Schweiz rüstet sich für Dürre
Diese App behält die Trockenheit im Auge

Eine neue Plattform des Bundes trägt seit fünf Monaten Daten zusammen, um Risiken früh genug zu erkennen. Was die ersten Erkenntnisse daraus sind.
Publiziert: 18.10.2025 um 10:58 Uhr
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Trockenheit und Schneemangel sorgten bereits 2017 für einen niedrigen Wasserstand in den Seen: Hier der Lago di Monscera an der Grenze zwischen der Schweiz und Italien.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Schweizweites Früherkennungs- und Warnsystem für Trockenheit in Betrieb genommen
  • Plattform unterstützt Kantone bei Planung und Umsetzung von Massnahmen
  • Vorhersagen für die nächsten vier Wochen zur Trockenheitssituation verfügbar
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Susanne WagnerJournalistin

Als besonders trocken wird der Sommer 2025 nicht in Erinnerung bleiben. Doch die Naturgefahr Trockenheit betrifft auch die Schweiz: Fachleute warnen, dass Sommertrockenheit als Folge des Klimawandels künftig immer häufiger auftreten wird. Die Folgen sind Waldbrände, Ernteausfälle oder Einbussen bei der Schifffahrt.

Im Mai 2025 hat der Bund ein neues schweizweites Früherkennungs- und Warnsystem für Trockenheit in Betrieb genommen. Es teilt die ganze Schweiz je nach Trockenheitssituation in unterschiedliche Gebiete ein.

Wertvoll für die Landwirtschaft

Die bisherigen Erfahrungen mit der Plattform sind gut. «Bis jetzt haben wir überwiegend positive Rückmeldung erhalten, insbesondere von den Kantonen», sagt Daniela Mangiarratti, Informationsbeauftragte Naturgefahren beim Bundesamt für Umwelt (Bafu), gegenüber Blick. Die Kantone seien insbesondere froh, dass es jetzt eine nationale, objektive Trockenheitseinstufung gibt.

Dies unterstützt sie beim Planen und Umsetzen von Massnahmen während Trockenheitsphasen. Die Plattform soll zudem eine Grundlage für allfällige Vorbereitung von Massnahmen schon vor einer allfälligen Trockenperiode schaffen und darüber hinaus die Öffentlichkeit für das Risiko Trockenheit sensibilisieren.

Entwickelt wurde die Plattform vom Bafu in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (Meteo Schweiz) sowie dem Bundesamt für Landestopografie Swisstopo. Vor allem für Wirtschaftssektoren wie die Landwirtschaft, die von Wasserressourcen abhängen, können solche Informationen wertvoll sein.

Prognosen vier Wochen im Voraus

Die Daten stammen aus verschiedenen Quellen: von den bestehenden Messungen für die Bereiche Niederschlag, Abflüsse, Wasserstände und Grundwasser, aus Modellen oder von Satelliten. Diese Daten werden spezifisch für Trockenheit ausgewertet und in einem kombinierten Trockenheitsindex zusammengeführt. Im Moment sind die Betreiber der Plattform daran, sie zu optimieren und zu erweitern. Erste Verbesserungen werden im kommenden Mai publiziert.

Die neue Online-Informationsplattform präsentiert die aktuelle Trockenheitssituation in den verschiedenen Regionen der Schweiz und stellt Vorhersagen für die nächsten vier Wochen zur Verfügung. Doch wie funktioniert so eine Prognose, wenn es oft schon schwierig ist, ein paar Tage voraus das Wetter korrekt vorherzusagen?

Tatsächlich können nicht alle Ursachen der Trockenheit gleich gut vorhergesagt werden, räumt Daniela Mangiarratti ein: «Niederschlag kann nur für wenige Tage mit einem guten Ergebnis vorhergesagt werden.» Hingegen sei es möglich, die Schnee- und Gletscherschmelze und den Beitrag des Grundwassers über einen längeren Zeitraum zu prognostizieren.

Gemäss einem Beitrag auf dem Meteo-Schweiz-Blog ist es durch das Betrachten der Niederschlagsmengen über einen längeren Zeitraum möglich, die allgemeine Entwicklung der atmosphärischen Zirkulation mehrere Wochen im Voraus vorherzusagen und daraus einen groben Trend abzuleiten.

Im Wallis war es zu trocken

Auch wenn der Sommer 2025 von vielen als nass empfunden wurde, gab es gebietsweise Trockenperioden. Schon in den ersten Monaten dieses Jahres fiel in der Schweiz wenig Niederschlag. Nach einem milden Winter mit wenig Schnee im trockenen Frühjahr warteten viele vergeblich auf Regen. Die Trockenheit sorgte dafür, dass die Pegel des Brienzersees so tief standen, dass die Passagierschiffe nicht mehr passieren konnten.

Daniela Mangiarratti erinnert: «Ende Juni war es im Mittelland und in den Voralpen aufgrund des Niederschlagsdefizits auf der Alpennordseite sehr trocken.» Anfang Juli sei das Wallis von einer Trockenperiode betroffen gewesen. Zu einer lang anhaltenden oder grossflächigen Trockenperiode wie zum Beispiel 2018 oder 2022 sei es im Sommer 2025 allerdings nicht gekommen.

App für Dürre-Prognosen

Wer sich die Trockenheitsplattform auf dem Handy anschauen möchte, kann über www.trockenheit.ch direkt auf die Plattform gelangen oder die MeteoSchweiz-App aktualisieren, damit in der Rubrik «Naturgefahren» die neuen Informationen zur Trockenheit sichtbar werden. In den Einstellungen der App lassen sich auch Benachrichtigungen zu Trockenheitswarnungen aktivieren, um immer auf dem Laufenden zu sein.

Wer sich die Trockenheitsplattform auf dem Handy anschauen möchte, kann über www.trockenheit.ch direkt auf die Plattform gelangen oder die MeteoSchweiz-App aktualisieren, damit in der Rubrik «Naturgefahren» die neuen Informationen zur Trockenheit sichtbar werden. In den Einstellungen der App lassen sich auch Benachrichtigungen zu Trockenheitswarnungen aktivieren, um immer auf dem Laufenden zu sein.

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