«Zurich Fashion Week findet an einem geheimen Ort statt»
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Tamy Glauser zu Event:«Zurich Fashion Week findet an einem geheimen Ort statt»

Tamy Glauser im Interview
«Hater motivieren mich»

Tamy Glauser will die Schweiz auf die Fashion-Landkarte setzen. Die Präsidentin der Zurich Fashion Week lädt Ende August zu einer Night Fashion Show an geheimer Location. Mit Blick spricht sie über Gegenwind, Sponsorenhürden und den Wandel der Modebranche.
Publiziert: 00:04 Uhr
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Ist bereit, anzupacken: Tamy Glauser, Präsidentin des Vereins Zurich Fashion Week, organisiert Ende August einen grossen Modeevent in Zürich. Sie träumt davon, die Stadt zu einem Fashion-Hotspot zu machen.
Foto: Patricia Broder

Darum gehts

  • Tamy Glauser organisiert die Zurich Fashion Week und will Zürich zur Modemetropole machen
  • Glauser sieht die Sponsorensuche als grösste Herausforderung für die Zurich Fashion Week
  • Knapp 400 Leute kamen zum Casting für die Zurich Fashion Week
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Patricia BroderRedaktorin People

Model Tamy Glauser (40) hat eine Vision: Sie will Zürich zu einer Modemetropole machen. Als Präsidentin des Vereins Zurich Fashion Week (ZFW) organisierte sie im Februar gemeinsam mit ihrem Partner Remo Schmid die erste Fashion Show on Ice in St. Moritz GR. Nun steht der nächste grosse Termin an: Am 28. August findet in Zürich die Night Fashion Show Preview statt: eine grosse Modeschau mit exklusiven Schweizer Designern, Models und Prominenten. Die Location ist noch streng geheim. Nur so viel: Der Event wird mitten in der Stadt stattfinden – «mitten im Geschehen».

Tamy Glauser, bald gehts los. Haben Sie überhaupt noch Zeit, wie jetzt bei unserem Gespräch einen Kaffee zu trinken, ohne dass dabei ständig ihr Handy klingelt?
Tamy Glauser: (lächelt.) Ja, ich und mein Partner haben zum Glück ein Superteam hinter uns. Wir ergänzen uns sehr gut. Alle haben in ihrem Bereich viel zu tun. Meine Rolle ist es, dabei den Überblick zu behalten und die Richtung zu zeigen.

Was ist aktuell die grösste Herausforderung?
Ich würde sagen, die Sponsorensuche. Wir haben viele kreative Köpfe, die Visionen und das nötige Know-how haben. Aber die Schweiz ist ein Sicherheitsland. Wirtschaftlich gesehen sind es aktuell nicht die besten Zeiten – und bevor Firmen investieren, wollen sie sehen, ob etwas rentabel und etabliert ist. Wir sind neu. Gleichzeitig ist genau das auch ein Vorteil. Ausserdem macht es echt Spass, mit uns zu arbeiten. (lacht) Ich bin da sehr optimistisch.

Liegt die Schwierigkeit auch darin, dass Zürich noch kein Fashion-Hotspot ist?
Ja, es ist sicher so, dass die Schweiz noch nicht als Modeland wahrgenommen wird. Aber viele spüren den Wunsch, dass Zürich zu einem Hotspot wird. Wir haben so viele fähige, kreative Fashion-Leute in unserem Land. Mein Ziel ist, einen funktionierenden Wirtschaftszweig aufzubauen, damit Talente hierbleiben können – und eben nicht alle nach Paris, Mailand oder London abwandern. Das ist ein Prozess. Angesichts dessen, wie es aktuell läuft, bin ich aber sehr zuversichtlich.

Tamy Glauser weiss, wovon sie spricht. Über zehn Jahre lang lief sie als Topmodel für die grossen Namen: Vivienne Westwood, Jean Paul Gaultier, Givenchy und Louis Vuitton. Die Bernerin lebte jahrelang in Paris, hatte Shootings für internationale Magazine und grosse Kampagnen. Westwood lobte ihre besondere Ausstrahlung. 

Was hat sich in der Modebranche in den vergangenen Jahren am meisten verändert?
Als ich anfing, gab es kaum Diversität. Ich war als 27-Jährige mit Glatze ein Alien zwischen generischen Schönheiten. (lacht) Heute will man vor allem Persönlichkeiten und nicht nur Kleiderständer. Das ist gut so. Leider drängen gleichzeitig auch immer mehr Influencer ohne Laufstegqualitäten ins Business, weil sie Reichweite haben. Das nimmt der Mode als Kunstform genau das, was sie ausmacht: dieses Unerreichbare und den dadurch entstehenden Zauber.

Sie haben Ihre Rolle gewechselt: vom Model auf der internationalen Bühne zur Mentorin hinter den Kulissen. Wie fühlt sich das an?
Es ist toll. Mein Wissen zu teilen und für etwas Sinnvolles einsetzen zu können, fühlt sich sehr gut an. Wenn ich sehe, wie viele sich für unser Casting in Landquart angemeldet haben – knapp 400 Leute sind gekommen –, dann freut mich das sehr. Und es macht mir grossen Spass, mit den Models zu arbeiten und ihnen etwas mehr Selbstbewusstsein mitzugeben. Gerade in der Schweiz sind viele zurückhaltend. Ich versuche, den Models dann zu erklären: «Das ist jetzt dein Raum, alle Augen sind auf dich gerichtet.» Und wenn sie diese Kraft dann plötzlich fühlen, entwickelt sich daraus eine Energie, die es auf dem Laufsteg zwingend braucht. Sie entsteht nur durch Authentizität und eine radikale Selbstverständlichkeit in Bezug auf die eigene Schönheit.

Nach Ihrer letzten Show in St. Moritz gab es auch kritische Stimmen. Es sei schlecht organisiert gewesen. Die Leute hätten stundenlang in der Kälte warten müssen – stimmt das?
Mich interessiert ja, wie viele von diesen Stimmen selber schon mal einen Event auf die Beine gestellt haben. (lacht) In St. Moritz erfuhren wir nur wenige Stunden vor dem Event, dass wir die Location wechseln müssen, weil der See zu unsicher war. Ich weiss nicht, wer sonst es geschafft hätte, in so kurzer Zeit zu organisieren, dass der ganze Runway an einem anderen Ort stattfinden konnte. Generell kann ich zu solcher Kritik sagen: Wir sind neu, wir lernen, wir geben unser Bestes. Wir machen auch Fehler, wir sind menschlich. Wären wir schon perfekt, dann hätte ich nicht denselben Ansporn, wie ich ihn aktuell habe. Es geht doch auch darum, zu wachsen. Ganz im Sinne von: Der Weg ist das Ziel. 

Wie gehen Sie generell mit Kritik dieser Art um?
Ganz einfach: Sie motiviert mich. Wenn wir Hater haben, dann machen wir auf jeden Fall etwas richtig – oder nicht? (lacht) Wir machen unser Ding, bleiben offen und verschwenden keine Energie an Konkurrenzdenken. Wir nehmen niemandem etwas weg, im Gegenteil. Alles Fair Play. Ausserdem: Wenn Zürich auch als Modestadt gesehen werden soll, braucht es doch so viele Modeschaffende wie möglich. Ich sehe da nur Gutes.

Apropos fair: Manche kritisierten auch, dass Models an Ihren Events gratis arbeiten müssen.
Das stimmt nicht. Gerade aufgrund meiner Modelvergangenheit war es mir von Anfang wichtig, dass alle Models bezahlt werden. In St. Moritz war die Gage eindeutig zu niedrig. Aber es war das Höchste, was wir damals als Verein anbieten konnten. Ich werde ganz schweizerisch keine Zahlen nennen, doch ich kann sagen: Wir haben die Gagen unterdessen sogar mehr als verdoppelt. Und es soll künftig noch mehr werden.

Der Preview-Event findet diesen Donnerstag zwischen 1.00 und 2.30 Uhr morgens statt – sehr spät, vor allem für Leute, die am nächsten Tag arbeiten müssen. Warum dieser Fahrplan?
Diese Frage kann ich so nicht beantworten beziehungsweise erst nach der Show. (lacht) Bis jetzt haben sich vielleicht manche der Gäste über die späte Uhrzeit gewundert, aber beschwert hat sich bisher niemand. In Zürich ist eben alles möglich.

Als Präsidentin und Creative Director der Zurich Fashion Week spricht Glauser entspannt und präzise. Ihre Augen leuchten, wenn sie ausführt, wie sie sich den Modestandort Schweiz vorstellt. 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Zurich Fashion Week?
Dass wir so etabliert sind, dass wir zum Beispiel der besten Absolventin einer Modeschule eine eigene Kollektion finanzieren können. Mit Branding, Kontakten und Ressourcen. Damit kann sie eine eigene Karriere starten und Jobs für andere schaffen. So entsteht eine echte Modewirtschaft in Zürich und in der ganzen Schweiz. Imagine that!

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