen wir mit aller Kraft vermeiden.» Dort gab das zuständige Unternehmen Postnord kürzlich bekannt, dass ab 2026 keine Briefe mehr zugestellt werden. «Die Schweiz ist ein Briefland», sagt Post-Manager Glanzmann.
Ob das allerdings auch auf die Zukunft zutrifft, ist fraglich. Die Zahl verschickter Briefe sinkt weiter, im Vergleich zum Vorjahr um rund fünf Prozent. Die Post stehe zwar nach wie vor auf «finanziell gesunden Beinen», liess sich Björn Walker, Finanzchef ad interim, zitieren. «Die strukturellen Herausforderungen im Kerngeschäft und damit verbundene Kosten werden im Ergebnis aber offensichtlich.» Hauptgründe für die Ergebnisse seien der anhaltende Rückgang der Briefmenge, der Zeitungen und des Schaltergeschäfts sowie steigende Kosten.
Kritik von der Gewerkschaft
Die angekündigten Entlassungen bei der Post haben für Kritik der Gewerkschaften gesorgt. Die Gewerkschaft Syndicom sprach von «fehlender Weitsicht». Als «fragwürdig» bezeichnete der Personalverband Transfair den Entscheid. Die Post lasse ihre Mitarbeitenden im Stich. Brisant daran sei, dass mehr als die Hälfte der Stellen neu besetzt werden soll, jedoch extern. Die Post betrachte deshalb die eigenen Leute als ungeeignet und ersetze sie lieber.
Dem widerspricht Interimschef Alex Glanzmann zumindest teilweise. Seine Leute seien sehr kompetent, sagte er am Donnerstag . Man wolle für die neuen Stellen im Sinne der Kunden die Besten finden. Die vom Stellenabbau betroffenen Mitarbeiter könnten sich demnach ebenso darauf bewerben wie externe Fachpersonen.