Darum gehts
- Beat Hirt hinterlässt Sixties-Memoiren, Sam Mumenthaler ist Herausgeber
- Hirt traf Musiklegenden wie Bob Dylan und fotografierte den unbekannten David Bowie
- 1965 gründete Hirt mit Jürg Marquard und Susanne Bihrer die Zeitschrift «Pop»
Als der Berner Popchronist und Musiker Sam Mumenthaler (64) diesen Schatz birgt, ahnt er noch nicht, wie gross er wirklich ist. Er kennt den Zürcher Journalisten Beat Hirt (1939–2024) zwar seit 25 Jahren und weiss, dass dieser seine Erinnerungen an die 1960er-Jahre aufgeschrieben hat. «Ich ermutigte Beat bei unseren Treffen dazu, weil ich ahnte, wie nahe er damals an der internationalen Musikszene gewesen war. Doch erst als mir seine Nachbarin und Geschäftspartnerin Martina Egi nach seinem Tod das voluminöse Word-Dokument übermittelte, realisierte ich, was ich da für ein Juwel in den Händen hielt», erzählt Mumenthaler gegenüber Blick.
«Der Text war frech, knackig, ungeschminkt. Und ganz nahe dran am popmusikalischen Aufbruch. Geschrieben aus der Sicht eines wohlbehüteten Schweizers, der als einer der ersten ‹tscheggte›, was da auf uns zukam», schreibt er im Vorwort des Buches «Beat by Beat».
Trompetenstunden mit Kaspar Villiger
Mumenthaler fungierte als Herausgeber von Hirts Sixties-Memoiren. «Meine Arbeit war eine Art Mastering oder Remix», sagt er im Musikerjargon. «Wobei ich versuchte, möglichst wenig am Originalsound zu verändern.» Die meisten Bilder stammen ebenfalls von Hirt.
Hirt ist ein Einzelkind aus Wiedikon ZH, sein Vater Oberrichter. Er ist früh «vom Plattenvirus befallen», wie er es selbst ausdrückt. Als 17-Jähriger nimmt er mit seinem Schulkollegen Kaspar Villiger (84), dem späteren Bundesrat, kurz Trompetenstunden. Doch Hirts Talent ist überschaubar. Anders verhält es sich mit dem Schreiben, zu dem er über die Pfadizeitung «Allzeit Bereit» kommt.
Nach seinem Handelsschulabschluss ist er lange ratlos und jobbt in verschiedenen Bereichen. In den frühen 1960er-Jahren liefert er so auch lokale News für die internationale Presseagentur UPI, die in Zürich eine Filiale betreibt. Leiter ist der zukünftige Blick-Chefredaktor Peter Uebersax (1925–2011). Später schreibt Hirt für die «Schweizer Illustrierte» und ist kurzzeitig «Tele»-Chefredaktor.
Dylan, Bowie, The Who und die Stones
Auf eigene Faust reist er nach London, Liverpool oder Paris und kommt dank Wagemut und Glück mit späteren Stars wie Bob Dylan (84) in Berührung. Und merkt manchmal erst Jahre später, wen er da fotografiert, so 1966 den damals noch unbekannten David Bowie (1947–2016).
Mit dem späteren Verleger Jürg Marquard (80) und Susanne «Pop-Suzy» Bihrer bildet er 1965 die erste Redaktion der «Schweizer Beat- und Pop-Zeitschrift», wie das «Bravo»-Konkurrenzmagazin «Pop» anfangs im Untertitel heisst.
Dank Pioniergeist und Beziehungen kommt es zu den sagenhaftesten Begegnungen. So reist Hirt im November 1966 auf Einladung von Hotelkönig Ruedi Märkle nach Grindelwald BE und trifft die britische Band The Who bei einer Schneeballschlacht – Wham in Saas Fee VS 1984 wirken dagegen wie kalter Kaffee.
Durch die fortwährende «Pop»-Kritik am Programm von Radio Beromünster helfen Hirt und Marquard 1968 direkt mit, in der Schweiz eine Hitparadensendung zu initiieren, die Marquard von 1970 bis 1974 auch moderiert.
«Blick ist dabei»
Und Hirt ist hautnah dabei, als die Rolling Stones, die er schon früher getroffen hat, am 14. April 1967 in Zürich auftreten. Am Flughafen Kloten überreicht ihnen die spätere Country-Sängerin Suzanne Klee (79) eine Steintrophäe. Hirt organisiert die Pressekonferenz, betreut die Band und ist auch als Fotograf im Hallenstadion. «Über den Stones schwebt ein grosses Blick-Spruchband. Text: ‹Blick ist dabei›. Etwas, das es vorher noch nie gegeben hat. Und in den Jahren danach nur noch für sehr viel Geld geben wird», schreibt Hirt.
Das Buch erwähnt viele noch heute bekannte Grössen wie Toni Vescoli (83), Freddy Burger (79) oder Roger Schawinski (80), aber auch vergessene, nicht minder spannende Figuren wie Giorgio Gomelsky (1934–2016), ein aus Russland eingewanderter Tessiner, der die Rolling Stones als Erster managt.
«Beat by Beat» ist jedoch viel mehr als eine Story-Fundgrube für Fans und ein Epochen-Porträt. Es zeigt eindrücklich und reich bebildert mit Hirts eigenen Fotos, auf welchen Pfeilern die heutige Pop- und Medienkultur ruht.
Auch für Hirt, der mit der Schriftstellerin Yvonne Léger (1941–2025) verheiratet war, geht die Reise nach den Sixties abenteuerlich weiter. Er realisiert 1977 das Musical «Tell», arbeitet für das Schweizer Radio und Fernsehen und entwickelt TV-Formate wie «Supertreffer», «Risiko» oder «Ventil» mit Frank Baumann (68). 1999 gründet er die noch heute bestehende Filmproduktionsfirma «Mesch & Ugge». Im August 2024 stirbt Hirt 84-jährig in Zürich.
«Beat by Beat – Im Strudel der Sixties», Verlag Sturm & Drang. Vernissage am 10. November im Restaurant Weisser Wind in Zürich und am 18. Dezember im Bären Münchenbuchsee BE.
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