Kommentar zu Verhandlungen über US-Zölle
Bundesrat muss Schattenboxen lernen

In zunehmender Kadenz reisen Mitglieder des Bundesrats und hohe Beamte in die USA, um die hohen Zölle doch noch abzuwenden. Statt Signale der Schwäche braucht es nun eine stringente Linie. Ein Kommentar.
Publiziert: 13:24 Uhr
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Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin reisten am 6. August für Gespräche nach Washington.
Foto: AP

Darum gehts

  • Trump zeigt sich nicht gnädig, Schweiz wirkt nervös und erhöht Verhandlungskadenz
  • Es braucht eine klare Strategie des Bundesrats
  • Die rote Linie, wie weit die Schweiz den USA entgegenkommen soll, scheint nicht definiert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Andreas SchmidInlandredaktor

Der US-Handelsminister Howard Lutnick liess vor dem Gespräch mit Bundesrat Guy Parmelin verlauten, er sei «nicht optimistisch». Der Wirtschaftsminister war am Freitag in die USA gereist, um ein weiteres Mal gegen die Zölle von 39 Prozent anzukämpfen.

Während Lutnick mit seiner Aussage sogleich die Schweizer Hoffnungen dämpfte und klarmachte, wer die Regeln bestimmt, bezeichnete Parmelin das Treffen danach als «konstruktiv». Und aus dem Bundesrat hiess es bereits zuvor, die Schweiz habe ein «optimiertes Angebot» an die USA ausgearbeitet.

US-Präsident Donald Trump zeigt sich selbstverständlich nicht gerade beim ersten Entgegenkommen gnädig und wartet weitere Zugeständnisse ab. Derweil die Schweizer Seite nervös wirkt und die Reisekadenz von Verhandlungsdelegationen steigt. Klar, der Bundesrat muss Trump umzustimmen versuchen und sich für die Schweizer Unternehmen einsetzen. Doch er sollte auch gelernt haben, dass der amerikanische Präsident unberechenbar, machtbesessen und willkürlich regiert.

Sich vor Trumps Schattenboxen zu sehr zu ducken, ist wenig erfolgversprechend. Stattdessen braucht es eine Strategie, wie seinen Launen – den Zöllen – zu begegnen ist. Das heisst, eine stringente Linie, wie weit die Zugeständnisse an die USA reichen sollen und wo die rote Linie erreicht ist.

Bisher ist eine solche Einigkeit kaum zu erkennen. Oder am ehesten noch darin, Trump ja nicht zu verärgern und Bereitschaft zu signalisieren, das Angebot weiter und weiter zu optimieren. Dabei funktioniert Schattenboxen nicht so, dass Schläge gleich zu einem K.o. führen. Die Schweiz kann nach einem Hieb stehenbleiben.

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