Darum gehts
- Graubünden verliert einen Nationalratssitz. Luzern und Freiburg gewinnen je einen
- SVP könnte in Graubünden einen Sitz verlieren
- Prominente Köpfe wie Magdalena Martullo-Blocher müssen zittern
Im Kanton Graubünden endet eine Ära. Seit über 60 Jahren schickte der Kanton jeweils fünf Nationalräte nach Bern. Doch damit ist jetzt Schluss. Der Bundesrat hat am Mittwoch neu berechnet, wie viele Politiker jeder Kanton in die grosse Kammer entsenden darf. Weil die Bevölkerung im Bergkanton weniger stark wächst als etwa in Luzern, verliert Graubünden ab den Wahlen 2027 einen Sitz.
Das könnte die SVP treffen. Als einzige Partei in Graubünden hält sie mit Roman Hug (44) und Magdalena Martullo-Blocher (56) zwei Sitze. Die Gefahr ist gross, dass die Partei einen abgeben muss. Treten Martin Candinas (45, Mitte), Jon Pult (40, SP) und Anna Giacometti (63, FDP) erneut an, droht eine Abwahl.
Kein Wechsel nach Zürich
Wie die «Weltwoche» im März publik machte, überlegte sich die nationale Parteileitung, ob Martullo-Blocher statt in Graubünden in Zürich antreten soll. Sie wohnt in Meilen am Zürichsee und der Kanton stellt 36 Nationalratssitze, allein zehn davon hält aktuell die SVP. Das Risiko, dass Martullo-Blocher nicht mehr nach Bern darf, ist dort um einiges kleiner.
Doch die SVP-Nationalrätin erteilte diesen Überlegungen bereits im April gegenüber der «NZZ» eine Absage. Sie beschäftigte sich nicht mit einem Wechsel und vertrete den Kanton Graubünden in Bern. Und jetzt, wo die Szenarien eingetroffen sind? Martullo-Blocher selbst stand für Fragen dazu nicht zur Verfügung.
Noch sind viele Fragen offen – etwa auch, ob einer der beiden Ständeräte wieder antritt. Andernfalls könnte ein Nationalrat in die kleine Kammer wechseln. Hinzu kommt: Martullo ist national bekannt, ihr Parteikollege Hug hat dagegen bisher wenig Aufmerksamkeit erregt.
Bern verliert schon wieder
Graubünden ist nicht der einzige Kanton, der einen Nationalratssitz verliert. Auch aus Bern gibt es ab 2027 eine Politikerin oder einen Politiker weniger in der grossen Kammer. Nicht zum ersten Mal.
Bereits 2015 und 2019 musste der Bundestadtkanton einen Platz abgeben. Neu dürfen nur noch 23 Politikerinnen und Politiker ins Bundeshaus. In Bern ist es aber deutlich wahrscheinlicher, dass amtierende Nationalräte nicht mehr antreten möchten und es so zu keiner Abwahl kommt.
Die grossen Gewinner sind Luzern und Freiburg. Sie erhalten je einen zusätzlichen Sitz und kommen so auf 10 respektive 8 Sitze. Bei den vergangenen Wahlen 2023 legte in Luzern die SP einen Sitz zu, dies auf Kosten von Roland Fischer (60) von der GLP. In Freiburg konnte die SVP der SP einen Sitz abluchsen. Ursula Schneider Schüttel (63) wurde abgewählt. Heute ist sie Präsidentin der Kommission gegen Rassismus.