Zuerst Bewusstsein, dann Orgasmus
Besseren Sex durch Tantra-Massage

Bei Tantra denken viele sofort an Sex. Doch hinter dem Begriff und der Massage-Technik steckt viel mehr als das blosse Ausleben eines Triebs.
Publiziert: 19.10.2018 um 16:06 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2019 um 09:21 Uhr
Bei Tantra-Massagen wird auch der Genitalbereich massiert.
Foto: Getty Images

Tantra ist ursprünglich eine Strömung in der indischen Philosophie und Religion, die nach einer Entwicklung der Persönlichkeit im ganzheitlichen Sinne unter Einbezug von Körper, Geist und Seele strebt. Die Ursprünge des Tantrismus gehen auf das zweite Jahrhundert n. Chr. zurück, wobei die Lehre erst ab dem siebten oder achten Jahrhundert vollständig ausgeprägt war. Auch Yoga und Meditation gehören zu den Lehren des Tantrismus.

Tantra-Massagen haben mit der historischen Praxis nur bedingt etwas zu tun. Denn die Technik, die heute in westlichen Staaten praktiziert wird, ist noch realtiv jung. Sie geht auf das sogenannte «Neotantra» zurück, was eine vom indischen Philosophen Bhagwan Shree Rajneesh (auch «Osho» genannt) geprägte Neuinterpretation der Lehre bezeichnet.

Boom durch Alternativkultur

Für Osho bedeutete die Verbindung zwischen Spiritualität und Sexualität eine zeitgemässe Aufassung der tantrischen Lehre. In Europa und den USA führte dies zu einem regelrechten Boom der tantrischen Praxis in den 1970er Jahren. Damals waren es kommerzielle Schulen, die die Lehre aufgriffen, prägten und verbreiteten. Zudem wurde Tantra in bestimmten Kreisen auch privat praktiziert.

Somit geht die tantrische Massagetechnik eigentlich auf eine durch die Alternativkultur bzw. die «New-Age-Kultur» in den 1970er Jahren aufgegriffene westliche Übersetzung der philosophischen Strömung in Indien zurück. Als einer der Begründer gilt Andro Andres Rothe, der die erste Tantra-Massage-Schule Deutschlands gründete und damit für die Ausbreitung in ganz Europa Pionierarbeit leistete.

Für wen eignen sich Tantra-Massagen?

Entgegen vielen Vorurteilen enden Tantra-Massagen nicht zwangsläufig mit einem «Happy End». Zwar geht es bei den Massagen sehr wohl um die Auseinandersetzung mit der Kraft des sexuellen Triebs - diese soll aber durch die Massage lediglich «angestossen» werden. Dabei spielt die Ganzheitlichkeit eine zentrale Rolle. So wird auch immer der ganze Körper massiert -inklusive Genitalbereich. Doch nicht das Erreichen eines Orgasmus steht im Vordergrund, sondern die Entwicklung eines Bewusstseins für die sexuelle Energie.

So eignen sich Tantra-Massagen besonders für Menschen, die sich während dem Sex verkrampfen oder aus anderen Gründen mit ihrem Sexualleben nicht zufrieden sind. Zu den typischen Fällen gehören Frauen, die sich zum Beispiel wegen des Drucks, dem Mann gefallen zu müssen, nicht entspannen können. Auch Männer, die immer sehr früh beim Sex ihren Orgasmus oder Probleme mit mit Potenz haben, können durch eine Massage ihre Sexualität neu erfahren. Doch die Massage eignet sich nicht nur als Therapie, sie bietet auch ein Experimentierfeld für Menschen, die eigentlich mit ihrem Sexualleben zufrieden sind und trotzdem neue Erfahrungen mit ihrem Partner bzw. ihrer Partnerin machen wollen.

Bedeutet Tantra-Massage fremdgehen?

Damit beantwortet sich die Frage, ob Tantra-Massagen mit fremdgehen gleichzusetzen seien von selbst: Es gibt viele professionelle Anbieter für Tantra-Massagen, die einen professionellen Umgang mit ihrer Kundschaft pflegen. Lässt man sich allerdings von einer Person tantrisch massieren, die man in den Yoga-Ferien kennengelernt hat und es nicht beim massieren bleibt, dann sieht das schon etwas anders aus.

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