Darum gehts
Sie waren 20 Jahre lang ein Paar, dann trennte sich RTL-Moderatorin Katja Burkard (60) von ihrem Mann Hans Mahr (76). Die alltäglichen Reibereien seien zu einer Belastung geworden, sagte sie kürzlich in einer Talkshow. Die beiden kamen nach einem Jahr wieder zusammen – weil sie sich vermissten. Kann das wirklich gutgehen?
Blick: Funktioniert «aufgewärmte» Liebe?
Liana Simovic: Dieses Wort bringt mich zum Schmunzeln, es erinnert an Essensreste von gestern. Eine vergangene Liebe ist aber kein Überbleibsel, sondern eine Geschichte mit vielen Kapiteln. Zwei Menschen, die sich entscheiden, es noch einmal miteinander zu versuchen, fangen nicht bei null an. Im Gegenteil: Die gemeinsame Geschichte kann ein wichtiges Fundament sein und für ein Liebes-Comeback eine grosse Chance bedeuten.
Sehnen sich manche nicht eher nach dem Gefühl von Vertrautheit als nach dem Menschen selbst?
Ich würde eher sagen, dass man sich nach diesem Gefühl mit diesem bestimmten Menschen sehnen kann. Für mich ist das eine Stärke, keine Schwäche. Wenn zwei Menschen miteinander intensive Gefühle erlebt haben, können sie bewusst darauf aufbauen. Ist die Trennung jedoch aufgrund von Machtmissbrauch, manipulativer Kontrolle oder körperlicher, psychischer oder sexualisierter Gewalt erfolgt, können solche Gefühle trügerisch sein, und es ist nicht sinnvoll, an ein Liebes-Comeback zu denken – Gewalt aus Liebe gibt es nicht.
Liana Simovic ist ausgebildete Sexologin, Paartherapeutin und Erziehungswissenschaftlerin. In ihrer Praxis in Winterthur ZH oder online begleitet sie Menschen bei Themen rund um Sexualität, Beziehung, Trauma und gesellschaftliche Normen. Sie ist Dozentin an verschiedenen Hochschulen, darunter am Institut für Sexualpädagogik und Sexualtherapie in Zürich, wo sie auch ihren Master in Sexologie absolviert hat. Simovic verfügt über Weiterbildungen in Psychotraumatologie, Emotionsfokussierter Paartherapie, Opferhilfe und Sexualstrafrecht.
Liana Simovic ist ausgebildete Sexologin, Paartherapeutin und Erziehungswissenschaftlerin. In ihrer Praxis in Winterthur ZH oder online begleitet sie Menschen bei Themen rund um Sexualität, Beziehung, Trauma und gesellschaftliche Normen. Sie ist Dozentin an verschiedenen Hochschulen, darunter am Institut für Sexualpädagogik und Sexualtherapie in Zürich, wo sie auch ihren Master in Sexologie absolviert hat. Simovic verfügt über Weiterbildungen in Psychotraumatologie, Emotionsfokussierter Paartherapie, Opferhilfe und Sexualstrafrecht.
Ist ein Neuanfang möglich, wenn man sich vor der Trennung auseinandergelebt hat?
Ja, viele Paare teilen zwar den Grossteil ihres Alltags miteinander, aber emotional fühlen sie sich trotzdem weit voneinander entfernt. Dann ist es wichtig, zuerst herauszufinden, welche Muster und Dynamiken dafür verantwortlich sind, dass mehr Distanz als Nähe geschaffen wurde.
Haben Sie ein Beispiel?
Der Klassiker ist, dass eine Person um Nähe kämpft und dazu in die Konfrontation geht. Sie wirft ihrem Gegenüber vor: «Warum redest du nicht mit mir?» oder «Wieso gehst du immer auf Distanz?». Die andere Person fühlt sich unter Druck gesetzt und zieht sich noch mehr zurück. Oft aus Angst, etwas Falsches zu sagen oder den Konflikt zu verschärfen. Das sind Schutzreaktionen, die letztlich zu noch mehr Distanz führen. Diese Muster zu erkennen und über die dahinterliegenden Gefühle wie Verlustangst, Schuldgefühle oder Scham zu sprechen, hilft, echte Nähe wieder möglich zu machen.
Wie kann ein Paar seine Stärken wiederentdecken?
Indem es sich Fragen stellt wie: Welche Dinge haben wir gern miteinander geteilt? Welche positiven und negativen Erlebnisse haben uns gestärkt? Durch welche Herausforderungen sind wir gemeinsam gewachsen, auch wenn sie schmerzhaft waren? Wann haben wir uns besonders nahe gefühlt? Es verbindet auch, wenn wir offen zeigen und sagen, wann uns unsere Partnerin oder unser Partner berührt, inspiriert oder beeindruckt hat. Dadurch werden die positiven Gefühle reaktiviert, die wir mit ihnen verknüpfen.
Was sind typische Stolpersteine bei einem Liebes-Comeback?
Oft spüren Paare bei einem Neustart den Druck, alles perfekt machen zu wollen und auf keinen Fall in einen Konflikt zu geraten. Es ist aber normal, dass alte Beziehungsdynamiken manchmal wieder aktiv werden können. Die Frage ist, wie zwei Menschen damit umgehen. Wenn sie die Dynamiken erkennen, können sie neue Strategien entwickeln, anstatt in die Konfrontation oder Vermeidung zu gehen. Ein anderer Stolperstein ist, das Gefühl zu haben, dass wir unser Gegenüber nach all den Jahren in- und auswendig kennen und dem Prozess deshalb nicht mehr gleich offen begegnen. Meistens sind die Menschen überrascht, zu erfahren, wie die andere Person wirklich denkt und fühlt.
Warum ist es so wichtig, sich noch einmal neu zu begegnen?
Über die Zeit verändern sich Körper und Psyche, und damit auch Gedanken, Gefühle, Wünsche und Lebensperspektiven. Gerade darin liegt eine Chance für gegenseitige Neugier, ein neues Kennenlernen und für eine Beziehung, die sich mitentwickeln darf.