Psychische Probleme in der Pubertät
So erkennen Sie eine Jugenddepression

Oft werden Symptome einer Depression bei Jugendlichen als normale pubertäre Verstimmungen abgetan. In vielen Fällen sind sie auch nichts Anderes. Bis zu 20 Prozent aller Jugendlichen jedoch gehen ein- oder gar mehrmals durch eine depressive Episode.
Publiziert: 18.08.2018 um 20:38 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:25 Uhr
Etwa jeder fünfte Jugendliche durchläuft einmal eine depressive Episode.
Foto: Getty Images

Warum verhält sich mein Kind zur Zeit so merkwürdig? Sind es die ganz gewöhnlichen pubertären Stimmungsschwanken die die Eltern so häufig zur Verzweiflung treiben oder steckt da mehr dahinter? Das zu unterscheiden fällt Eltern oft schwer. Und das zu recht, es ist ganz normal, dass Teenager hin und wieder wütend oder traurig sind. Aufhorchen sollte man der Kinderpsychologin Dr. Kimberly Burkhart von den University Hospitals of Cleveland in den USA zufolge aber, wenn die Stimmungsveränderung des Nachwuchses länger als zwei Wochen anhält. Sie rät in diesem Fall den Psychologen aufzusuchen.

Zudem gibt sie Tipps, welche Anzeichen auf eine Depression hindeuten können:

  • Auffällige Veränderung der Schlafgewohnheiten: Dies gilt sowohl für zu wenig als auch für zu viel Schlaf, aber auch, wenn immer wieder lange Nickerchen gemacht werden.
  • Antriebslosigkeit und Interessensverlust: Das zeigt sich etwa, wenn Kinder sich stark zurückziehen oder sich an Aktivitäten, die ihnen früher Spass gemacht haben, plötzlich nicht mehr erfreuen können.
  • Auffälliger Rückzug von Freunden und Familie
  • Schwierigkeiten beim Denken und Konzentrieren: Dies kann auf eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) hindeuten, aber auch Anzeichen einer Depression sein.
  • Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme, beziehungsweise eine auffällige Veränderung des Appetits
  • Leistungsabfall in der Schule
  • Grosse Müdigkeit oder Energieverlust
  • Selbstverletzungen: Dazu gehört, sich beispielsweise selbst mit einem Messer zu «ritzen», zu kratzen, immer wieder an der Haut zu knibbeln oder sich selbst zu schlagen.
  • Mangelndes Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl und das Gefühl von Wertlosigkeit
  • Gefühl von Hoffnungslosigkeit: Das können negative Gedanken über sich selbst, über andere oder über die Zukunft sein.
  • Wiederkehrende Selbstmordgedanken oder Gedanken über den Tod

Sollten mehrere dieser Verhaltensweisen beim Kind über einen längeren Zeitraum beobachtbar sein, sollte ein Jugendpsychologe oder Arzt aufgesucht werden.

Warum ist mein Kind depressiv?

Oft ist es nicht einfach, einen bestimmten Grund auszumachen, der die depressive Episode auslösgelöst hat. Meist ist eine Akkumulation von verschiedenen Faktoren Schuld an der Erkrankung. Die genetische Disposition kann ein solcher Faktor sein aber auch überwältigende Ereignisse in der Kindheit wie ein schwerer Verlust. Zusammen mit einem Triggererlebnis wie beispielsweise einer Trennung können sich die Gefühle von Traurigkeit und Einsamkeit zu einer ausgewachsenen Depression entwickeln.

Daneben wurden in den letzten Jahren andere häufige Auslöser für Jugenddepressionen identifiziert. Dazu gehören Mobbing, Leistungsdruck und Überforderungszustände. Auch Verlusterlebnisse wie etwa der Tod eines guten Freundes oder eines Familienmitglieds können eine Episode begünstigen. Weitere Trigger können traumatische Erlebnisse wie Unfälle oder Gewalterfahrungen, ein Umzug, ein nicht gut gelungener Schulwechsel oder massive ungelöste Familienkonflikte sein.

Was können Eltern tun?

Jugendliche in den Teenagerjahren gehen oft auf Distanz zu ihren Eltern. Doch auch in der manchmal angespannten Situation der Pubertät kann ein klärendes Gespräch Klarheit schaffen. Denn die Eltern kennen ihr Kind schliesslich am besten und merken schnell, wenn etwas nicht stimmt.

Die Pubertät ist eine stürmische Zeit und Krisen wie etwa Liebeskummer gibt es immer. Das ist normal. In den meisten Fällen gehen diese auch ohne weitere Nachwehen vorbei. Und falls die Eltern doch mal nicht mehr weiterkommen, kann man sich Unterstützung holen. Zum Beispiel bei der Elternberatung von Pro Juventute, bei kantonalen Familien- und Erziehungsberatungen oder dem Notfalldienst der kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken.

Steht der Verdacht im Raum, dass das Kind tatsächlich an einer Depression erkrankt ist, sollte rasch gehandelt werden. In einem ersten Schritt kann man sich an den Kinderarzt wenden.  Wenn sich die Situation nicht bessert, sollte ein Termin bei einem Kinder- und Jugendpsychiater oder bei einem auf diese Altersgruppe spezialisierten Psychologen vereinbart werden.

So holen Sie sich Hilfe

Für Menschen in persönlichen Krisen gibt es rund um die Uhr Anlaufstellen. Das sind die wichtigsten: Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Nummer 143 Beratungstelefon Pro Juventute: Nummer 147 Weitere Infos erhalten Sie bei: www.reden-kann-retten.ch Adressen für Menschen, die einen Menschen verloren haben: www.verein-refugium.ch Perspektiven nach Verlust ­eines Elternteils: www.nebelmeer.net

Für Menschen in persönlichen Krisen gibt es rund um die Uhr Anlaufstellen. Das sind die wichtigsten: Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Nummer 143 Beratungstelefon Pro Juventute: Nummer 147 Weitere Infos erhalten Sie bei: www.reden-kann-retten.ch Adressen für Menschen, die einen Menschen verloren haben: www.verein-refugium.ch Perspektiven nach Verlust ­eines Elternteils: www.nebelmeer.net

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