«Tickets, Prospekte, Zimmerkarten – ich habe alles gesammelt»
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Scheiber zeigt Fan-Ordner:«Tickets, Prospekte, Zimmerkarten – ich habe alles gesammelt»

Fan-Liebe sorgt für Züglete
Dieses Urner Paar lebt im Europa-Park

Ein Urner Paar lebt seinen Traum im Europa-Park. Sonja Scheiber und Othmar Gamma verlegten ihren Wohnsitz nach Baden-Württemberg, um in Deutschlands grösstem Freizeitpark zu arbeiten.
Publiziert: 19:50 Uhr
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Aktualisiert: 19:54 Uhr
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Sonja Scheiber und Othmar Gamma sind seit 20 Jahren grosse Europa-Park-Fans. Mittlerweile arbeiten sie sogar in der Anlage in Rust.
Foto: Stefan Bohrer

Darum gehts

  • Schweizer Paar lebt und arbeitet seit Jahren im Europa-Park
  • Sonja Scheiber leitet Team im Walliser Dorf, Othmar Gamma betreut Fahrgeschäft
  • 138 Übernachtungen beeindruckten sogar den Parkgründer
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Seit bald 20 Jahren sind Sonja Scheiber (39) aus Erstfeld UR und Othmar Gamma (68) aus Göschenen UR ein Paar und teilen nicht nur die Liebe zueinander, sondern auch die zum Europa-Park. Ihre Leidenschaft war so gross, dass sie Wohnort und Stelle wechselten. Heute liegt ihr Lebensmittelpunkt in Deutschlands grösstem Freizeitpark.

Die Passion für die Touristenattraktion im baden-württembergischen Rust stammt von der Urnerin. Mit ihrer Familie besuchte Scheiber regelmässig den Park. «Seit 1999 einmal im Jahr. Und als ich Othmar sechs Jahre später kennenlernte, schlug ich ihm einen Ausflug dahin vor», erzählt sie. Ihr Partner Gamma selbst sei bis dahin nur einmal 1986 vor Ort gewesen. «Also wollte ich ihm den Park zeigen. Und weil ich sowieso an meiner Autoprüfung war, konnten wir den Trip ganz gut damit verbinden.» In Rust gefiel es Gamma so gut, «dass wir immer wieder die Reise auf uns nahmen. Am Schluss waren wir wöchentlich da, auch wegen der im Europa-Park produzierten Fernsehsendung ‹Immer wieder sonntags›. Unser Rekord liegt bei circa 40 Besuchstagen im Jahr».

Othmar Gamma (links) und Sonja Scheiber (rechts) waren regelmässig in der Fernsehshow «Immer wieder sonntags» im Europa-Park zu Gast. Hier trafen sie Hansi Hinterseer.
Foto: zvg

138 Übernachtungen in den Park-Hotels

Sonja Scheiber und Othmar Gamma lernten sich durch seinen Job als Buschauffeur kennen. Der gelernte Schreiner hatte zu den Verkehrsbetrieben umgesattelt und chauffierte die gelernte Konditorin zu ihrem Arbeitsort. «Viermal am Tag. Und irgendwann kennt man sich einfach», sagt sie mit einem Lachen. Scheiber und Gamma wurden ein Paar. Und grosse Europa-Park-Fans.

Die vielen Besuche in Rust fielen sogar dem Europa-Park-Gründer Roland Mack (76) auf. «Wenn wir ihn sahen, machten wir immer ein Foto mit ihm. Und einmal fragte er uns, wie oft wir jetzt schon da waren. Wir wussten es nicht.» Also erkundigte sich Mack an der Rezeption des parkeigenen Hotels Colosseo. «Es waren 138 Übernachtungen! Da war selbst er beeindruckt.» Beim nächsten Besuch schenkten sie Mack eine Wilhelm-Tell-Figur, die heute im Fondue-Stübli des Walliser Dorfs zu finden ist. «Wunderschön, dass wir etwas zum Park beisteuern konnten», meint Scheiber.

Erst kam Gamma in den Park, Scheiber zog nach

Gamma gefiel der Europa-Park so gut, dass er vor 14 Jahren den Entschluss fasste, dort zu arbeiten. «Für mich war klar: Ich will den EP-Express fahren.» Er bewarb sich auf den Job für das Transportmittel hoch über der Anlage. Mit Erfolg: Ab der folgenden Saison konnte er die Stelle antreten.

Scheiber blieb damals noch zwei Jahre in ihrem Job im Kanton Uri. «Ich besuchte ihn oft. Aber wir wollten zuerst schauen, wie sich das einpendelt. Und nach zwei Jahren habe ich mein Glück auch versucht. In der Gastronomie.» Sie startete an verschiedenen Imbissständen, arbeitete im Winter am Weihnachtsmarkt. «Und irgendwann merkten sie, dass sie mich als Schweizerin ja im Walliser Dorf einsetzen könnten.» Heute ist sie dort Teamleiterin und führt ein Team von über zehn Menschen aus fünf Nationen.

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Gamma ist pensioniert, bleibt dem Park aber treu

Seit zwölf Jahren wohnt das Paar gemeinsam in Rheinhausen, einem Nachbardorf von Rust. «Ich hatte Mühe mit Hochdeutsch. Immer die richtigen Wörter zu finden», erinnert sich Scheiber. Gamma ist mittlerweile pensioniert, arbeitet in einem kleinen Pensum weiter im Park als Betreuer des Fahrgeschäfts «London Bus» im englischen Themenbereich. «Es ist so schön, täglich diese freudigen Gesichter zu sehen», sagt er.

An Scheibers Stand im Walliser Dorf gibts Raclette mit Käse aus dem Wallis, Rivella und weitere Schweizer Köstlichkeiten. «Lustigerweise sind die meisten Kunden Schweizer. Alle schwärmen vom Raclette hier», sagt Scheiber mit einem Lachen. Die Heimat vermisse sie nicht. «Hier ist es ja wie daheim», meint sie. Einmal im Monat besuche sie ihre Familie im Kanton Uri. Ihre Liebsten in der Heimat waren nicht nur begeistert von ihren Plänen. «Freunde und Familie waren erst etwas skeptisch», erzählt Scheiber. «Aber sie haben uns voll unterstützt. Heute freuen sie sich sehr mit uns.»

Sonja Scheiber zeigt stolz den Schweizer Raclettekäse, der an ihrem Stand serviert wird.
Foto: Stefan Bohrer

Rückkehr in die Schweiz kein Thema

Die Passion für den Europa-Park ist mit der Arbeitsstelle nicht kleiner geworden. In ihrem gemeinsamen Zuhause hat das Paar eine beachtliche Sammlung an Euromäusen, dem Maskottchen des Parks. «Seit 1999 habe ich jeden Prospekt und jede Zimmerkarte aufbewahrt», sagt Scheiber. Den Park besuchen die beiden weiterhin auch privat. «Wir fahren alles. Von der wilden Achterbahn Voltron Nevera bis zur gemächlichen Elfenfahrt.»

Pläne, wieder zurück in die Schweiz zu ziehen, hat das Paar nicht. «Hier ist jetzt unser Zuhause», meint die Gastronomie-Mitarbeiterin. «Und wenn ich will, bin ich ja total schnell in der Schweiz. Wenn nicht im Walliser Dorf, dann in einer Stunde in Basel.»

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