Darum gehts
- Jimmy Kimmel abgesetzt. Aufregung in USA über Einschränkung der Meinungsfreiheit
- Schweizer Comedians äussern sich besorgt über die Entwicklung
- Patti Basler (50) wirkte bei zwei SRF-Late-Night-Shows mit
In den USA herrscht Aufregung: Jimmy Kimmel (57), einer der bekanntesten Late-Night-Show-Moderatoren des Landes, ist abrupt seinen Job los geworden. Offiziell begründet der Sender ABC den Schritt mit Kimmels Äusserungen nach dem Attentat auf den rechten Aktivisten Charlie Kirk (†31). Doch viele sehen dahinter ein Nachgeben auf politischen Druck – besonders, weil nach Stephen Colbert (61) nun ein weiterer Trump-Kritiker aus dem Programm verschwindet.
Liberale Politikerinnen und Politiker, Medien und Prominente zeigen sich alarmiert. Sie sprechen von einem Angriff auf die Meinungsfreiheit und fragen sich, wie frei die Bühne der Kritikerinnen und Kritiker in einer Demokratie überhaupt noch ist. Was sagen Schweizer Comedians dazu?
«Die Absetzung von kritischen Sendungen in den USA war eine Frage der Zeit», sagt Mike Müller (61), Schauspieler, Komiker und langjähriger Co-Host der SRF-Late-Night-Show «Giacobbo/Müller» (2008–2016). «Wir sollten uns fragen: Welche Schweizer Politiker*innen schwärmen für Trump und wollen wir solche Verhältnisse auch bei uns?»
«Alle kuschen vor diesem Dummschwätzer»
Müllers früherer Bühnenpartner Viktor Giacobbo (73) wird noch deutlicher: «Wenn ein rachsüchtiger, ungebildeter Egomane unter dem Label ‹free speech› gewählt wird, um dann kritische Sendungen und Medien zu bekämpfen, müsste man nicht Satiriker befragen, sondern alle Politiker und Politikerinnen, die vor diesem Dummschwätzer weltweit kuschen.»
Auch Satirikerin Patti Basler (50), die bei den beiden SRF-Late-Night-Shows «Giaccobbo/Müller» und «Deville» (2016–2023) mitgewirkt hat, zeigt sich besorgt. «Eine kritische Stimme mehr verstummt auf einem Sender, welcher auf den Goodwill einer zunehmend diktatorischen Regierung angewiesen ist.» Trump selbst sei dabei «der grösste Satiriker» – er erzähle so viele Absurditäten, dass man immer dann froh sei, wenn er halbwegs vernünftige Vorschläge bringe, «diese sind immer zugunsten seiner Klientel».
«Albert Rösti ist für jeden Spass zu haben»
Die studierte Erziehungswissenschaftlerin, Soziologin und Kriminologin Basler betont, wie wichtig es ist, dass Kritik auch im eigenen Land Platz hat. «Ich bin im SRF bekanntgeworden durch meine unzensierten, weil live geschriebenen und ungeprobten Arena-Protokolle. Der rechtsliberale Jonas Projer hat mir damals diese Plattform ermöglicht, der eher eingemittete Sandro Brotz hat mich übernommen.» Sie könne dort frei austeilen – auch gegen Bundesräte. «Alain Berset war offensichtlich kein Fan von mir, trotzdem wurden meine Witze über ihn nie zensiert. Der aktuelle Medienminister Albert Rösti ist für jeden Spass am TV zu haben.»
In der Schweiz fehle es vor allem an Geld, so Basler, die Einschränkung verlaufe subtiler – etwa durch finanzstarke Anti-Gebühren-Kampagnen. «Dabei ist ein gebührenfinanzierter Sender die einzige gesetzliche Möglichkeit für Unabhängigkeit. Arme und Reiche, Linke und Rechte, jede und jeder bezahlt gleich viel. So hat weder die politische Elite noch die Geld-Elite Anspruch darauf, dass ihre Meinung vertreten wird.»