Als Ersatz für den teuren F-35 – Pfister spricht von Schweizer Kampfdrohnen
Die ferngesteuerten Killer sind nur eine bedingte Alternative

Bundesrat Martin Pfister schlägt vor, weniger F-35-Kampfjets zu kaufen und stattdessen auf bewaffnete Drohnen zu setzen. Die Idee gewinnt angesichts steigender Preise für die Tarnkappenjets an Aktualität. Blick analysiert die Vor- und Nachteile beider Waffensysteme.
Publiziert: 18:46 Uhr
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Aktualisiert: 18:48 Uhr
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Könnten Kampfdrohnen bald Kampfjets im Militär ersetzen?
Foto: Anadolu via Getty Images

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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Bundesrat Martin Pfister brachte die Idee am Mittwoch ins Spiel: Statt alle 36 geplanten F-35-Kampfjets von den USA zu kaufen, könnte die Schweiz auch weniger Jets beschaffen – und dafür stärker auf bewaffnete Drohnen setzen, die eventuell sogar in der Schweiz produziert werden könnten. «Es geht nicht nur um Flugzeuge», sagte Pfister. Bislang verfügt die Schweiz jedoch nur über Aufklärungsdrohnen. 

Die Idee ist angesichts der gestiegenen Preise für die neuen Tarnkappenjets aktueller denn je. Aber kann es wirklich so einfach sein? Blick fragt, wo die beiden Waffensysteme ihre Stärken haben, aber auch, wo ihre Schwächen liegen. 

Wofür sind Kampfjets und wofür Drohnen überhaupt da?

Kampfjets wie der F-35 sind Alleskönner in der Luft. Sie sichern die Lufthoheit, fangen zivile und militärische Flugzeuge ab, können Angriffe fliegen und sind ein sichtbares Zeichen der militärischen Abschreckung.

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Stunk um die F-35-Kampfjets: Die Schweiz kann die 36 Jets nicht mehr zum Fixpreis von sechs Milliarden US-Dollar kaufen.
Foto: AFP

Drohnen dagegen sind Spezialisten: Sie übernehmen Aufklärung, Überwachung und gezielte Schläge aus der Ferne. Sie sind oft langsamer, können aber stundenlang in der Luft bleiben und so Gebiete dauerhaft beobachten. Seit den 1990er-Jahren sind sie ein fester Bestandteil moderner Armeen, vor allem in unübersichtlichen Konflikten wie Afghanistan oder im Nahen Osten.

Sind Drohnen wirklich günstiger als Kampfjets?

Der ehemalige Airbus-Chef Tom Enders forderte im April, Europa – die Schweiz mit eingeschlossen – solle lieber auf eine «Drohnenarmee» setzen. Das sei schneller, günstiger und flexibler als die F-35-Kampfjets.

Enders hat teilweise recht: Die Schweiz sollte für 36 F-35 gut sechs Milliarden Franken zahlen – das wären rund 167 Millionen pro Stück gewesen. Allerdings kann der abgemachte Fixpreis nicht gehalten werden. Eine türkische Bayraktar TB2 Drohne ist derweil schon für 5–10 Millionen Dollar zu haben, eine amerikanische MQ-9 Reaper kostet etwa 30–40 Millionen. Das sind laut dem Fachmagazin «Aerotime» die zwei gängigsten und besten Militärdrohnen.

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Lohnt sich eine Schweizer Drohnenproduktion überhaupt?

Das Verteidigungsdepartement hat bereits eine «Task-Force Drohnen» ins Leben gerufen und dafür ein Budget von 47 Millionen Franken bereitgestellt. Ziel ist es, bis 2027 einsatzbereite bewaffnete Drohnen im Inland zu entwickeln und herzustellen. Doch Experten zweifeln am Erfolg: Der Schweizer Markt ist zu klein, um die hohen Entwicklungskosten allein zu tragen. Wegen des strengen Kriegsmaterialgesetzes sind Waffenexporte stark eingeschränkt – internationale Käufer meiden Schweizer Rüstungsgüter. Ohne Exportmöglichkeiten könnte eine rein nationale Drohnenproduktion wirtschaftlich kaum tragfähig sein.

In welchen Missionen sind Jets unersetzlich?

Kurz gesagt: Immer dann, wenn es schnell gehen muss und der Gegner in der Luft ist. Beim Luftpolizeidienst muss ein Jet in wenigen Minuten aufsteigen und ein unbekanntes Flugzeug identifizieren oder abdrängen. Drohnen sind zu langsam, fliegen nicht hoch genug und können keine direkten Abfangmanöver fliegen. 

Wie sieht es mit der Luftüberlegenheit aus?

Früher war Luftherrschaft eine Frage von Geschwindigkeit und Feuerkraft bemannter Jets. Heute können Hunderte billiger Drohnen – wie in der Ukraine – gegnerische Systeme überfordern und Millionenwerte zerstören. Drohnen bringen den «asymmetrischen Krieg» in die Luft: mit kleinem Aufwand grosse Wirkung erzielen. Trotzdem bleiben sie anfällig für elektronische Störungen und moderne Luftabwehr – gegen einen technisch ebenbürtigen Gegner sind Jets nach wie vor unverzichtbar.

Lebensdauer und Updates – wer hat hier die Nase vorn?

Ein Kampfjet wird oft 30 Jahre und länger eingesetzt, muss aber regelmässig teuer modernisiert werden. Drohnen lassen sich schneller upgraden und an neue Einsatzarten anpassen. Technologisch entwickeln sie sich rasant – was heute Hightech ist, kann in fünf Jahren schon veraltet sein. Das macht sie flexibler, aber auch kurzlebiger.

Also was jetzt?

Drohnen sind keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zu Kampfjets. Für die Schweiz sind Jets unverzichtbar, um den eigenen Luftraum zu schützen. Drohnen könnten aber Kosten senken, Risiken minimieren und die Armee flexibler machen – besonders in Auslandeinsätzen oder bei Überwachungsmissionen. Auch Bundesrat Pfister hielt am Mittwoch fest: «Wir können nicht auf Flugzeuge verzichten – es braucht beides.» Vielleicht heisst die Lösung für die Schweiz deshalb: Weniger F-35 Jets, dafür noch ein paar Drohnen obendrauf. 

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