Darum gehts
- Immer mehr Gartenbesitzer wünschen sich einen naturnahen Garten mit Lebensräumen für Insekten
- Pro Natura bietet kostenlose Beratungen zur Förderung der Natur im eigenen Garten
- Über 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung besitzen einen Garten
Immer mehr Gartenbesitzer wünschen sich einen Garten mit mehr Natur. Die «08.15-Elemente» wie Blumenbeete, Thujahecken und Rasenflächen genügen nicht mehr: Viel lieber möchten sie kleinere oder grössere Oasen und Lebensräume für Insekten und Pflanzen schaffen. Doch wo anfangen?
Den Garten einfach verwildern zu lassen, wäre zwar verlockend, aber keine Option. «Nicht selten gehen Gartenbesitzer davon aus, dass sich in ihrem Garten automatisch mehr Natur einstellt, wenn sie nichts mehr machen. Das stimmt nur bedingt», sagt Nathalie Leutenegger, Projektleiterin Bonjour Nature der Umweltorganisation Pro Natura. Die Pflege verlange einiges an Know-how, sie müsse lenkend und zum richtigen Zeitpunkt geschehen.
Artenreiche Lebensräume schaffen
Pro Natura bietet unter dem Motto Bonjour Nature interessierten Privatpersonen kostenlose Beratungen dazu an, wie sie die Natur im eigenen Garten fördern können. Denn artenreiche Lebensräume wie eine Blumenwiese oder eine Wildhecke entwickeln sich nicht ohne Zutun aus einem Rasen oder einer Schnitthecke, die nur aus einer Art besteht.
In einer telefonischen etwa halbstündigen Erstberatung geht es um die ersten Fragen und die nächsten Schritte. Bei Bedarf besucht eine Beratungsperson von Pro Natura den Garten und hilft vor Ort mit konkreten Tipps und Ideen. Ziel ist, dass die Hobbygärtner die nächsten Schritte für die Umsetzung selbständig angehen können.
Nahrung für Insekten bereitstellen
Gemäss der Definition von Pro Natura sind Naturgärten überwiegend mit heimischen Wildpflanzen und ohne invasive Neophyten gestaltet. «In vielen Gärten sind nicht einheimische Zierpflanzen gepflanzt, die zwar schön aussehen, aber Insekten keine Nahrung bieten, da diese auf einheimische Pflanzen spezialisiert sind», sagt Nathalie Leutenegger.
Auch in den beliebten sterilen und mit Folie unterlegten Vorgärten mit Steinen hat die Natur wenig Platz. Mehr Raum für Lebewesen bietet die sogenannte Ruderalfläche aus einem Gemisch aus unterschiedlich grossen Steinen und Sand ohne Folie darunter. Auf dieser erst nackten Fläche wachsen mit der Zeit bunte Pflanzen, die sich auf trockene Standorte spezialisiert haben.
Asthaufen für Igel anlegen
Ein Naturgarten ist vielfältig und strukturreich und besteht aus unterschiedlichen Flächen. Zu Beginn könnte man etwa einen Asthaufen erstellen, um Igel anzulocken. Wer Libellen beobachten möchte, legt einen (Mini-)Teich an. Auch eine Blumenwiese, Wildhecken und Bäume sind ergänzende Naturgartenelemente. So entstehen in den Gärten Trittsteine von naturnahen Lebensräumen, die gemeinsam mit anderen Naturgärten ein Netz für die Biodiversität bilden.
Das Siedlungsgebiet, also Städte und Agglomerationen, hat gemäss Nathalie Leutenegger grosses Potenzial, Pflanzen und Tieren als Ersatzlebensraum zu dienen. Dieses werde aber heute erst wenig ausgeschöpft: Mehr als 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung besitze einen Garten. Aber oft fehle das Wissen, wie die Natur konkret gefördert werden kann.
Darüber hinaus können Naturgartenfans ihre Gärten zertifizieren lassen. Das heisst: Fachleute von Pro Natura besuchen den Garten vor Ort, bewerten die naturnahen Lebensräume und verteilen gemäss einer Checkliste Punkte. Je nach erreichter Punktzahl wird der Naturgarten mit einem bis drei Schmetterlingen ausgezeichnet und eine Zertifizierungs-Plakette überreicht.
Offene Schmetterlingsgärten besichtigen
Was empfiehlt Nathalie Leutenegger den Gartenbesitzern, die gerade erst beginnen, den Garten umzustellen? Zunächst sollten sie überlegen, was sie im Garten erleben möchten: «Der Mensch soll darin ebenso Platz haben wie die Natur.» Dann können sie entscheiden, welche Fläche sie weniger stark nutzen und mehr der Natur überlassen möchten. Wichtig sei es, Erfahrung im Kleinen zu sammeln.
Inspiration vor Ort gibt es in den «Offenen Schmetterlingsgärten»: An ausgewählten Terminen können bereits ausgezeichnete Naturgärten besichtigt werden. Das Angebot Bonjour Nature gab es im Rahmen einer Testphase bis Ende August in den Kantonen Aargau, Bern, Fribourg, Genf, Neuchâtel, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Thurgau, Unterwalden und Zürich. Ab März 2026 wird Bonjour Nature in der ganzen Schweiz lanciert. Im Frühjahr 2026 nimmt Pro Natura wieder Beratungs- und Zertifizierungsanfragen entgegen.