Die Staatsförderung floppt
Nur einer von 9800 Traktoren fährt elektrisch

In der Schweiz sind erst sehr wenige E-Traktoren unterwegs. Die Politik will dem gegensteuern. Doch jetzt zeigt sich: Kein einziger Bauer hat bisher Fördergelder beantragt. Warum es bei der Elektro-Umstellung auf dem Feld hapert.
Publiziert: 10:26 Uhr
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Aktualisiert: 10:34 Uhr
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E-Traktoren sind in der Schweiz derzeit nur in Einzelfällen im Einsatz.
Foto: zVg/Fendt

Darum gehts

  • E-Traktoren in der Schweiz: Geringe Nachfrage trotz staatlicher Förderung
  • Technische Herausforderungen: Reichweite, Anschaffungskosten und Ladeinfrastruktur
  • Von 146'802 Traktoren in der Schweiz sind nur 15 elektrisch
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven AltermattCo-Ressortleiter Politik

Wo ein Traktor übers Feld fährt, da knattert fast immer ein Dieselmotor. 146'802 landwirtschaftliche Traktoren wurden Ende 2024 hierzulande gezählt, aber lediglich 15 davon fuhren elektrisch. Das heisst: Nur eine von rund 9800 Maschinen war ein E-Traktor. 

Der Staat versucht gegenzusteuern: Seit diesem Jahr fördern Bund und Kantone E-Traktoren – ab 30 Kilowatt Leistung gibt es je rund 100 Franken pro Kilowatt. Die Unterstützung läuft im Rahmen der sogenannten Strukturverbesserung. Zuerst prüfen die Kantone die Gesuche, dann werden sie an den Bund weitergereicht. Doch die Nachfrage bleibt aus: Man habe bisher «null E-Traktoren-Anträge» erhalten, räumt das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) gegenüber Blick ein. 

Diese Hindernisse gibt es

Die Zahlen sind ernüchternd. Kommt die Elektrifizierung der Traktoren nicht vom Fleck? Bei genauem Hinsehen zeigt sich: Es greift zu kurz, dies nur mit fehlendem Willen zu erklären. Immerhin ist die Zahl der neu zugelassenen E-Traktoren in den vergangenen Jahren gestiegen – wenn auch auf sehr tiefem Niveau. 

«Elektrotraktoren haben ein grosses Potenzial», hält das BLW einerseits fest. Andererseits gebe es aber auch «zahlreiche Herausforderungen, beispielsweise hinsichtlich Reichweite, Anschaffungskosten oder Aufladen».

Die schwache Elektro-Bilanz sorgt auch für politische Debatten – aktuell im Kanton Bern. GLP-Parlamentarier Casimir von Arx (43) macht Druck auf die Kantonsregierung. Er stellt Fragen zum Einsatz von E-Traktoren, auch in den kantonseigenen Flotten: Kein einziger der Staatstraktoren fährt elektrisch.

Der Regierungsrat verweist auf Hindernisse. Das Marktangebot sei schmal: Die Maschinen würden «erst seit kurzer Zeit und nur sehr vereinzelt angeboten». Ein Traktor jedoch sei eine grosse Investition, ausgelegt für mindestens 20 Jahre. «Vor diesem Zeitpunkt macht ein verfrühter Ersatz weder ökologisch noch ökonomisch Sinn», so die Berner Behörden. 

Auch eine Frage des Geldes

Die Technik hat Vor- und Nachteile. Elektromotoren arbeiten effizient, nahezu emissionsfrei und deutlich leiser. Doch beim Dauereinsatz unter hoher Last geraten sie an Grenzen. Pflügen oder Mähen etwa erfordern viel Energie über Stunden. 

Dafür wären «sehr grosse und schwere Batterien notwendig, die den Einsatz des Traktors nach derzeitigem Stand unpraktikabel machen», hält das deutsche Bundesinformationszentrum Landwirtschaft fest. Deshalb eignen sich die wenigen verfügbaren E-Modelle bisher eher für leichtere Arbeiten wie das Ausbringen von Dünger oder Pflanzenschutzmitteln.

Ein weiterer Bremsfaktor: die Kosten. Elektrotraktoren sind meist deutlich teurer, und es wird eine Ladeinfrastruktur auf dem Hof benötigt. Bei leistungsstarken Maschinen rechnet sich der E-Antrieb unterm Strich schlicht noch kaum.

Ob und wie schnell die E-Traktoren die Bauernhöfe erobern, ist schwer abzuschätzen. Bei E-Autos zeigte sich: Als mehrere Hersteller massentaugliche Modelle mit genügend Reichweite auf den Markt brachten, kam der erste Durchbruch. 

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