«Den Traum von einem ruhig gelegenen Hof mit Tieren, Garten mit Gemüse und Früchten zur Selbstversorgung haben wir schon, seit wir zusammen sind», sagt Ehefrau Cynthia Baumann. Seit acht Jahren sind der gelernte Forstwart Kevin und Cynthia Baumann, die als medizinische Praxisassistent arbeitet, ein Paar, seit fünf Jahren sind sie verheiratet.
Tatsächlich unterscheidet sich die Realität deutlich vom gemeinsamen Traum: Zusammen mit ihren beiden Kindern Feline (2) und Remy, bald ein Jahr alt, wohnt das junge Ehepaar in einer gepflegten Mehrfamilienhaus-Überbauung im Zürcher Weinland.
Kinder sollen lernen, woher das Essen kommt
Die moderne und grosszügige Viereinhalbzimmer-Wohnung für rund 2100 Franken im Erdgeschoss verfügt über einen eigenen Sitzplatz und etwas Garten. Neben einem Planschbecken, Spielgeräten und Sachen für die Kinder finden sich Hochbeete und Töpfe mit Beeren, Kräutern und wenig Gemüse. Davon wird aber keine Familie satt, geschweige, dass Vorräte für den Winter angelegt werden können, wie Baumanns das gerne würden.
«Wir achten auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung, kaufen saisonal und regional ein. Das geht ganz schön ins Geld», sagt Cynthia Baumann. Neben den Kosten, die sie als Selbstversorger einsparen könnten, sei es ihnen wichtig, dass ihre Kinder lernen, woher das Essen kommt und dass dahinter auch Arbeit steht.
«Wir möchten ihnen einen respektvollen Umgang mit Menschen, Tieren und der Natur insgesamt vermitteln», sagt der Vater. Ehefrau Cynthia Baumann ergänzt: «Die Wohnung mit dem Gartensitzplatz ist toll, der Preis ist gut. Wir fühlen uns sehr wohl hier in Flaach. Druck und Stress etwas zu suchen, haben wir nicht.»
Vom Traum zum Projekt
Dennoch möchte das Paar nicht nur träumen, sondern den Traum umsetzen. Ihr Traum wurde zu einem Projekt, das mit den Jahren gereift und konkreter wurde.
Zusammen mit den Eltern von Cynthia Baumann, die auch regelmässig ihre Enkelkinder betreuen, möchten sie einen Hof pachten oder ein Haus mit zwei Wohnungen und grossem Garten für sich und die Grosseltern mieten, wo sie Tiere wie Hühner, Ziegen oder Schafe halten und selber ausreichend Gemüse und Früchte pflanzen, ernten und verwerten können.
«Wir pflegen mit meinen Eltern und Cynthias Eltern, sowie unseren Geschwistern einen engen und guten Kontakt. Familie ist für uns das Wichtigste», sagt Kevin Baumann. Seine Schwiegereltern, die aktuell noch bei Effretikon ZH wohnen, seien wie er und seine Frau naturverbunden und tierliebend, pflegen einen nachhaltigen Lebensstil und planen für die Zukunft.
Privatsphäre trotz gemeinsamer Wohnform
So sollen die Grosseltern, wenn möglich, im höheren Alter bei Cynthia und Kevin Baumann wohnen bleiben können und die jüngere Generation würde sich dann um die Älteren wo nötig kümmern. «Ich möchte nicht, dass meine Eltern in ein Altersheim müssen, wenn es anders möglich ist», sagt Cynthia Baumann.
Bei aller Liebe und Nähe ist beiden Familien wichtig, dass sie bei ihrem Zweigenerationen-Projekt auch Privatsphäre haben, mit zwei eigenen Wohnungen oder einem «Stöckli», wie das früher auf Hofbetrieben üblich war. Etwa 4000 Franken monatlich haben die beiden Familien dafür budgetiert. «Wenn wir ein passendes Traumobjekt zu einem fairen Preis finden, ist ein Kauf auch denkbar», erklärt Kevin Baumann.
Für einen Hof, der zwangsversteigert wird, haben sie sich schon gemeldet, machen sich aber wenig Hoffnung. «Das wird wohl an die Meistbietenden vergeben. Da können wir nicht mithalten», so Kevin Baumann.
Erfahrung in Handwerk und Landwirtschaft
Auf Luxus können Baumanns verzichten und sind auch bereit, Renovationen und allfällige kleinere Umbauarbeiten selber auszuführen. «Es darf gern ein urchiges Haus mit Charakter sein. Mein Schwiegervater und ich sind beide handwerklich geschickt und erfahren. Wir können anpacken.»
Die Lage und der Aussenbereich, der ihnen Tierhaltung und vermehrt Selbstversorgung ermögliche, sei wichtiger, sagt Kevin Baumann, der heute als Storenmonteur arbeitet. Seit seiner Kindheit packt der «Naturbursche» bei Verwandten, die in der Landwirtschaft tätig sind, gern und oft mit an.
Suchradius in angrenzende Kantone erweitert
All diese Kontakte, haben Baumanns und ihre Verwandten und Bekannten schon über ihr Vorhaben informiert und suchen auch über Online-Plattformen, in den sozialen Medien und mit Inseraten, die sie im Einzugsgebiet aufhängen. Bis jetzt vergeblich.
Ihren Suchradius haben Baumanns vom Zürcher Weinland, Zürcher Unterland bis zu grenznahen Orten im Kanton Schaffhausen oder Thurgau erweitert. Cynthia Baumann: «Wir sind offen für Ideen und Angebote und schauen uns alles an. Wir haben zum Glück weder Not noch Zeitdruck und eine Wohnung, die uns gefällt.»