Darum gehts
- GLP-Politikerin fordert früheren Berufseinstieg für AHV-Finanzierung und Fachkräftemangel
- Katja Christ schlägt vor, Bildungswege zu straffen und Übergänge zu harmonisieren
- 18 Mitunterzeichnende aus allen politischen Lagern unterstützen die Initiative
Die AHV-Finanzierung ist schon seit Jahren ein Sorgenkind der Schweizer Politik. Und ab 2026 wirds noch teurer: Dann müssen Renten 13 Mal im Jahr ausbezahlt werden. Ein weiterer politischer Dauerbrenner ist der akute Fachkräftemangel. Beim Kampf um die beste Lösung möchte Katja Christ (53, GLP) jetzt einen neuen Ansatz in den Ring schicken: Die Jungen sollen früher ins Erwerbsleben einsteigen! Damit stösst sie von links bis rechts auf breite Unterstützung.
Der GLP-Politikerin aus Basel-Stadt ist der unterschiedlich lange Bildungsweg bis zur Matura ein Dorn im Auge. Während viele in Basel-Stadt die Matur erst mit 20 erlangen, gibt's das Diplom in anderen Kantonen teilweise schon mit 17 oder 18. «Da frage ich mich schon, warum man für die gleiche Ausbildung in gewissen Kantonen länger braucht», sagt Christ zum Blick.
«Wir müssen neue Stellschrauben finden»
Im Postulat schreibt sie: «Denkbar sind eine Kürzung der Sekundarstufe II auf drei Jahre oder eine Vorverschiebung des Schuljahresendes, eine bessere Abstimmung zwischen Ausbildungsabschluss und Beginn von Ausbildung oder Studium sowie Anpassungen bei Ausgestaltung und Dauer von Militär- und Zivildienst.»
Denn mit einem früheren Berufseintritt würden junge Menschen schon früher in die Pensionskasse einzahlen. Gleichzeitig könnte der Fachkräftemangel entschärft werden. «Natürlich darf die Bildungsqualität nicht darunter leiden», betont sie gegenüber Blick.
Unter dem Strich würde eine solche Reform auf dasselbe hinauslaufen wie ein höheres Rentenalter: Die Lebensarbeitszeit verlängert sich – nur betrifft es eine andere Gruppe. «Wir müssen neue Stellschrauben finden, nicht nur am Rentenalter drehen.»
Zunächst ginge es aber darum, die Meinung des Bundesrates einzuholen und uns aufzeigen zu lassen, welches zeitliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Potenzial entsteht, wenn junge Menschen in der Schweiz früher in den Ausbildungs- und Arbeitsprozess eintreten könnten. Liegen die Daten einmal vor, könne daraus ein konkreter Vorschlag abgeleitet werden, so Christ.
Rechts bis Links haben mitunterzeichnet
Christ ist mit ihrer Idee nicht allein. 18 Mitunterzeichnende aus allen politischen Lagern stehen hinter ihr – darunter auch Wirtschaftsschwergewicht Simon Michel (48, FDP). Die grosse Stärke an dem Ansatz sei, dass es keine Verlierer gebe. Gleichzeitig räumt sie ein, dass die Umsetzung für gewisse Kantone eine Herausforderung bedeuten würde. «Aber wenn wir wirklich etwas erreichen wollen, braucht es an gewissen Stellen diesen Effort.»
Dabei bleibe die Entscheidungsfreiheit der jungen Leute unangetastet. «Es schraubt lediglich an der Effizienz des Systems. Wie der Berufseinstieg im Einzelnen aussieht, liegt weiterhin in den Händen jedes Einzelnen.»