Schlafen mit Hormonen?
Melatonin ist kein Wundermittel

Im Internet wimmelt es von Angeboten für Melatonin-Gummibärchen, Sprays oder Tropfen. Sie alle versprechen einen sanften Schlaf. In der Schweiz gelten aber klare Regeln. Apothekerinnen und Swissmedic warnen: Nicht alles, was natürlich klingt, ist auch harmlos.
Publiziert: 11:53 Uhr
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Aktualisiert: vor 52 Minuten
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Schlaflosigkeit quält gut 25-30 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer.
Foto: Shutterstock

Darum gehts

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Olivia Ruffiner

Melatonin wird als Wunderlösung gegen Schlafprobleme beworben. Nahrungsergänzungsmittel mit dem Schlafhormon sollen den Schlafrhythmus regulieren und endlich für erholsame Nächte sorgen. Doch Fachleute warnen: Das Hormon ist kein Lifestyle-Produkt.

Was ist Melatonin?

Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das in der Zirbeldrüse gebildet wird und eine wichtige Rolle für deinen Schlaf-Wach-Rhythmus spielt. Wird es dunkel, schüttet dein Körper Melatonin aus und signalisiert so, dass es Zeit zum Einschlafen ist. Mit zunehmendem Alter nimmt die körpereigene Produktion ab, was zu Einschlafstörungen führen kann.

Kann man Melatonin einnehmen?

Melatonin gibt es als Arzneimittel, das bei Einschlafstörungen eingesetzt wird. In der Schweiz sind nur eine Handvoll Melatonin-Präparate zugelassen. Internetshops werben aber trotzdem auf unseren sozialen Medien mit ihren Gummibärchen und Tropfen. Melatonin als Nahrungsergänzung in den Verkehr zu bringen, ist verboten. Die Arzneimittelbehörde Swissmedic warnt auf Anfrage von Blick zudem vor dem Kauf aus dubiosen Quellen im Internet: «Sie können falsch dosiert sein oder nicht deklarierte gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe enthalten.» 

Tatsächlich kam eine Analyse an der University of Mississippi zu gefährlichen Ergebnissen. 22 von 25 in den USA untersuchten Melatonin-Gummiprodukten enthielten eine andere Dosierung, als auf der Packung angegeben war. Ein Präparat enthielt mehr als die dreifache Menge des Wirkstoffs, ein anderes gar kein Melatonin. «Deshalb: Finger weg!», schreibt Swissmedic.

Wann brauche ich Melatonin?

Melatonin-haltige Präparate sind in der Schweiz verschreibungspflichtig und müssen von einem Arzt oder einer Ärztin verordnet sein. «Sie sind nicht im Rahmen einer vereinfachten Abgabe durch den Apotheker oder die Apothekerin gemäss Liste B+ erhältlich», schreibt eine Sprecherin des Schweizerischen Apothekerverbands Pharmasuisse auf Anfrage.

Pharmasuisse und Swissmedic raten beide strengstens von einer Selbstmedikation mit Melatonin ab. «Wie bei allen Arzneimitteln können auch bei Melatonin unerwünschte Wirkungen auftreten», heisst es von Pharmasuisse. Damit sind Nebenwirkungen wie Tagesschläfrigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Depressionen und Angststörungen gemeint. Hinzu kommt ein gestörter Tag-Nacht-Rhythmus.

Melatonin kann auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben. «Zudem sind die Folgen der Langzeitbehandlung nicht bekannt, weshalb eine ärztliche Beurteilung und individuelle Dosierungsempfehlung wichtig sind», so Pharmasuisse.

Was soll ich tun, wenn ich nicht schlafen kann?

Wenn du Einschlafstörungen hast, versuche es zuerst mit Schlafhygienemassnahmen. Schaffe eine optimale Schlafumgebung (kühl, dunkel, ruhig), etabliere eine regelmässige Abendroutine, vermeide Koffein und Alkohol am Abend und reduziere körperliche und geistige Anstrengung kurz vor dem Schlafengehen.

Sollten diese Massnahmen keine Wirkung zeigen, solltest du dich mit einem Arzt oder einer Ärztin in Verbindung setzen. Wenn du ein Rezept für Melatonin erhalten solltest, löse es in Schweizer Apotheken ein, da diese sich an die Regeln und Substanzverordnungen von Swissmedic halten.

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