Darum gehts
- Monika Stahel bewohnt ein historisches Haus in Diessenhofen – mit Museum und Kostümverleih
- Das Haus beherbergt eine Sammlung von Alltagsgegenständen und Kostümen aus vergangenen Zeiten
- Stahel gründete 1963 den ersten Frauenfussballverein und war seit 1966 Schiedsrichterin
Neben dem Bahnhof von Diessenhofen TG steht das Haus, etwa aus dem Jahr 1890, wo Monika Stahel seit 2011 zu Hause ist. Wer Monika Stahel dort besucht, sollte sich Zeit nehmen. Das «Haus zur Gewesenen Zeit» und seine Bewohnerin sind reich an Geschichten.
Was vormals das Restaurant Bahnhof war, ist seit 2012 mehr ein Museum und Kostümverleih: Mit ihrer grossen Sammlung an Alltagsgegenständen, Kleidern und Accessoires aus dem letzten Jahrhundert und ihren Inszenierungen bereichert Stahel mit dem Haus das Kulturleben der Region. In Filmproduktionen, Theateraufführungen oder eigenen Inszenierungen im Haus oder ausserhalb, lässt Stahel mit Kostümen und Accessoires von anno dazumal vergangene Zeiten aufleben.
Regelmässige Veranstaltungen und Führungen
Im Erdgeschoss, wo früher die Gaststube war, sind noch alte Beizentische, die Stahel aufgefrischt hat. In einem Nebengebäude hat sie für Reparaturen eine Werkstatt. Die gelernte Dekorateurin sieht sich als Gestalterin, die der Vergangenheit eine Zukunft in ihrem Haus gibt und sich freut, wenn sie nicht in Vergessenheit geraten und Wiederverwendung finden – sei dies im Kostümverleih oder im Verkaufsraum, wo einst das Säli war.
Vom Keller bis zum Dachstock ist das grosse Haus ein Sammelsurium nach Zeiten und Stil, fein säuberlich geordnet von 1900 bis 1970. «Das gibt schon viel Arbeit, aber ich habe Unterstützung von anderen Frauen», sagt die 77-Jährige. Das gilt auch für die regelmässigen Veranstaltungen im Haus, zum Beispiel Konzerte und Filmabende oder wenn die Gaststube für Privatanlässe gemietet wird, zudem gibt es auch Führungen mit Kaffee und Kuchen.
Wenig Privatbereich, viele Geschichten und Rätsel
Im ersten Stock hat Monika Stahel ein Schlafzimmer, ein Bad und eine Küche. «Mehr brauche ich nicht», sagt sie. Wie ein Fremdkörper wirkt der moderne Fernseher in ihrer nostalgischen Küche mit dem Esstisch. Bis auf ihr Schlafzimmer und das Bad ist bei Führungen alles zugänglich für Besucher. Auch das ziemlich unaufgeräumte Zimmer von Bauer Hans-Jakob und das ordentliche Zimmer der Magd Marie.
Wohnt Stahel also gar nicht allein in ihrem Museum und wer sind denn ihre beiden Mitbewohner? Fiktion und Realität sind in den Erzählungen von Stahel nicht immer auf Anhieb erkennbar und das ist durchaus gewollt. Man wähnt sich manchmal in vergangenen Zeiten bei ihren Geschichten.
Euro 2025 lässt Fussball-Vergangenheit im Haus aufleben
Die Gegenwart zeigt sich aktuell bei den dekorierten Fenstern zur Strassenseite. Maddli, das Maskottchen der Womens Euro 2025, ziert ein Fenster im Parterre. Die Heim-EM ist auch in Diessenhofen im Haus der Fussballpionierin angekommen.
Monika Stahel hat 1963 den ersten Frauenfussballverein, den FC Goitschel mitbegründet. Sie spielte mit ihrer Schwester im Verein und war seit 1966 eine der ersten Schiedsrichterinnen in der Schweiz. «Wir spielten gut Fussball und gewannen fast alles. Wir wollten einfach auch in einer Frauenmeisterschaft spielen, wie das bei den Männern längst üblich war», sagt sie.
Vom alten Fussball, bis zu Fussballschuhen und Bildern von damals, lässt Stahel auch ihre Fussballvergangenheit und ihre zweite Leidenschaft im Haus lebendig bleiben. Wie jedes Jahr ist der Betrieb in Stahels Haus im Juli geschlossen und erst ab August wieder geöffnet. Für Stahel, die mit der WEuro vermehrt zu Fussballanlässen und Interviews eingeladen wird, kommt die Schliessung dieses Jahr gerade richtig. So hat sie dafür auch die Zeit.
Sie freut sich über die Aufmerksamkeit für den Frauenfussball in der Schweiz und hofft, dass die Begeisterung nach der Europameisterschaft anhält. Monika Stahel: «Dieser Rummel mit der EM ist unglaublich. Die Spielerinnen und die Nati begeistern mit ihren Spielen.» Den modernen Fussball und alle Spiele der EM verfolgt sie am TV allein und gespannt in ihrer nostalgischen Küche.