Medienkonsum
Regeln beim Medienkonsum können Schulleistungen schwächen

Eltern sprechen ein Handy- oder Fernsehverbot oft mit besten Absichten aus. Doch nicht immer tun sie damit ihren Kindern einen Gefallen, wie eine Studie einer Zürcher Forscherin zeigt.
Publiziert: 05.06.2018 um 10:16 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 22:14 Uhr
Handy-Verbote können auch nach hinten losgehen, wie eine Studie der Universität Zürich zeigt. (Symbolbild)
Foto: KEYSTONE/CHRISTOF SCHUERPF

Besonders wenn Eltern die Hausaufgaben als Begründung für ein Verbot ins Feld führen, kann sich dies als kontraproduktiv erweisen. Kinder, die klaren Medienkonsumregeln folgen müssen, schneiden später auf dem Gymnasium nicht besser ab als ihre Mitstudierenden, sondern sogar schlechter.

Anders sieht es aus, wenn Eltern gesundheitliche Gründe für die Einschränkungen anführen, zum Beispiel Bewegungsmangel, überanstrengte Augen oder eine schlechte Haltung vor dem Computer. Deren Kinder zeigen später vergleichsweise bessere schulische Leistungen.

Drei Fakten zur Mediennutzung von Schweizer Kindern
  1. 97 % der Kinder schauen fern: Laut einer Studie der Zürcherischen Hochschule für Angewandte Wissenschaften verzichten Schweizer Kinder zwischen sechs und 13 Jahren nur ungern auf die Flimmerkiste. Am beliebtesten sind die Filme aus den «Harry Potter»- und «Star Wars»-Reihen.
     
  2. 2 von 3 sind Handybesitzer: Dies trifft zumindest auf die Altersgruppe der Zehn- bis Elfjährigen zu. Bei den Kindern zwischen sechs und neun Jahren hat ein Viertel bereits ein Smartphone. Die liebste App der Kinder ab neun Jahren ist Youtube, danach folgen WhatsApp, Instagram und Snapchat.Handy, Fernseher und Games sind nicht alles.
     
  3. ¾ haben auch noch andere Interesse: 75 Prozent der Kinder machen mindestens einmal pro Woche Sport, treffen sich mit Freunden oder unternehmen etwas mit ihrer Familie. Und: Fast alle Kinder (97 %) geben Spielen und Sport als liebste Hobbys an.
  1. 97 % der Kinder schauen fern: Laut einer Studie der Zürcherischen Hochschule für Angewandte Wissenschaften verzichten Schweizer Kinder zwischen sechs und 13 Jahren nur ungern auf die Flimmerkiste. Am beliebtesten sind die Filme aus den «Harry Potter»- und «Star Wars»-Reihen.
     
  2. 2 von 3 sind Handybesitzer: Dies trifft zumindest auf die Altersgruppe der Zehn- bis Elfjährigen zu. Bei den Kindern zwischen sechs und neun Jahren hat ein Viertel bereits ein Smartphone. Die liebste App der Kinder ab neun Jahren ist Youtube, danach folgen WhatsApp, Instagram und Snapchat.Handy, Fernseher und Games sind nicht alles.
     
  3. ¾ haben auch noch andere Interesse: 75 Prozent der Kinder machen mindestens einmal pro Woche Sport, treffen sich mit Freunden oder unternehmen etwas mit ihrer Familie. Und: Fast alle Kinder (97 %) geben Spielen und Sport als liebste Hobbys an.

Negative Konsequenzen des Verbots

Für Eszter Hargittai, Professorin für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Universität Zürich, die die Studie zusammen mit Drew Cingel verfasst hat, kam der Befund überraschend. Eltern stellten solche Regeln im Normalfall auf, um ihre Kinder zu fördern und sicherzustellen, dass sie genügend Zeit in die Schule investierten. «Doch der Schuss könnte offenbar auch nach hinten losgehen», wird Hargittai in einer Mitteilung der Uni Zürich zitiert. Die gutgemeinte Massnahme zieht möglicherweise unbeabsichtigte negative Konsequenzen nach sich.

Man muss andere Aktivitäten fördern

Die Forscherin vermutet ausserdem, dass Eltern, die sich um die Gesundheit ihrer Kinder sorgen, nicht nur deren Medienkonsum regeln, sondern zugleich andere Aktivitäten fördern, von denen Kinder langfristig profitieren.

Um auszuschliessen, dass die Unterschiede daher kommen, dass Eltern von Kindern mit Schulproblemen eher Regeln zugunsten der Hausaufgaben aufstellen, kontrollierten die Forschenden dies in ihrer statistischen Analyse. Der negative Einfluss von Technologieregeln auf die späteren Schulnoten zeigte sich unabhängig davon. Über die Resultate berichteten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift «The Communication Review».

Stehlen Snapchat und Co wertvolle Zeit zum Lernen?

Snapchat, Instagram, Facebook – soziale Medien sind für die meisten Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Viele Eltern sorgen sich, dass die Zeit, die ihr Nachwuchs mit posten und liken verbringt, wertvolle Zeit zum Lernen klaut und somit auf Kosten der Schulnoten geht. Ob diese Sorgen begründet sind, haben Forscher aus München und Bamberg nun genauer untersucht.

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Ein Mädchen, das aufs Handy guckt und Teddybär im Vordergrund
Getty Images

Snapchat, Instagram, Facebook – soziale Medien sind für die meisten Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Viele Eltern sorgen sich, dass die Zeit, die ihr Nachwuchs mit posten und liken verbringt, wertvolle Zeit zum Lernen klaut und somit auf Kosten der Schulnoten geht. Ob diese Sorgen begründet sind, haben Forscher aus München und Bamberg nun genauer untersucht.

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Für die Untersuchung befragten Hargittai und ihr Kollege über 1100 Erstjahres-Absolventinnen und -Absolventen eines US-Colleges. Erfasst wurden die Erinnerungen und rückwirkenden Einschätzungen der Studierenden zu den Regeln, mit denen sie als Kinder konfrontiert waren. Diese Daten wurden dann mit ihren aktuellen Schulleistungen und soziodemografischen Charakteristika in Zusammenhang gesetzt.

So schützen sich Kinder im Netz

Die Beratungsstelle für digitale Medien im Unterricht, Imedias, hat für Eltern und Kinder eine Checkliste erstellt. Dazu gehören folgende Punkte:

  • Eltern sollen die Kinder über die Gefahren im Netz informieren.
  • Eltern sollen wissen, was ihr Kind im Internet macht.
  • Keine Bekanntgabe von persönlichen Daten in Chats (Angaben über Name, Vorname, Adresse, Telefonnummer, Schulort, Adresse von Freunden, Fotos etc.).
  • Das Kind darf alleine keine Chatpartner treffen.
  • Auf sozialen Medien die Sicherheitseinstellungen so einrichten, dass nur Freunde das Konto einsehen können.
  • Bei der Anmeldung in Chats nur Fantasienamen verwenden, ohne Angaben von persönlichen Daten.

Die Beratungsstelle für digitale Medien im Unterricht, Imedias, hat für Eltern und Kinder eine Checkliste erstellt. Dazu gehören folgende Punkte:

  • Eltern sollen die Kinder über die Gefahren im Netz informieren.
  • Eltern sollen wissen, was ihr Kind im Internet macht.
  • Keine Bekanntgabe von persönlichen Daten in Chats (Angaben über Name, Vorname, Adresse, Telefonnummer, Schulort, Adresse von Freunden, Fotos etc.).
  • Das Kind darf alleine keine Chatpartner treffen.
  • Auf sozialen Medien die Sicherheitseinstellungen so einrichten, dass nur Freunde das Konto einsehen können.
  • Bei der Anmeldung in Chats nur Fantasienamen verwenden, ohne Angaben von persönlichen Daten.

Dabei zeigte sich, dass US-Eltern ihre Einschränkungen gegenüber Mädchen und Knaben unterschiedlich begründen: Bei Mädchen argumentierten Erziehungsberechtigte eher mit Sicherheitsbedenken, bei Knaben nannten sie eher gesundheitliche Gründe. Laut Hargittai beeinflussen auch die Ethnizität oder das Bildungsniveau der Eltern deren Begründungen für Regeln, die sich wiederum auf den späteren schulischen Erfolg auswirken.

Warum wir Facebook & Co nicht widerstehen können

Der schnelle Blick auf das Facebook- oder Instagram-Profil gehört für viele Menschen zum Alltag wie das Zähneputzen oder der morgendliche Kaffee. Ob im Bus, auf der Toilette oder noch schnell vor dem zu Bett gehen, wir sind immer up to date. Wissenschaftler aus den Niederlanden und den USA haben nun herausgefunden, warum es uns offenbar so schwierig fällt, auf die Nutzung Sozialer Medien zu verzichten.

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Der schnelle Blick in die diversen Social Media-Profile gehört für viele zum Alltag.
Der schnelle Blick in die diversen Social Media-Profile gehört für viele zum Alltag.
Thinkstock

Der schnelle Blick auf das Facebook- oder Instagram-Profil gehört für viele Menschen zum Alltag wie das Zähneputzen oder der morgendliche Kaffee. Ob im Bus, auf der Toilette oder noch schnell vor dem zu Bett gehen, wir sind immer up to date. Wissenschaftler aus den Niederlanden und den USA haben nun herausgefunden, warum es uns offenbar so schwierig fällt, auf die Nutzung Sozialer Medien zu verzichten.

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Deshalb sei es wichtig, dass Eltern den Einsatz moderner Technologien mit ihren Kindern diskutieren und dabei auch die Besonderheiten bestimmter Anwendungen berücksichtigen. «Bestimmte Spiele können zum Beispiel hilfreich sein, um das strategische Denken und analytische Fähigkeiten zu entwickeln.»

Auch beispielsweise das gemeinsame Spielen am Computer wertete die Forscherin als sinnvoll: «So können Eltern ihren Schützlingen die Vor- und Nachteile direkt und ganz praktisch erläutern.» (SDA)

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