Hier moderiert Eva Wannenmacher die erste Sendung
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SRF-Sendung «10 vor 10»:Hier moderiert Eva Wannenmacher die erste Sendung

Eva Wannenmacher hat heute Abend ihren letzten SRF-Auftritt
«Am Anfang gab es Neid und ich musste mich beweisen»

Eine Ära geht zu Ende: 30 Jahre lang war Eva Wannenmacher im Mediengeschäft, die meiste Zeit davon beim Schweizer Fernsehen. Am 18. Juni führt sie zum letzten Mal durch die Sendung «Kulturplatz». Im Interview spricht sie über Ängste, heikle Fragen und starke Frauen.
Publiziert: 00:00 Uhr
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Aktualisiert: vor 1 Minute
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Eva Wannenmacher, aufgenommen am 10. Juni 2025 in ihrem Büro in Zürich-Hottingen.
Foto: Ellin Anderegg

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Jean-Claude GalliRedaktor People

Am kommenden Mittwoch moderiert Eva Wannenmacher (54) nach 21 Jahren zum letzten Mal den SRF-«Kulturplatz» und konzentriert sich nach 30-jähriger Medienkarriere voll auf ihre Tätigkeit als Leadership Coach. Blick hat sie zum letzten Interview als Fernseh-Frau in ihrem Büro in Zürich-Hottingen getroffen. 

Blick: Frau Wannenmacher, wie schlafen Sie zurzeit?
Eva Wannenmacher: Mein Schlaf ist gut. Auch wenn ich in den kommenden Tagen mit einigen Überraschungen rechnen kann.

Was passiert am Mittwoch in der letzten Sendung?
Ich rechne mit allem. Mein Team hat Überraschungen geplant. Es wird bestimmt emotional, eine lange Ära geht zu Ende. Was ich weiss: Der Fokus meiner finalen Sendung ist die «Art Basel». Ich führe ein Interview mit der deutschen Künstlerin Katharina Grosse, die den Messeplatz mit einer riesigen Intervention in Besitz nimmt: Das ist ein schönes Symbol für meinen Abschied: eine wirkungsvolle Geste, Farbe, Buntheit, das pralle Leben.

Macht es Ihnen nicht Angst, den sicheren Hafen SRF aufzugeben?
Angst ist nie ein guter Berater. Und ich habe mich solide vorbereitet. Vor anderthalb Jahren habe ich intern zum ersten Mal kommuniziert, dass ich mich bald komplett neu orientieren möchte. Ich bin seit fünf Jahren als Coach unterwegs und habe mir langsam ein Fundament bauen können, um aus dem Plan B den Plan A machen zu können.

1994 begannen Sie beim Fernsehen. War wirklich Roger Schawinski Ihr Entdecker?
Auf jeden Fall! Roger suchte junge Leute für sein Gründungsteam von «TeleZüri». Das war eine riesige Chance – und ich wollte sie packen: Ich sehe dieses erste Bewerbungsgespräch noch vor mir. Er hat mich nach meinem Mut gefragt. Ob ich mir das zutrauen würde, einfach mit der Kamera loszuziehen und heikle Fragen zu stellen. Ich habe geblufft, denn ich wusste ja noch nicht, ob ich das wirklich schaffe. Aber ich habe ihn offenbar überzeugt – und wenig später hat er mich ins Moderationsteam berufen.

Hatten Sie keine Vorprägung in Ihrem Umfeld?
Journalisten gabs in der Verwandtschaft keine. Ich war sehr beeindruckt von Niklaus Meienberg. Und ich habe Bücher von US-Koryphäen wie Joan Didion gelesen. Aber dieses «Auf die Bühne gehen» kam erst mit «Schawi». Er hat etwas in mir gesehen. Obwohl ich damals eher scheu war. Roger hat uns als Chef sehr gefordert, aber auch wirklich gefördert. Geprägt haben mich auch meine Eltern stark: Bei uns wurde immer ein Selbstverständnis in der Gleichheit der Geschlechter gelebt. Das musste nicht verhandelt werden. Ich hatte viele starke Frauen um mich. Meine deutsche Oma war prägend – und natürlich meine Mutter, noch heute eine schöne und starke Frau.

Und wie kamen Sie zu SRF?
Als ich bei «TeleZüri» aufhörte, weil ich mein erstes Kind erwartete, ging ich davon aus, danach in den Print zurückzukehren, weil ich dachte, Fernsehen und Nachwuchs – das wird schwierig. Doch dann klopfte SRF an. «10 vor 10» war damals der Olymp des Schweizer TV-Schaffens. Ich wurde mit 27 Jahren dorthin berufen, während alle anderen doppelt so alt waren. In den ersten drei Monaten bekam ich bereits Auszeichnungen. Intern gab es Neid und ich musste mich beweisen. Das war eine maximale Aufmerksamkeit, die mich herausforderte: immer im Schaufenster, auch ausserhalb der Sendung. Wenn ich etwa einkaufen ging und mein kleiner Sohn bei der Kasse Süssigkeiten wollte, waren alle in der Schlange gespannt, ob und wie die TV-Frau die Lage beruhigen kann.

Viele waren überrascht, dass Sie dann zum neuen Privatsender TV3 wechselten. War das Gift für Ihre Karriere?
Auf keinen Fall. Es war die Idee, mich in der Unterhaltung zu versuchen. Ich habe gezielt eine Irritation gesetzt, was mein öffentliches Bild betraf und wollte meine Selbstermächtigung zurück, angstfrei auch hier. Schnell habe ich gemerkt, Unterhaltung ist nicht mein Ding. Solche Learnings gehören zum Leben, wenn wir den Mut haben, etwas auszuprobieren. Als TV3 schloss, hatte ich zudem ein geschenktes Jahr und war zwei Monate mit meinem Sohn in Thailand. Und bereits damals plante ich eine psychologische Ausbildung am IAP Zürich. In der Rückschau macht alles Sinn. Oder wie der Philosoph Kierkegaard sagte: Wir verstehen das Leben nur rückwärts, leben es aber vorwärts.

Zwischen 2003 und 2004 waren Sie kurzzeitig auch beim Format «kulturzeit»von 3sat...
...das war vielleicht mein interessantester Job beim Fernsehen: Deutscher Feuilleton ist politisch, die Sendung war tagesaktuell und live. Also eigentlich eine Symbiose von «10 vor 10» und «Kulturplatz». Doch mein Sohn war nicht begeistert davon, dass ich immer wieder mehrere Tage weg war. Bereits nach einem Jahr quittierte ich in Mainz den Job und SRF holte mich für den Start von «Kulturplatz» zurück.

Beim Bekanntwerden Ihrer Kündigung bei SRF wurde auch vermutet, Sie wüssten schon mehr über kommende Sparpläne. Ist da etwas dran?
Ich sehe die SRF-Chefin Nathalie Wappler zwar regelmässig im Wald beim Joggen (lacht). Aber es gab keine Insider-Informationen. Es ist viel einfacher: Ich bin der Überzeugung, dass alles seine Zeit hat. Und – ein wichtiger Punkt: Mein neuer Job schenkt mir maximale Autonomie. Als Angestellte bei SRF dauert meine Karriere bis maximal 65. Mein Verständnis von Arbeit ist jedoch, die Kräfte einzuteilen, das Wissen stetig zu vergrössern und wenn möglich bis ins hohe Alter aktiv zu sein. Die Mutter meines Lebenspartners ist 88 und leitet Workshops! Klar, dazu gehört auch Glück, aber in erster Linie wünsche ich mir eine neue Haltung zur Arbeit: Sie sollte uns nicht auslaugen, sondern erfüllen.

Gibt es diese Branchengesetzmässigkeit immer noch, dass Frauen früher von der Kamera in den Hintergrund treten müssen als Männer?
Ich habe davon nie etwas gespürt. Und ich will doch schwer hoffen, dass dies kein Thema mehr ist. Wir sind ja keine Models. Sondern im besten Fall Role Models, mit denen andere Frauen und Männer älter werden können. Mein Publikum wird seit dreissig Jahren älter mit mir. Der Altersdurchschnitt beim «Kulturplatz» ist bei Ende 50. Ich höre also auf, bevor ich älter werde als mein Publikum (lacht).

Ist Ihre Bekanntheit hinderlich für Ihren neuen Job?
Im Gegenteil. Mein Name ist ein Türöffner. Für viele meiner Klienten in Führungsgremien von Schweizer Unternehmen ist der Name Wannenmacher seit 30 Jahren ein Begriff. Er steht für Glaubwürdigkeit und schenkt mir einen ersten Zugang. Das ist ein Glücksfall für meine Tätigkeit, denn Vertrauen bilden wir durch Beziehungen. In meinen strategischen Beratungen jedoch brauche ich zwingend meinen systemischen Ansatz als Coach, um Entwicklungsprozesse begleiten zu können. Da reichen der Name und die Medienerfahrung alleine nicht.

Wen würden Sie nicht coachen?
Meine Mandate müssen vereinbar sein mit meinen Grundsätzen und Werten.

Jemanden aus der Waffenbranche würden Sie nicht beraten?
Aus dieser Richtung hatte ich noch nie eine Anfrage.

Gibt es Politiker in Ihrem Kundenkreis?
Ich berate Klienten aus Ämtern und öffentlichen Institutionen, die teilweise einen Parteiausweis haben. Ein Bundesrat ist bisher nicht in meiner Kundenkartei, aber durchaus Persönlichkeiten mit Einfluss. Meine Aufgabe ist es, andere darin zu unterstützen, exzellent zu kommunizieren. Das gilt für die Wirtschaft wie für die Politik oder den Kulturbetrieb.

Das führt uns zur Bonusfrage: Würden Sie SRG-Direktorin Susanne Wille im Kampf gegen die Halbierungsinitiative coachen?
Susanne ist eine exzellente Kommunikatorin und hat eine hohe Empathiefähigkeit. Wir treffen uns regelmässig beim besten Coiffeur – Grüsse an Charles Aellen.

Haben Sie ein gutes Gefühl, wenn Sie an die Initiative denken?
Ich bin der Überzeugung, dass die Schweiz ein starkes öffentliches Fernsehen braucht. Und dass uns das auch in Zukunft etwas wert ist. Aber auch in dieser Frage brauchen wir neue Ansätze, das ist klar.

Aber wenn eine Anfrage der SRG für eine Stellungnahme käme?
Never say never. Ich prüfe jede Anfrage – und suche das Gespräch.

Eva Wannenmacher persönlich

1971 in Zürich geboren, stieg Eva Wannenmacher nach einer KV-Lehre mit einem Zeitungsvolontariat in den Journalismus ein. Ihre TV-Karriere begann sie 1994 bei Tele Züri, 1998 wechselte sie zum Schweizer Fernsehen und moderierte dort drei Jahre «10 vor 10». Nach einem Abstecher zum Privatsender TV3 und zu «Kulturzeit» bei 3sat kehrte sie 2004 zu SRF zurück und führte – mit einem kurzen Unterbruch 2011 – bis 2025 durch das Format «Kulturplatz». Wannenmacher hat drei Kinder aus zwei Ehen und ist mittlerweile Grossmutter. Ihre Töchter Greta und Smilla sind 17 und 15, ihr Sohn Fabio ist 28 und hat ein zweijähriges Kind. Nach einer Diplom-Ausbildung zum psychologischen Coach IKP bietet Wannenmacher seit fünf Jahren Coaching-Zyklen für Führungskräfte an. Ende Jahr schliesst sie die Swiss Board School der Hochschule St. Gallen HSG mit VR-Diplom ab und absolviert einen CAS der HSG in Executive Leadership Coaching.

1971 in Zürich geboren, stieg Eva Wannenmacher nach einer KV-Lehre mit einem Zeitungsvolontariat in den Journalismus ein. Ihre TV-Karriere begann sie 1994 bei Tele Züri, 1998 wechselte sie zum Schweizer Fernsehen und moderierte dort drei Jahre «10 vor 10». Nach einem Abstecher zum Privatsender TV3 und zu «Kulturzeit» bei 3sat kehrte sie 2004 zu SRF zurück und führte – mit einem kurzen Unterbruch 2011 – bis 2025 durch das Format «Kulturplatz». Wannenmacher hat drei Kinder aus zwei Ehen und ist mittlerweile Grossmutter. Ihre Töchter Greta und Smilla sind 17 und 15, ihr Sohn Fabio ist 28 und hat ein zweijähriges Kind. Nach einer Diplom-Ausbildung zum psychologischen Coach IKP bietet Wannenmacher seit fünf Jahren Coaching-Zyklen für Führungskräfte an. Ende Jahr schliesst sie die Swiss Board School der Hochschule St. Gallen HSG mit VR-Diplom ab und absolviert einen CAS der HSG in Executive Leadership Coaching.

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