Jeder vierte Student in Deutschland fühlt sich gestresst. Das hat eine Untersuchung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), der Freien Universität Berlin und der Techniker Krankenkasse (TK) ergeben. Mehr als 6000 Studenten wurden dafür befragt. Gut 25 Prozent gaben an, unter Stress zu leiden, 24 Prozent fühlen sich dauerhaft erschöpft. Frauen sind häufiger betroffen als Männer: Jede fünfte Studentin gab an, unter einer Generalisierten Angststörung zu leiden, jede sechste zeigte Symptome einer Depression.
Hohe Arbeitsbelastung
Vor allem Studierende in den Sprach- und Kulturwissenschaften sind anfällig für die Folgen hoher Arbeitsbelastung. Hier waren 22 Prozent von einer Angststörung betroffen, 18 Prozent litten an einer Depression. Bei den Sozialwissenschaften sehen die Zahlen ähnlich aus. Studenten der Medizin oder Gesundheitswissenschaften sind dagegen nur zu knapp 15 Prozent von Angststörungen und zu 11 Prozent von Depressionen betroffen. «Inwiefern die Ursachen tatsächlich in den Fächern und nicht eher in der unterschiedlichen Zusammensetzung von Frauen und Männern begründet sind, wissen wir noch nicht», sagte Sandra Buchholz, die beim DZHW die Abteilung Bildungsverläufe leitet. Es könne auch gut sein, dass die Unterschiede im Stresserleben bereits vor Studienbeginn bestehen, erklärte sie.
Prüfungsdruck und Zukunftangst sind die häufigen Faktoren
Studienleiter Burkhard Gusy kann sich viele Gründe vorstellen, warum Studenten psychische Probleme haben. Häufig seien sie bereits durch den Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt, die unbekannten Herausforderungen und den Umzug in eine andere Stadt verunsichert. Hinzu kämen Prüfungsdruck, Zukunftsangst und Bafög-Schulden. «Da lastet ein enormer Druck auf den jungen Menschen, teilweise auch durch hohe Ansprüche an sich selbst», so der Wissenschaftler.
Jugend im Stress in der Schweiz
Wie die repräsentative Schweizer Jugendstudie «Juvenir» der Jacobs Foundation zeigt, entsteht der Stress vor allem in der Schule, in der Ausbildung und an der Uni und nicht im Privatleben. Besonders betroffen sind Mädchen. Generell sind 56 Prozent der weiblichen Jugendlichen häufig bis sehr häufig gestresst. Bei den männlichen Jugendlichen sind es dagegen 37 Prozent.
Schon 17-Jährige greifen zu Medikamenten zur Stressbewältigung. Experten fordern griffige Regeln zur Abgabe von Hirndoping. Ob Ritalin oder Mini-LSD-Dosen: Studenten dopen sich besonders oft.
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Leistungsdruck und Zukunftsangst
Erfolg in Schule, Ausbildung und Studium besitzt für Schweizer Jugendliche höchste Priorität: Für über 90 Prozent ist der Erfolg wichtig - für mehr als die Hälfte der Jugendlichen (53 Prozent) sogar sehr wichtig. Erfolg hat aber seinen Preis: Fast die Hälfte der gestressten Jugendlichen (46 Prozent) setzen sich selbst unter Leistungsdruck, weil sie immer alles möglichst gut erledigen wollen. Häufiger Stress und Leistungsdruck haben psychische Auswirkungen: Knapp 80 Prozent der Mädchen und über 60 Prozent der Jungs, die sehr häufig oder häufig unter Stress stehen, zweifeln bei Leistungsdruck an sich selbst und ihren Fähigkeiten. In diesem Zusammenhang berichten 69 Prozent der Mädchen und 49 Prozent ausserdem von Niedergeschlagenheit und Traurigkeit. (aponet)
Oft werden Symptome einer Depression bei Jugendlichen als normale pubertäre Verstimmungen abgetan. In vielen Fällen sind sie auch nichts Anderes. Bis zu 20 Prozent aller Jugendlichen jedoch gehen ein- oder gar mehrmals durch eine depressive Episode.
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