Darum gehts
- SRG rudert zurück: UKW-Abschaltung wird rückgängig gemacht
- Entscheidung im Elfenbeinturm: SRG ignorierte UKW-Publikum
- Im März entscheidet das Stimmvolk über die Halbierungs-Initiative
Am Anfang: 500'000 Menschen im Funkloch. Am Ende: eine SRG, die zurückrudert – und zurück auf UKW will. Was nach Einsicht klingt, ist in Wahrheit Selbstüberschätzung. Teuer, trotzig, selbst verschuldet. Und ein Warnsignal vor der Volksabstimmung über die Halbierungs-Initiative im März.
Der Reihe nach: Der Ständerat hat diese Woche die UKW-Abschaltung rückgängig gemacht. Zwei Tage später die Kehrtwende der SRG: Chefin Susanne Wille (51) kündigte an, ihre Programme so bald wie möglich auch wieder über Ultrakurzwelle zu senden. Für die halbe Million Hörerinnen und Hörer ohne DAB-Radio eine gute Nachricht. Auch für SRF-Redaktionen, die all diese Hörer verloren haben. Und für Radiopionier Roger Schawinski, der mit Leidenschaft gegen das UKW-Aus gekämpft hat.
Ausgerechnet Service-public-Sender koppeln Hörer ab
Doch bei aller Freude: Das UKW-Theater zeigt ein tieferes Problem – das Selbstbild der SRG. Sie ist gross geworden mit Gebührengeldern. Die SRG sieht sich gerne als Garant für Vielfalt, Aufklärung, Qualität. Dagegen ist nichts zu sagen. Aber wer Service public predigt, muss ihn auch konsequent leben – bis in die letzte Frequenz.
Die UKW-Abschaltung Ende 2024 war das Gegenteil von Service public: technologisch fragwürdig, stur durchgezogen, am Publikum vorbei. Gerade jene, die sich kein neues Gerät leisten konnten, blieben im Funkloch. Viele Gebührenzahler wurden abgehängt, nicht gefragt. Ein Entscheid im Elfenbeinturm, mit dem Rücken zum Publikum.
Und selbst jetzt bei der Spitzkehre: keine echte Einsicht. Auch nicht von Susanne Wille. Kein Wort des Bedauerns. Kein Sorry an die Hörer – oder an jene, die sich ein neues Gerät kaufen mussten. Stattdessen ein Seitenhieb auf die Privatsender, die UKW weiter nutzten. Und dazu gleich die nächste Botschaft: Wenn UKW zurückkommt, wird anderswo gespart.
Entscheiden UKW-Hörer die Abstimmung?
Der Moment ist heikel. Am 8. März stimmt das Volk über die Halbierungs-Initiative ab – 200 Franken statt heute 335 (bald 300). Laut Umfragen ist das Rennen offen. Und die 500’000 verärgerten UKW-Hörerinnen und -Hörer könnten entscheidend sein.
Die SRG und ihre Fürsprecher warnen vor dem Untergang: ohne Milliardenbudget kein Journalismus, keine Vielfalt, keine Schweiz. Doch solche Drohkulissen wirken kontraproduktiv.
Wer mit der Apokalypse droht, riskiert Trotz. Die meisten Schweizerinnen und Schweizer wollen unabhängige Informationen – aber keine Erpressung durch eine Institution, die sich selbst als Bollwerk von Service public sieht.
Die SRG sollte vom Sockel steigen
Ja, die SRG ist wichtig. Sendungen wie «Kassensturz», «Meteo» oder «Tagesschau» gehören für viele zum Alltag. Aber die SRG ist nicht allein. Regionale Medien, nationale Titel (wie «NZZ» oder wir beim Blick) – auch sie berichten unabhängig und kritisch. Und die Jungen? Die holen sich News vorwiegend sowieso anderswo. UKW ist für sie so fern wie Teletext.
Die SRG muss sich nicht neu erfinden – aber neu verorten. Vom Sockel steigen. SRF «bi de Lüüt»– nicht nur als Sendung, sondern als Haltung. Nur so überzeugt sie auch jene, die zögern, weiterhin gerne mindestens 300 Franken Gebühren zu zahlen. Und nur so bleibt sie, was sie sein will: eine Stimme für alle – nicht ein Echo ihrer selbst.