So fühlen wir uns
Psychisch krank – das grosse Tabu der Schweizer

Der 10. Oktober gilt weltweit als internationaler Tag der psychischen Gesundheit. Den Schweizern geht es gut, zeigt eine Studie von Pro Mente Sana. Doch: Über die Hälfte der Befragten war aber länger psychisch down, trotzdem spricht man kaum darüber.
Publiziert: 10.10.2019 um 16:46 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2019 um 17:03 Uhr
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Wie es der Schweiz geht, wollte die Stiftung Pro Mente Sana wissen.
Foto: Westend61
Simon Huwiler

Den Schweizern geht es mehrheitlich gut, hat die Studie von Pro Mente Sana in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Sotomo und BLICK gezeigt. 67 Prozent fühlen sich gut oder sehr gut. Am Tag der psychischen Gesundheit, präsentieren Sotomo und Pro Mente Sana ihre Ergebnisse.

Auffallend: Fast die Hälfte der Teilnehmer hatte eine längere psychische Tiefphase. Jeder fünfte Befragte steckt gar gerade in solch einer Krise. Selbst wer nie über längere Zeit down war, kennt jemanden, dem es psychisch schlecht geht. Nur gerade jeder Zehnte konnte sich an niemanden erinnern, dem es psychisch gut geht.

Gestresste Frauen und Junge

Doch kaum jemand spricht darüber. Nur drei Prozent gaben an, dass man über psychische Erkrankungen in der Schweiz offen redet. Ein Problem, findet Roger Staub, Geschäftsführer der Stiftung Pro Mente Sana. «Fast jeder kennt aus seinem Umfeld jemanden mit einer psychischen Erkrankung, trotzdem haben wir oft noch eine falsche Vorstellung davon», so Staub. Denn: «Psychische Erkrankungen kommen öfter vor, als wir denken, sind nicht gefährlich und oft heilbar.» Mit ihrer Aktion «Wie geht’s Dir?», zu der auch diese Studie gehört, will Staubs Organisation für dieses Thema sensibilisieren und Vorurteile abbauen.

Der Glückskiller Nummer eins ist Stress. 42 Prozent gaben an, in den letzten zwölf Monaten so viel Stress ausgesetzt worden zu sein, dass er sich negativ auf die emotionale Grundstimmung ausgewirkt habe.

Besonders Frauen belastet Stress stärker. Haben 35 Prozent der Männer Stress als Glücksdämpfer ausgemacht, waren es mit 48 Prozent fast die Hälfte aller Frauen. Auch die jüngere Generation ist besonders von Stress  betroffen. 57 Prozent der unter 35-Jährigen gaben an, in den letzten zwölf Monaten unter Stress gelitten zu haben.

Reden hilft – doch tun dies nur wenige

Geht es ihnen schlecht, können zwei Drittel der Personen offen im Freundeskreis darüber sprechen. Bei psychischen Erkrankungen hingegen sieht das Bild anders aus: Gerade mal 34 Prozent vertrauen sich dann dem Freundeskreis an! «Die Angst vor Stigmata ist immer noch da», sagt Staub. Das zeigt auch ein Blick in die Studie. 42 Prozent befürchten, als nicht leistungsfähig eingeschätzt zu werden. Genau so viele befürchten, als labil und schwach zu gelten, sollten sie sich jemandem offenbaren.

Gegen psychische Erkrankungen hilft es, professionelle Hilfe zu suchen. Zum Beispiel telefonisch über Pro Mente Sana oder in Notfällen bei der Dargebotenen Hand (143). Aber auch schon gegen Traurigkeit oder schlechte Laune gibt es eine einfache Methode: Reden. «Wenn man nach dem eigenen Wohlergehen gefragt wird, soll man eine ehrliche Antwort geben», rät Stau. «Im persönlichen Umfeld offen und ehrlich sein kostet nichts, hilft aber enorm.» Klingt selbstverständlich, ist es aber nicht, wie die Studie zeigt. Nur jeder Dritte gab an, während eines psychischen Tiefs Gespräche geführt zu haben.

Einig sind sich die Befragten, dass Nachholbedarf besteht. Mehr als die Hälfte findet, dass psychische Krankheiten enttabuisiert werden sollten. Jeder Zweite möchte gar mehr wissen, wie psychische Krankheiten funktionieren. Immerhin.

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