Darum gehts
Du liegst mit einem kalten Getränk in der Hand am Pool, während die Sonne deine Haut wärmt und den nassen Bikini trocknet. Als du auf die Toilette gehst, spürst du plötzlich ein unangenehmes Brennen. Bahnt sich etwa eine Blasenentzündung an?
«Persönlich hatte ich zwar nicht den Eindruck, dass im Sommer viel mehr Fälle von Blasenentzündungen auftreten als zu anderen Jahreszeiten», sagt der Gynäkologe David Scheiner. Es gebe aber wissenschaftliche Arbeiten, die genau zu diesem Ergebnis gekommen seien. Auch die Google-Suchanfragen zum Thema Blasenentzündung würden im Sommer zunehmen, mit einem weiteren Peak im Dezember. Was steckt dahinter?
Bakterien lieben feuchtes Milieu
Scheiner vermutet mehrere Auslöser, die im Sommer das Risiko für Blasenentzündungen erhöhen – auch wenn eine eindeutige wissenschaftliche Evidenz dafür bisher fehlt. «Möglicherweise begünstigt das feuchte Milieu in den Badekleidern das Wachstum von Bakterien.» Menschen, die anfällig sind für Blasenentzündungen, rät er deshalb, nach dem Schwimmen die nassen Badesachen zu wechseln.
Dass vom Wasser selbst eine Gefahr ausgeht, zum Beispiel durch eine erhöhte Konzentration an Darmbakterien, glaubt der Experte nicht, da die Bakterien stark verdünnt seien. Problematischer sei eher das Chlor im Schwimmbad. «Es kann die Schleimhäute reizen, wodurch der natürliche Schutzmechanismus im Intimbereich gestört wird.»
Ein weiterer, oft unterschätzter Risikofaktor: Flüssigkeitsmangel. Wenn man den hohen Flüssigkeitsverlust beim Schwitzen nicht genügend ausgleicht, muss man seltener auf die Toilette. «Dadurch kann sich die Blase weniger mechanisch reinigen, was das Risiko für eine Blasenentzündung erhöhen kann.»
Anatomie der Frau als Risikofaktor
Etwa jede zweite Frau erlebt mindestens einmal im Laufe ihres Lebens eine Blasenentzündung. Das liegt vor allem daran, dass die Harnröhre bei Frauen kürzer ist und sich die Scheide nahe am Darmausgang befindet. Dadurch können bestimmte Bakterien leichter in die Blase gelangen. Normalerweise schützt das natürliche Gleichgewicht der Scheidenflora vor Infektionen. Hormonelle Veränderungen, falsche Intimhygiene oder Antibiotikabehandlungen können dieses Gleichgewicht stören.
Zudem sei es für Laien nicht immer einfach, zu erkennen, ob es sich um eine Blasenentzündung handle oder eher um eine Scheidenentzündung oder einen Pilzbefall, sagt Scheiner. «Wenn eine Frau Ausfluss und Juckreiz hat, deutet das eher auf einen Scheidenpilz hin.» Typische Anzeichen einer Blasenentzündung seien häufiger Harndrang, Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen, ein trüber, übel riechender Urin und manchmal sogar Blut im Urin.
Erste Symptome: Was tun?
«Eine Blasenentzündung kann oft gut mit Hausmitteln und frei erhältlichen Präparaten behandelt werden», sagt Scheiner. «Wenn Symptome auftreten, sollte man als Erstes ausreichend trinken, etwa zwei bis drei Liter pro Tag.» Am besten sei Wasser ohne Kohlensäure, aber nicht eiskaltes. Das helfe, die Bakterien mechanisch auszuspülen. Zudem können Schmerzmittel die Beschwerden lindern und Entzündungen hemmen.
PD Dr. med. David Scheiner ist Facharzt für Gynäkologie, Geburtshilfe und Urogynäkologie im Blasenzentrum Stadelhofen sowie Belegarzt an den Hirslanden Kliniken, beide in Zürich. Nach dem Medizinstudium und der Facharztausbildung in Zürich spezialisierte er sich auf operative Gynäkologie sowie Beckenboden- und Kontinenzmedizin. Scheiner engagiert sich in der Lehre und Forschung und ist Mitglied zahlreicher Fachgesellschaften.
PD Dr. med. David Scheiner ist Facharzt für Gynäkologie, Geburtshilfe und Urogynäkologie im Blasenzentrum Stadelhofen sowie Belegarzt an den Hirslanden Kliniken, beide in Zürich. Nach dem Medizinstudium und der Facharztausbildung in Zürich spezialisierte er sich auf operative Gynäkologie sowie Beckenboden- und Kontinenzmedizin. Scheiner engagiert sich in der Lehre und Forschung und ist Mitglied zahlreicher Fachgesellschaften.
Auch Produkte wie Cranberrysaft oder D-Mannose – ein Einfachzucker, der die Bakterien bindet, damit sie nicht an die Blase andocken können – würden Betroffenen helfen und seien praktisch in jeder Apotheke erhältlich. «Wer die Blasenentzündung ein bis zwei Tage mit diesen Mitteln behandelt und eine Besserung spürt, kann so weiterfahren», sagt der Experte. «Werden die Symptome stärker, sollte man unbedingt zu einem Arzt gehen, der Antibiotika verschreiben kann.»
Fieber, Abgeschlagenheit oder Schmerzen an den Flanken können darauf hinweisen, dass sich aus einer lokalen Blasenentzündung ein aufsteigender Harnwegsinfekt oder eine Nierenbeckenentzündung entwickelt hat. Die muss dann dringend ärztlich behandelt werden. Im schlimmsten Fall könnte es zu einer Blutvergiftung kommen. Das sei aber selten, beruhigt Scheiner.