Darum gehts
49 Milliarden Franken flossen 2023 für Dienstleistungen in die USA, massgeblich für Softwarelizenzen und IT-Dienstleistungen. In die Gegenrichtung waren es nur 28 Milliarden.
Wäre Donald Trump Schweizer Bundespräsident, würde er wohl alles in Gang setzen, um dieses Handelsbilanzdefizit von 21 Milliarden Franken zu verringern. Weil er US-Präsident ist, ignoriert er es – und berücksichtigt bei seinen Zollberechnungen nur den Warenhandel.
Geld besser in der Schweiz investieren
«Es ist naiv, wie viel Geld und Daten wir in die USA schicken, obwohl das gar nicht nötig wäre», kritisiert Matthias Stürmer gegenüber dem Beobachter. Er ist Professor an der Berner Fachhochschule (BFH) und Leiter des Instituts Public Sector Transformation. Allein die öffentliche Hand gebe jährlich Hunderte Millionen Franken für Softwarelizenzen in den USA aus.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Wenn man die Privatwirtschaft dazurechnet, geht es um Milliarden. «Würden wir das Geld in der Schweiz oder in Europa investieren, wären wir den US-Techfirmen und einer unberechenbaren Regierung weniger ausgeliefert», so Stürmer.
Dieses Ziel verfolgt das «Netzwerk SDS – Souveräne Digitale Schweiz». Es vernetzt Verantwortliche aus Verwaltungen, aber auch aus der Privatwirtschaft, um Alternativen aufzuzeigen. Für eine Kick-off-Veranstaltung am 28. August haben sich innert weniger Tage über 150 Teilnehmende angemeldet. «Ich kann mir das nur mit einer stark gestiegenen Sensibilisierung für das Thema erklären», sagt Stürmer.
US-Behörden erhalten Zugriff auf Daten
Neu ist das Anliegen nämlich nicht. Seit Monaten warnen auch Datenschutzbeauftragte in der Schweiz und in Europa. Die Verwaltungen sollten auf weit verbreitete Microsoft-Produkte verzichten, über die Daten in US-Clouds wandern. Auf diese können amerikanische Behörden Zugriff verlangen. Möglich macht es der sogenannte Cloud-Act, ein von Donald Trump bereits 2018 eingeführtes Gesetz.
Nun kommt ein weiterer Grund dazu: das Geld. In den letzten zehn Jahren haben Bund und Kantone gemäss Berechnungen der BFH über 1,1 Milliarden Franken Steuergelder für Microsoft-Lizenzen in die USA überwiesen.
Open Source: Billiger und sicherer
Doch was sind die Alternativen? Google greift für seine Dienste die Daten der Nutzer ab, um damit zu handeln, Werbung zu verkaufen und künstliche Intelligenz zu trainieren. Für die öffentliche Hand und viele Unternehmen ein No-Go.
- Le Chat: Der KI-Chatbot aus Frankreich hat eine mit ChatGPT vergleichbare Qualität, speichert die Daten aber in Europa.
- LibreOffice: Die kostenlose Alternative zu Microsoft Office kommt weniger schmuck daher, lässt aber kaum Wünsche offen. Selbst das Bundesgericht arbeitet damit.
- Linux: Leistungsfähiges OSS-Betriebssystem als Alternative zu Windows oder MacOS.
- Threema: Eine sichere Schweizer Alternative zu Whatsapp.
- Proton: Werbefreie Mailadressen, sicherer Cloud-Speicher, VPN und Bitcoin-Wallets aus der Schweiz.
- Punkt-Smartphone: Ein Schweizer Smartphone ohne US-Cloud-Anbindung. Soll noch dieses Jahr auf den Markt kommen.
- Le Chat: Der KI-Chatbot aus Frankreich hat eine mit ChatGPT vergleichbare Qualität, speichert die Daten aber in Europa.
- LibreOffice: Die kostenlose Alternative zu Microsoft Office kommt weniger schmuck daher, lässt aber kaum Wünsche offen. Selbst das Bundesgericht arbeitet damit.
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- Proton: Werbefreie Mailadressen, sicherer Cloud-Speicher, VPN und Bitcoin-Wallets aus der Schweiz.
- Punkt-Smartphone: Ein Schweizer Smartphone ohne US-Cloud-Anbindung. Soll noch dieses Jahr auf den Markt kommen.
Apple konzentriert sich zwar auf den Verkauf von Hardware und verspricht einen hohen Datenschutz. Mit seinem eigenen, geschlossenen Ökosystem schafft das Unternehmen aber andere Abhängigkeiten.
Das Netzwerk SDS sieht die Alternative in Open-Source-Software (OSS) und in europäischen Cloud-Lösungen, die dem strengeren europäischen Datenschutz unterliegen. Bei OSS-Produkten ist der Programmiercode öffentlich einsehbar. Jeder kann die Programme gratis nutzen, weiterentwickeln und auf dem Markt wieder anbieten. Wer Unterstützung benötigt, kann spezialisierte Informatikfirmen beauftragen, sogenannte Open-Source-Anbieter.
«OSS-Produkte sind heute so ausgereift, dass sie viele problematische, proprietäre Produkte ersetzen können», ist Stürmer überzeugt. Weil die Produkte den Anwendern nicht über teures Marketing schmackhaft gemacht würden, seien sie aber zu wenig bekannt. Mit OpenDesk existiert zum Beispiel ein ganzes Paket mit Office- und Projektmanagement-Lösungen, das sich primär an Verwaltungen richtet.
Fast vollständig von der Abhängigkeit einzelner Softwareanbieter hat sich das Bundesgericht befreit. Es verfolgt seit Jahren eine Open-Source-Strategie und setzt nun LibreOffice anstelle von Microsoft 365 ein (siehe oben). Wäre das heute nicht der Fall, hätte das höchste Schweizer Gericht ein gröberes Problem: US-Behörden könnten vertrauliche Gerichtsunterlagen einsehen.
Jetzt müssen auch Verwaltungen und Unternehmen entscheiden, wie wichtig ihnen der Datenschutz ist – und was sie für Software ausgeben wollen.
- Interview mit Matthias Stürmer, Professor und Leiter des Instituts Public Sector Transformation an der Fachhochschule Bern
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