Darum gehts
- Klimawandel hat gravierende Auswirkungen auf unsere Gesundheit in der Schweiz
- Hitzeperioden stellen eines der grössten Gesundheitsrisiken dar
- Zecken können jetzt in Höhen bis zu 2000 Meter leben
Blauer Himmel, Sonne von früh bis spät und Hitzerekorde? Her damit, sagen die einen. Für sie ist der Sommer gefühlt eine einzige lange Grillparty. Viele Menschen leiden jedoch unter den hohen Temperaturen und Hitzerekorden. Schlafprobleme gehören noch zu den harmloseren Auswirkungen der heissen und trockenen Tage und Tropennächte.
Der Klimawandel hat auch andere gravierendere Auswirkungen auf unsere Gesundheit. In der Schweiz hat die Jahresdurchschnittstemperatur seit 1900 um 2,9 Grad zugenommen. «Damit kommt es zu deutlich häufigeren Hitzewellen und das Risiko für Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Erdrutsche und Stürme hat zugenommen», erklärt Manuel Cina von der Arbeitsgruppe Planetary Health des Verbands Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (vsao) gegenüber Blick.
Gesundheitsrisiko Hitze
Anfang Juni hat das Bundesamt für Gesundheit zum zweiten Mal nach 2017 die aktuellen Klimarisiken für die Schweiz zusammengestellt und analysiert. Das Resultat ist wenig überraschend: Die Hitzeperioden werden mit dem Klimawandel häufiger, was besonders für ältere und gesundheitlich vorbelastete Menschen ein grosses Gesundheitsrisiko sei. Die zunehmende Hitzebelastung stellt für die menschliche Gesundheit und Leistungsfähigkeit heute und in Zukunft eines der grössten Risiken dar. «Hohe Temperaturen sind für die menschliche Gesundheit eine Belastung und können zum Tod führen», schreibt das Bundesamt für Gesundheit.
Der Bund geht davon aus, dass sich die Tage mit starker Hitze bis Mitte des 21. Jahrhunderts verdoppeln bis verdreifachen. Gleichzeitig rechnet man in der Schweiz in dieser Zeit mit einer Verdopplung der Zahl der über 80-Jährigen, die besonders hitzeempfindlich sind. «Durch das Schweizer Tropen- und Public Health-Institut konnte bereits gezeigt werden, dass die Mortalität durch Herzinsuffizienz, Hypertonie, Herzinfarkt und Schlaganfälle an Hitzetagen in der Schweiz erhöht ist», sagt Manuel Cina.
Betroffene Gruppen schützen
Doch welche der Gesundheitsrisiken sind die gefährlichsten? Es ist gemäss dem Mediziner nicht möglich, die Auswirkungen des Klimas auf ein einzelnes Hauptrisiko zu beschränken. Manuel Cina: «Die direkte Auswirkung auf die Gesundheit sowie die indirekte Auswirkung durch den Einfluss auf Landwirtschaft, Wirtschaft generell und die geopolitische Stabilität machen den Klimawandel zur wohl grössten globalen Gesundheitsbedrohung des 21. Jahrhunderts.»
Darum sei es sehr wichtig, dass das Gesundheitswesen und die gesamte Gesellschaft versuche, möglichst klimaneutral zu werden, um die Auswirkungen abzuschwächen. Die Arbeitsgruppe hält es auch für notwendig, das Gesundheitssystem klimaresilienter zu machen: «Insbesondere die am stärksten betroffenen Gruppen – Kinder, Senioren, Schwangere und chronisch Kranke – müssen wir bestmöglich schützen und das Gesundheitssystem so ausrichten, dass eine optimale medizinische Betreuung bei den oben erwähnten Risiken gewährleistet ist.»
Zecken auf über 2000 Höhenmeter
Weitere gesundheitliche Risiken sind die zunehmende sommerliche Ozonbelastung, die verlängerte Pollensaison für Allergiker sowie bessere Lebensbedingungen für Mücken oder Zecken. Die 2023 erstmalig in der Schweiz nachgewiesene Tigermücke überträgt den Dengue-, den Chikungunya- und den Zikavirus. Die Tigermücke hat sich seither im Tessin, im südlichen Graubünden, in Basel-Stadt und in Genf grossflächig ausgebreitet.
Wer sich – wie die Zecken – gerne im Freien und auf Wiesen und Wäldern aufhält, sollte mit einer Impfung vorsorgen. Eine Zeckenimpfung schützt jedoch nur gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis – nicht gegen Borreliose. Im Dickicht und auf ungemähten Wiesen ist es ratsam, lange Hosen und geschlossene Schuhe zu tragen, um die Zecken von der Haut fernzuhalten. Abends sollte man den ganzen Körper gründlich nach Zecken abzusuchen.
Wer sich – wie die Zecken – gerne im Freien und auf Wiesen und Wäldern aufhält, sollte mit einer Impfung vorsorgen. Eine Zeckenimpfung schützt jedoch nur gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis – nicht gegen Borreliose. Im Dickicht und auf ungemähten Wiesen ist es ratsam, lange Hosen und geschlossene Schuhe zu tragen, um die Zecken von der Haut fernzuhalten. Abends sollte man den ganzen Körper gründlich nach Zecken abzusuchen.
Insbesondere steigt die Gefahr, durch einen Zeckenbiss zu erkranken. Denn die winzigen Blutsauger können zwei Krankheiten übertragen: lebensbedrohliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und die Borreliose, auch Lyme-Krankheit genannt. Manuel Cina: «Um die Jahrtausendwende wurden nur in der Nordwestschweiz Fälle der Frühsommer-Meningoenzephalitis, die durch Zecken übertragen wird, gemeldet. Heute gilt die ganze Schweiz mit Ausnahme des Tessins, als Risikogebiet und eine Impfung ist empfohlen.»
Bis vor ein paar Jahren ging man davon aus, dass der Lebensraum der Zecken sich maximal bis auf 1000 Höhenmeter erstreckt. Durch die Klimaerwärmung vergrösserte sich der Lebensraum der Zecken, die jetzt auch in Höhen bis zu 2000 Meter über Meer leben können. Selbst in der kalten Jahreszeit ist man nicht mehr sicher vor Zecken: Heute sind die unangenehmen Tierchen wegen der milden Winter das ganze Jahr aktiv.