Ende einer Ära
Vor 30 Jahren schlossen die SBB ihre letzte handbetriebene Barriere

Vor 30 Jahren haben die SBB in Wangen an der Aare BE die letzte handbetriebene Barriere der Schweiz geschlossen. Nach wie vor sind auf dem Schweizer Schienennetz aber nicht alle Bahnübergänge modernisiert.
Publiziert: 11:57 Uhr
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Aktualisiert: vor 51 Minuten
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Eine Bahnwärterin betätigt im Jahr 1953 die Kurbel am Bahnübergang bei Faoug im Kanton Waadt, um manuell die Barriere am bewachten Bahnübergang zu schliessen.
Foto: MAX KRAFT
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Am 17. August 1995 um 12.12 Uhr war es so weit: Die SBB schlossen die Schranken des Postens 13 l westlich des Bahnhofs Wangen an der Jurasüdfusslinie ein letztes Mal. Damit besiegelten sie die fast 150 Jahre dauernde Epoche der Barrierenposten.

Damals hatten in Wangen noch vier Bahnwärterinnen im Einsatz gestanden. Sie wurden fortan nicht mehr gebraucht: Der Hauptübergang wurde nach 13-jähriger Planungsarbeit durch eine Umfahrungsstrasse mit einer Unterführung ersetzt, ein Feldweg mit einer automatischen Barrierenanlage gesichert.

In den Pionierzeiten der Eisenbahn waren die Bahnstrecken noch nicht mit automatischen Signalen gesichert. An den gesicherten Bahnübergängen musste ein Streckenwärter die Barrieren schliessen und dem Lokomotivführer die freie Fahrt anzeigen. Dies erforderte eine grosse Anzahl von Bediensteten. So waren zu Beginn auf der nur 21 Kilometer langen und zweitältesten Bahnlinie der Schweiz zwischen Basel und Sissach 17 Streckenwärter tätig.

In den 80er-Jahren des vorletzten Jahrhunderts wurde die Funktion des Streckenwärters und des Barrierenwärters getrennt. Dies hatte vor allem finanzielle Gründe. Im Jahr 1885 verdiente ein Streckenwärter bei der Schweizerischen Central-Bahn 1100 Franken jährlich, ein Barrierenwärter 360 Franken. Dementsprechend wurden die Barrieren meist von Frauen bedient, häufig von der Ehefrau des Streckenwärters.

Um 1920 beschäftigten die SBB rund 2200 Barrierenwärterinnen und -wärter auf ihrem Netz. Danach wurde die Zahl der örtlich bedienten Barrierenposten aus Sicherheitsgründen und finanziellen Überlegungen stetig verkleinert. Die Posten wurden entweder durch automatische Barrieren oder durch Unterführungen ersetzt. 1971 waren aber immer noch 307 Barrierenposten in Betrieb. 1990 waren es noch sieben und nach 1995 schliesslich keine mehr.

Anfang 2015 vermeldeten die SBB, dass sie sämtliche gefährlichen Bahnübergänge saniert hat. Auf ihrem Netz gebe es keine ungesicherten Bahnübergänge mehr. Die SBB waren damit einer Vorgabe des Bundes gefolgt.

In der Schweiz gibt es heute zirka 4400 Bahnübergänge. 97 Prozent davon erfüllen laut Bundesamt für Verkehr (BAV) die gesetzlichen Anforderungen. Der Grad der Sicherungsmassnahmen ist «abhängig von der Intensität des Strassenverkehrs, den Sichtverhältnissen und der Betriebsweise der Bahn», schreibt das BAV auf seiner Webseite.

Seit der Jahrtausendwende wurden zirka 2600 Bahnübergänge saniert oder aufgehoben. Rund 4315 Bahnübergänge entsprechen derzeit dem Gesetz. Die Verfahren zu den letzten noch zu sanierenden Bahnübergängen sind laut BAV im Gang.

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