Damit Lernende nicht benachteiligt sind
SVP-Nationalrätin will Gymnasiasten die Ferien kürzen

Eine Petition mit 176’000 Unterschriften verlangt acht Wochen Ferien für Lehrlinge. SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger will stattdessen die Ferien an der Mittelschule kürzen – und so die Lehre attraktiver machen.
Publiziert: 17:52 Uhr
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Sandra Sollberger (SVP) will die Ferien an der Mittelschule kürzen.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • SVP-Nationalrätin fordert weniger Ferien für Gymnasiasten statt mehr Ferien für Lernende
  • Ziel ist die Aufwertung der Berufslehre und die Steigerung ihrer Konkurrenzfähigkeit
  • 176’000 Unterschriften für eine Petition für acht Wochen Ferien in der Lehre
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Anna Clara Kohler
Anna Clara KohlerRedaktorin Politik

Sollen Lernende mehr Ferien bekommen? SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger (51, BL) antwortet mit einem Vorstoss auf die Petition, die im Sommer acht Wochen Ferien für Lernende forderte. Den Lernenden mehr Ferien zu ermöglichen, sei der falsche Ansatz, sagt sie. Stattdessen will die Baselbieterin den Gymnasiastinnen und anderen Mittelschülern die Ferien kürzen.

Heute haben Lernende Anspruch auf mindestens fünf Wochen Ferien pro Jahr und somit eine Woche mehr als ein Grossteil der erwachsenen Arbeitnehmenden. An den meisten Gymnasien und Fachmittelschulen haben Schülerinnen und Schüler 13 unterrichtsfreie Wochen. «Es geht nicht darum, jemandem Ferien wegzunehmen, sondern eine Angleichung zu machen», sagt Sollberger. Diese Angleichung sei ein Puzzleteil, um die Lehre attraktiver zu machen. 

Ausbildung solle nicht von den Ferien abhängen

SVP-Nationalrätin Sollberger will verhindern, dass sich Jugendliche wegen der Ferien für den Mittelschul-Weg entscheiden. Stattdessen sollen sie das wählen, was ihnen mehr Freude macht. «Man wählt einen Beruf für die Zukunft, und ich finde es jammerschade, wenn man einfach jenes Modell ergreift, bei dem man mehr Ferien hat.» Auch seien viele Eltern dagegen, dass ihre Kinder einen Beruf wählen, bei dem «die Hände dreckig werden». Dabei seien auch Maler, Schreiner oder Zimmermann alles extrem spannende Berufe. 

Mit weniger Ferien in der Mittelschule habe man zudem mehr Zeit für den Schulstoff, weniger Stress und auch weniger Leistungsdruck: «Es wären viele Fliegen mit einer Klappe geschlagen», sagt sie. Ihr Sohn habe die Lehre mit Berufsmatura gemacht und danach Rechtswissenschaften studiert. «Er war einer der wenigen, der daneben gearbeitet hat.» Mittelschülerinnen und -schüler würden ihrer Meinung nach kaum mehr Ferienjobs machen. Ein weiterer Grund, weshalb es weniger Ferien brauche. 

176’000 Unterschriften kamen bei einer Petition der Jugendkommission des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes zusammen. Die Jugendkommission verfolgt ähnliche Ziele wie Sollberger: die Berufslehre aufwerten und ihre Konkurrenzfähigkeit gegenüber der Mittelschule steigern. Die Kommission betont jedoch, dass Jugendliche entlastet werden müssen – deshalb brauche es mehr Zeit, um sich zu erholen.

Inzwischen hat der Bundesrat Stellung zu Sollbergers Vorstoss genommen. Er will nicht auf ihren Vorschlag eingehen und erwähnt, was zur Stärkung der Berufslehre gemacht wird. Darüber hinaus hält er, ganz liberal, fest: «Es steht den Lehrvertragsparteien frei, zusätzliche Ferien oder Freitage zu vereinbaren.» Sollberger ist aktuell mit den Berufsverbänden im Gespräch dazu, wie es mit dem Vorstoss weitergehen soll.

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