Michael Patrick Kelly
«Michelle Gisin sagte mir, sie höre meine Songs»

Michael Patrick Kelly präsentiert sein Album «Traces» und teilt bewegende Geschichten. Von Suizidprävention bis zur Ehrung seines Vaters – der Musiker spricht über prägende Momente und eine besondere musikalische Familien-Reunion.
Publiziert: 29.10.2025 um 19:54 Uhr
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Michael Patrick Kelly sorgt auf seinem neuen Album «Traces» für eine Wiedervereinigung der Kelly Family.
Foto: Pressebilder

Darum gehts

  • Michael Patrick Kelly spricht über sein neues Album und persönliche Erfahrungen
  • Kelly widmet einen Song der Suizidprävention – inspiriert wurde er von einem Polizisten
  • Das Album «Traces» enthält als Tribut ein gemeinsames Lied mit den Kelly-Geschwistern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michel ImhofTeamlead People

Die Sonne scheint vom strahlend blauen Himmel, im Hintergrund ein Olivenbaum. In dieser schönen Kulisse nimmt sich Michael Patrick Kelly (47) per Videoanruf Zeit, um mit Blick über sein sechstes Album «Traces» zu sprechen, das am 31. Oktober in die Läden kommt. «Ich bin gerade auf Mallorca und sehe von hier aus das Meer», sagt der Musiker, der in die legendäre Kelly Family hineingeboren wurde, zu Gesprächsbeginn. «Ich mache ein bisschen Ferien, besuche Freunde und tanke Kraft für die heisse Phase der Albumpromotion. Es ist warm und sonnig, ich kann mich nicht beschweren.»

Blick: Für «Traces» gingen Sie auf Spurensuche. Was war die grösste Erkenntnis daraus?
Michael Patrick Kelly: Ich glaube, dass alles, was wir im Leben erfahren, Spuren hinterlässt. Und dann gibt es intensivere Erfahrungen, die positiv oder negativ stärker prägen als andere. Der Titel ist beispielsweise von einem T-Shirt inspiriert, das mein Vater an seinem Todestag trug. «Viele Menschen treten in dein Leben, aber nur wenige hinterlassen Spuren.» Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Was möchte ich als Mensch, als Musiker? Und was mache ich mit den durchschnittlich 4000 Wochen Leben, die ich geschenkt bekam?

Der Titel «K.H.A.» steht für «Keep Hope Alive» und beschäftigt sich mit dem sensiblen Thema Suizidprävention. Oft ein Tabuthema.
«K.H.A.» ist inspiriert von einem langen Gespräch, das ich mit einem amerikanischen Polizisten hatte, der in seiner Dienstzeit mehr als 200 Menschen auf der Golden Gate Bridge davon abgehalten hat, sich das Leben zu nehmen. Als ich Anfang 20 war, hatte ich eine sehr schwierige Phase in meinem Leben. Daher kenne ich das Gefühl, den Lebensmut zu verlieren. Ich lebte damals auf einem Schloss, hatte sehr viel Ruhm, fühlte mich aber innerlich leer. Ich suchte nach Sinn, Erfüllung und Frieden und habe Gott sei Dank durch eine eineinhalbjährige Psychotherapie und den Glauben wieder zu mir gefunden. Deshalb weiss ich, wie wichtig Hilfe im richtigen Moment ist.

Wo fanden Sie den Sinn nach Ihrer Sinnkrise?
Ich bin nach Kalkutta geflogen und habe drei Wochen in einem Hospiz, das von Ordensschwestern von Mutter Teresa geleitet wird, gearbeitet. Das war heftig. Es waren Menschen da, mit Lepra, Tuberkulose, mit offenen Wunden. Frauen, die man wegen ihrer Krankheit wehrlos auf der Strasse hatte liegen lassen. Manche waren nur noch Haut und Knochen. Das hat mich wachgerüttelt und mir gezeigt, dass es einem selbst am meisten hilft, wenn man anderen Menschen helfen kann. Wir vergessen oft, wie gut es uns geht. Mir hat das geholfen, nichts mehr für selbstverständlich zu nehmen. 

Haben Sie dort auch Musik gemacht?
Ich wurde in einer Situation gefragt, ob ich etwas singen könne. In einem Saal, in dem nur Männer waren. Es sah aus wie ein Kriegslazarett. Und als ich mit dem Singen begann, wurde plötzlich gelacht und alles lebendig, an diesem Ort, an dem der Tod allgegenwärtig war. Ich war total überfordert mit der Situation und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Ich entschied mich fürs Lachen. Das war eine unvergessliche Erfahrung. Und davon handelt der Titel «Calcutta Angel».

Mit dem Titel «The Day My Daddy Died» machen Sie Kelly-Family-Fans ein grosses Geschenk. Im Lied werden Sie als Solo-Artist von ihren Geschwistern begleitet, von der gesamten Kelly Family. Sogar Maite Kelly singt mit, die sich auf ihre Schlagerkarriere konzentriert

Ja, es ist wirklich ein kleines Wunder. Es gibt auf dieser Aufnahme so viele Kellys wie schon seit langem nicht mehr in einem gemeinsamen Lied. 

Sie selbst setzen auch auf Ihre Solokarriere und sind beim Comeback der Kelly Family seit 2017 nicht dabei. Wie haben Sie alle für das Lied zusammengetrommelt?
Wenn es um Prägungen geht, müssen die Vorfahren natürlich auch erwähnt werden. Und nachdem ich auf meinem letzten Album einen Titel meiner Mutter gewidmet hatte, wollte ich nun meinem Vater ein musikalisches Denkmal setzen. Und kurz vor Albumabgabe kam mir die Idee, für diesen Titel alle meine Geschwister zu fragen. Innert kürzester Zeit haben alle ihren Teil aufgenommen, in Tonstudios in Irland, Spanien, Deutschland oder den USA. Als ich dann das fertig gemixte Lied im Studio in Deutschland hörte, kamen mir die Tränen. Und es geht hier nicht um Marketing. Es ist eine ehrliche, geschwisterliche Begegnung in der Musik, um unserem Vater eine Ehre zu erweisen.

Über Ihren Vater wurde in den Neunzigern nicht nur Gutes geschrieben.
Das stimmt. Mir geht es aber nicht um eine Richtigstellung nach aussen, sondern darum, ihm zu danken für das viele Gute, das er getan hat. Mein Vater liebte die Freiheit und schickte uns Kinder nicht zur Schule, das war damals verboten. Und immer, wenn die Behörden nachfragten, waren wir am nächsten Tag weg. Dieser Lebensstil war aber nicht nur Idealismus, er entstand auch aus der Not. Stellen Sie sich vor: Ihre Frau stirbt mit 36 Jahren, und plötzlich stehen Sie mit zehn Kindern und ohne Geld da. Das zu stemmen, ist eine Wahnsinnsleistung. Und dann unter diesen Umständen die Freude zu anderen Menschen zu bringen, bis zu diesem riesigen Erfolg in den Neunzigern, das ist krass. 

Welche Spuren wollen Sie selbst hinterlassen?
Ich will mir nicht anmassen, bei anderen Menschen Spuren zu hinterlassen. Ich versuche einfach, mit meiner Musik Menschen zu ermutigen und Hoffnung zu geben. Und ich bekomme oft sehr schöne Feedbacks. Beispielsweise hat mir die Schweizer Olympiasiegerin Michelle Gisin einst gesagt, dass sie sich vor einem Wettkampf einen Titel von mir anhöre. Und eine Frau hat mich kürzlich umarmt und sich bedankt, weil sie meinte, dass es sie ohne meine Musik nicht mehr gäbe. Andere heiraten zu meinen Songs oder verabschieden einen geliebten Menschen. Solche Rückmeldungen sind mir wichtiger als jede Schallplatte oder Nummer 1. 

Michael Patrick Kelly tritt am 2. Mai 2026 im Hallenstadion Zürich auf. Tickets gibts bei Ticketcorner.

Kelly-Family-Star singt inkognito auf Schweizer Strasse
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