Darum gehts
- Reto Hanselmann spricht über Heroinabhängigkeit eines nahen Familienmitglieds
- Hanselmann musste Kontakt abbrechen, um seine eigene Gesundheit zu schützen
- Seit rund fünf Jahren hat er keinen direkten Kontakt mehr
Ein Satz, nach dem es erst einmal still wird. «Ein enges Familienmitglied von mir ist seit Jahren heroinabhängig.» Mit diesen Worten spricht Reto Hanselmann (44) in der aktuellen Folge seines Podcasts «Hanselmann & Heller» zum ersten Mal öffentlich über ein Thema, das ihn seit Jahrzehnten begleitet: Suchterkrankung in der eigenen Familie. Der Zürcher Partykönig, bekannt für Glamour und legendäre Partys, zeigt darin eine besonders verletzliche Seite seines Privatlebens.
«Diese Geschichte begleitet mich seit 20 Jahren», sagt Reto Hanselmann im Gespräch mit Blick. «Am Anfang merkt man gar nicht, was mit diesem Menschen passiert. Es beginnt harmlos, und plötzlich gibt es kein Zurück mehr.»
Heroin im Gemeinschaftszentrum
Angefangen hat alles in den 1990er-Jahren in einem Zürcher Gemeinschaftszentrum, «wo man als Junge zusammen kifft und lacht», erinnert sich der Eventmanager. Irgendwann habe jemand etwas Neues – Heroin – mitgebracht, und das Familienmitglied habe sich zum Konsum hinreissen lassen. «Wenn du das einmal probierst und dieses warme, schwebende Gefühl erlebst, bist du verloren», so Hanselmann.
In den darauffolgenden Jahren versuchte der 44-Jährige immer wieder, dem betroffenen Familienmitglied zu helfen. «Ich wollte Therapien organisieren, einfach da sein. Aber irgendwann musste ich sagen: Es geht nicht mehr. Du wirst nur noch belogen.» Seine Stimme wird ruhig und schwer. «Ich habe jahrelang mitgelitten, bis ich den Kontakt abbrechen musste – für meine Gesundheit, für meine Psyche. Ich war irgendwann nur noch leer.»
Reto Hanselmann weiss, wovon er spricht. Er hat selbst prägende Erfahrungen mit Drogen gemacht – wenn auch nie mit Heroin. «Ich war stark kokainabhängig. Ich habe unter der Woche allein konsumiert, bis ich eines Tages wegen einer Überdosis im Spital aufgewacht bin. Ich hatte Glück.» Das habe ihm Angst gemacht und Respekt eingejagt. «Seither rühre ich keine Drogen mehr an.»
«Ich weiss, wie schnell man kippt»
Der Partyveranstalter geniesst an Events zwar gern mal «ein paar Drinks» – aber nur am Wochenende und nie allein, wie er betont. «Ich bin gebrannt, was Sucht angeht. Ich weiss, wie schnell man kippt, und ich kenne das Monster. Und genau darum tut es so weh, wenn man sieht, dass jemand aus der eigenen Familie diesem Monster verfallen ist und sich nicht mehr davon befreien kann.»
In all den Jahren, in denen er dem betroffenen Menschen helfen wollte, habe er vor allem erkennen müssen, «dass man einem Süchtigen nicht helfen kann, wenn er das nicht will», so Hanselmann. «Er gaukelt dir alles vor: Reue, Einsicht, Pläne. Aber die Droge ist stärker als jedes Versprechen. Sucht ist der grösste Teufel, den es gibt.» Mit der Zeit habe er gelernt, Grenzen zu setzen. «Ich gebe unterdessen kein Geld mehr. Wenn ich weiss, die Person hat Hunger, dann gehe ich mit, lade sie zum Essen ein. Aber ich überweise nichts mehr. Alles, was du gibst, landet am Ende wieder auf dem Schwarzmarkt.»
«Aufgeben werde ich diesen Menschen nie»
Wie lebt er heute mit dieser Distanz? «Aufgeben werde ich diesen Menschen nie. Aber ich habe aufgehört zu glauben, ich könne ihn retten», sagt er bestimmt. «Die Hand, die man reicht, darf begleiten – aber nicht finanzieren. Man kann da sein, zuhören, essen gehen. Aber man darf nicht das System füttern, das diesen Menschen zerstört.»
Seit rund fünf Jahren hat Reto Hanselmann keinen direkten Kontakt mehr zum drogenkranken Familienmitglied. «Ich weiss nicht, wie es dieser Person heute geht. Ich hoffe, es geht ihr gut, und dass sie es irgendwann schafft, von diesem Gift wegzukommen. Wenn dieser Mensch so weit ist, bin ich da und unterstützte ihn, mit all meiner Kraft.»