Darum gehts
- Hannelore Nurna überwindet schwere Alkoholsucht und findet Neuanfang im Schwimmen
- Tägliches Schwimmen und Therapie helfen ihr, trocken zu bleiben
- Von 2019 bis 2022 gab sie jährlich rund 30'000 Franken für Alkohol aus
In den ersten Morgenkaffee goss Hannelore Nurna (69) einen gewaltigen Schuss Wodka, schlief dann bis um drei Uhr nachmittags und griff wieder zur Flasche. Die in Zürich wohnhafte Deutsche war schwer alkoholkrank. «In meinen schlimmsten Zeiten trank ich täglich eine Flasche Wodka, eine Flasche Wein, und immer häufiger kam Bier dazu», erzählt sie gegenüber Blick.
Lange liegt dies nicht zurück. «Während der Pandemie kam meine Pensionierung vor vier Jahren. Mein Zustand wurde immer katastrophaler. Ich habe nur noch gesoffen, mich psychisch und körperlich vernachlässigt, lebte in meiner Wohnung wie ein Messie.» Ihre Gedanken hätten sich nur darum gedreht, wie sie an den Stoff kommt, ohne dass es gross auffällt. «Ich kaufte in verschiedenen Läden ein, bestellte immer mehr online.»
Als Kind gabs rohes Ei in Rotwein
Von 2019 bis 2022 gab die gelernte Krankenschwester jährlich rund 30'000 Franken aus – nur für Alkohol. «Auf mein Leben gerechnet, war es sicher eine halbe Million Franken.»
Eine Initialzündung, zur Flasche zu greifen, habe es in ihrem Leben nie gegeben, es gehörte von klein auf dazu. «Wenn meine Schwester oder ich krank waren, gabs ein rohes Ei in Rotwein. Wir durften auch von der Ananasbowle trinken, die meine Eltern machten», so Nurna, die in Ravensburg (D) am Bodensee aufgewachsen ist.
In ihren Jugendjahren trank sie mit der Clique, um dazuzugehören, dann: «Um zu vergessen, um etwas schönzutrinken, gegen die Überforderung oder was auch immer. Es gab immer einen Grund, zur Flasche zu greifen, und wenn es nur die Langeweile war. Nach ihrer Ausbildung wurde sie mit erst 30 Jahren Pflegedienstleiterin. «Ich war damit total überfordert. Von personellen Problemen, Dienstplänen, mit denen viele nicht einverstanden waren. Den Frust trank ich abends weg.»
Nach dem Entzug kam die Entwöhnung
Mit den Jahren griff sie immer mehr zur Flasche, auch am Tag. «Doch ich habe funktioniert. Später sagten mir Freunde, es sei ihnen klar gewesen, dass ich ein Alkoholproblem hatte. Eine Freundin hat mich darauf angesprochen. Ich war nicht bereit, dies zuzugeben oder mich auch nur entfernt damit auseinanderzusetzen. Also brach ich die Freundschaft ab, was mir heute noch leidtut.»
Es sei erst vor drei Jahren gewesen, als sie ein lieber Freund darauf angesprochen hatte, sich Hilfe zu holen. «Ich war am Tiefpunkt meines Lebens. Seine Worte kamen zur rechten Zeit. Und ich liess mich am 30. Juni 2022 in die Forel Klinik in Ellikon an der Thur ZH einweisen.»
Körperlich habe sie keine Entzugserscheinungen gespürt. «Kein Zittern, kein Schwitzen, gar nichts. Ich habe Medikamente erhalten und unglaublich viel geschlafen.» Nach dem Entzug brauchte sie zwei Wochen lang einen Rollator. So miserabel sie körperlich beieinander gewesen. Es folgte die Entwöhnung, dann der Wechsel in eine Wohngruppe. Nach drei Monaten kam die Pensionärin in eine Tagesklinik, schlief bei sich zu Hause. Noch heute nimmt sie regelmässige Therapiesitzungen wahr.
Seitdem ist Hannelore Nurna trocken, einen Rückfall hat sie nie gehabt. Sie ist und bleibt konsequent. «Ich mache das Fondue mit Apfelsaft, esse keine Sauce, in der Alkohol ist. Dem Risiko will ich mich nicht aussetzen.» Und sie hat als Mahnmal Dinos, die sie begleiten und daran erinnern. Als Stofftier im Bett, Schlüsselanhänger, im Auto. «Ich wurde in einer Therapie gefragt, welches Tier mir beim Wort Alkohol in den Sinn kommt. Für mich ist es ein Dinosaurier.»
30 Kilo hat sie in drei Jahren abgenommen
Am meisten helfe ihr das Trockenbleiben im Wasser – wortwörtlich. «Seit zwei Jahren schwimme ich mich frei. Täglich mache ich meine 60 Längen im 25-Meter-Becken.» Im Hallenbad in Zürich-Leimbach hat sie die Schwimmtrainerin Ilona Vodárková (50) kennengelernt. Die Zürcherin mit tschechischen Wurzeln war als Schwimmerin auf nationaler und internationaler Ebene erfolgreich. Heute liegt ihr Fokus vor allem auf dem Training von Triathletinnen und Triathleten.
«Ich bin begeistert, welch wunderbare Wandlung Hannelore gelungen ist. Seit einem Jahr ist sie nun am Crawlen und macht grosse Fortschritte. Das ist ein Herzensprojekt für mich – diesen Weg gemeinsam mit Hannelore zu gehen.» Nurna hat die beste Therapie für sich gefunden. «Beim Schwimmen denke ich nicht an Alkohol. Mein Kopf ist unter Wasser, ich sehe die Sauerstoffblasen vom Ausatmen, wie Endorphine durch meinen Körper fliessen und bin einfach glücklich.»
30 Kilo hat die Seniorin in den letzten drei Jahren abgenommen, plant mit Ilona Vodárková einen Schwimmwettkampf für Seniorinnen und Senioren auf die Beine zu stellen. «Ich sehe mich heute als Motivatorin. Auch für Menschen, die sich nach der Pensionierung verloren fühlen.» Ihre wichtigste Botschaft: «Es ist nie zu spät für einen Neuanfang.»
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