Darum gehts
- Frauentoiletten sind nicht unbedingt sauberer als Herrentoiletten, Faktoren variieren
- Regelmässige Reinigung und rücksichtsvolle Nutzung sind entscheidend für Toilettenhygiene
- 64% der Frauen waschen sich mindestens fünfmal täglich die Hände
Immer öfter finden wir Gender-neutrale WCs oder Toi-Toi-Toiletten auf Weihnachtsmärkten oder Open-Air-Veranstaltungen. Diese sind oft eher «gruusig», die Schuld dafür wird oft den Männern in die Schuhe geschoben. Denn es schwingt eine fixe Überzeugung in unseren Köpfen mit: Frauentoiletten sind grundsätzlich sauberer als Herrentoiletten. Doch stimmt das wirklich – oder ist es nur ein hartnäckiger Mythos?
Die Forschung sagt: Es gibt keinen klaren Sieger
Wissenschaftliche Untersuchungen zu öffentlichen Toiletten liefern kein eindeutiges Ergebnis. In manchen Studien zeigen Türgriffe und Wasserhähne in Frauentoiletten weniger Bakterien. Das könnte daran liegen, dass Frauen im Schnitt häufiger die Hände waschen und sorgsamer mit gemeinsam genutzten Flächen umgehen.
Gleichzeitig finden andere Messungen jedoch mehr Keime in Frauentoiletten, besonders rund um die Sitzflächen und das Waschbecken. Mehr Nutzung, längere Aufenthalte und höhere Feuchtigkeit, verursacht eben genau durch das häufigere Händewaschen, wirken sich eben auch ganz klar auf die Hygiene aus.
Bewiesen ist: Frauen waschen sich öfter die Hände
Eine wichtige Frage bei der Sauberkeit lautet: Wer wäscht sich überhaupt die Hände? Studien zeigen hier einen klaren Unterschied: Frauen achten im Durchschnitt häufiger auf Händehygiene als Männer und stehen nach dem WC-Gang öfters und gerne noch vor dem Lavabo.
In einer globalen Gallup-Umfrage, die während der Corona-Zeit erhoben wurde, gaben 64 Prozent der Frauen an, sich mindestens fünfmal am Tag die Hände zu waschen, im Vergleich zu 52 Prozent der Männer. Abseits der Pandemie ergab eine US-Umfrage aus 2025: 85 Prozent der Frauen waschen nach dem Besuch einer öffentlichen Toilette ihre Hände immer, bei den Männern sind es nur gerade 77 Prozent.
Frauen neigen zudem seltener dazu, ihre Hände nur kurz mit Wasser zu spülen, ohne Seife zu benutzen, sie reinigen ihre Hände gründlicher und benutzen die zur Verfügung gestellten Reinigungsmittel gerne.
Sitzen oder Stehen?
Diese Unterschiede sind zwar nicht riesig, aber statistisch relevant – und tragen dazu bei, dass sich Frauentoiletten oft sauberer anfühlen.
Denn Frauen haben grundsätzlich höhere Erwartungen an Sauberkeit und reagieren sensibler auf Verschmutzungen. Vielleicht liegt dies auch daran, dass sich Frauen aufs WC setzen müssen, während Männer öffentliche Toiletten aus Prinzip öfters im Stehen benutzen und somit auch weniger sensibel auf dreckige WC-Ringe sind.
Das Schild an der Tür ist nicht wirklich entscheidend
Wer wirklich wissen will, wie es um die Hygiene steht, sollte weniger auf «Damen» oder «Herren» achten – sondern auf ganz andere Faktoren:
- Wie oft wird das WC gereinigt?
- Wie stark ist die Toilette generell frequentiert?
- Wie rücksichtsvoll verhalten sich die WC-Gängerinnen und -Gänger?
Selbst Fachleute, die täglich reinigen, bestätigen immer wieder: Beide Toiletten können glänzen – oder abschrecken. Das Geschlecht spielt dabei erstaunlicherweise nur eine kleine Rolle. Das Klischee der «gruusigen Männer-WCs» lässt sich also eindeutig widerlegen.
Also wo ist es denn nun wirklich sauberer?
Am Ende ist es gar nicht so einfach, eine Toilette automatisch als sauberer oder schmutziger abzustempeln – weder das Schild «Damen» noch «Herren» sagt viel über Hygiene aus. Entscheidend sind vielmehr regelmässige Reinigung, wie viele Menschen die Toilette benutzen und wie rücksichtsvoll die vorgängigen Nutzerinnen und Nutzer selbst sind. Wer sich also fragt, wer von den Geschlechtern es also beim Klogang wirklich «besser hat» kann sich sagen lassen: Es ist weniger ein Rennen der Geschlechter als ein kleines Wettrennen gegen den Vorgänger, den Dreck und die Keime. Kurz gesagt: Die sauberste Toilette ist zumeist die, die ordentlich geputzt und (vor allem!) sorgfältig benutzt wird – egal, auf welcher Seite der Tür man landet. Es ist oft der berühmte «Blick zurück», der hier zählt. Und ein bisschen Händewaschen schadet auf dem stillen Örtchen sowieso nie, und das am besten mit Seife!