Raabs Rückkehr wird ein Reinfall
Auferstehung eines ewig Gestrigen

Stefan Raab lässt sich sein Comeback vergolden: Etwa 90 Millionen Euro soll RTL in den TV-Giganten investiert haben. Ein grosser Teil der Shows wird hinter einem Bezahlservice versteckt sein. People-Journalistin Berit-Silja Gründlers ist überzeugt: Das geht in die Hose.
Publiziert: 15.09.2024 um 19:56 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2024 um 09:13 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • RTL soll 90 Millionen Euro in Rab-Comeback investiert haben
  • Neue Show soll Bezahlplattform pushen
  • Schenkelklopfer-Humor ist aus der Zeit gefallen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
People-Journalistin Berit-Silja Gründlers glaubt, dass die Raab-Rückkehr ein Reinfall werden wird.
Foto: Foto: Ringier Medien Schweiz, 15.02.24 Mitarbeiterportrait. Berit-Silja Gründlers, Journalistin People, Blick.
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Berit-Silja GründlersRedaktorin People

Ganz ehrlich, ich wollte so sehr mögen, was am Samstagabend über die Bühne ging. Ich wollte, dass der TV-Anarchist und Held meiner Jugend ein würdiges Comeback feiern kann. Stefan Raab (57) hat das deutschsprachige Unterhaltungsfernsehen der späten 1990er und frühen 2000er geprägt wie kaum ein Zweiter. Und genau da liegt die Krux. Der Humor von damals ist das Fremdschämen von heute. Stefan Raab wird nichts anderes werden als Gottschalk 2.0: ein ewig Gestriger, der nicht begreift, dass sein Verständnis davon, was lustig ist und auf wessen Rücken man seine Art von Humor austragen kann, nicht mehr zeitgemäss ist. Raabs Prämisse: Durch seine knapp zehn Jahre andauernde Abwesenheit sei «eine ganze Generation ohne gutes Entertainment» herangewachsen. Ich sage, in seiner Abwesenheit ist eine ganze Generation von Menschen herangewachsen, die seine Witze einfach nur peinlich finden.

Songzeilen wie «Schlag die Frau» oder Raabs «Altenpfleger»-Spruch in Richtung Regina Halmich (47) haben mir Schauer der Fremdschäm-Hühnerhaut über den Rücken gejagt. Seine neue Show mit dem lupfigen Namen «Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab», kündigte der Entertainer als «absolute Weltneuheit» an. Dabei ist das Ganze nicht mehr als ein Hybrid aus «TV total» und «Schlag den Raab».

Neue Raab-Show nur bei Bezahlsender

Es wird sicher Publikum geben, das sich an Schenkelklopfer-Witzen und einem älteren Herrn, der sich bis zum Zusammenbruch messen muss, erfreut. Dennoch wage ich die These, dass das Investment von 90 Millionen Euro in Raabs Rückkehr für RTL im besten Fall eine Nullnummer wird. Und im schlimmsten ein sehr, sehr, sehr teurer Versuch, den hauseigenen Streaming-Dienst RTL+ aus der Bedeutungslosigkeit zu holen.

Denn was ich ab dem Augenblick befürchtet hatte, als Raab nach der Halmich-Klatsche «ich werde wieder Shows machen» ins Mikro japste, bestätigte er bei seiner seltsamen Pressekonferenz. «Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab» wird nicht im linearen Fernsehen zu sehen sein, sondern nur für diejenigen, die bereit sind, dafür zu zahlen.

Ich sehe sie praktisch vor mir sitzen, die Führungsriege von RTL, wie sie sich in einem Konferenzraum einredet, dass dies der «Geniestreich» ist, der «die Jungen» anlocken wird. Aber es werden deren Eltern und Grosseltern sein, die die Kreditkarten zücken und einmal zehn Franken – so viel kostet ein Monatsabo für RTL+ – für schlechte Witze ausgeben. Im besten Fall für Raab und RTL vergessen sie dann, ihre Abos auch wieder zu kündigen. Der Held meiner Jugend aber wird sich hinter der Paywall in Richtung Belanglosigkeit blödeln.

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