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Welt-Aids-Tag
Hochwirksames Medikament weckt grosse Hoffnung

Ein bahnbrechender Wirkstoff rückt der Idee einer HIV-Impfung so nahe wie kein Medikament zuvor. Nicht nur hohe Kosten könnten seine Verbreitung ausbremsen.
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Darum gehts

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Jonas DreyfusService-Team

Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag – die Uno führte ihn 1988 ein, als sich das Ausmass der weltweiten HIV/Aids-Epidemie immer deutlicher zeigte. Inzwischen kann HIV gut behandelt werden, doch die Krankheit ist nach wie vor unheilbar und lässt sich ausschliesslich mit einer regelmässigen Medikamenteneinnahme in Schach halten. 

Grosse Hoffnungen weckt nun ein Medikament, das nur alle sechs Monate gespritzt wird und zuverlässig vor einer Ansteckung schützt. Es basiert auf dem Wirkstoff Lenacapavir, dessen Entwicklung vom renommierten Fachmagazin Science zum bedeutendsten Forschungsdurchbruch des Jahres 2024 gekürt wurde.

Zur Behandlung komplexer Fälle wird das Medikament bereits eingesetzt, zur Prävention ist es hingegen noch nicht zugelassen – obwohl die Therapie als beste Alternative zu einem Impfstoff gilt, den es für HIV nicht gibt. 

Das Wichtigste zur Innovation, die Hunderttausende Menschenleben retten könnte:

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Wie funktioniert das Medikament?

Das HI-Virus nutzt ein sogenanntes Kapsid, um sein Erbgut in eine menschliche Zelle zu schmuggeln. Der Wirkstoff Lenacapavir besteht aus zwei sogenannten Kapsid-Blockern, die diesen Prozess stören. Neben der Freisetzung der Virus-DNA im Zellkern verhindert er weitere Phasen der HIV-Infektion. Lenacapavir gehört zu den ersten Kapsid-Blockern und ist der erste zugelassene Wirkstoff mit diesen Eigenschaften.

Ein Apotheker hält eine Ampulle mit dem Wirkstoff Lenacapavir. Alle sechs Monate verabreicht, schützt er zuverlässig vor einer Ansteckung vor dem HI-Virus.
Foto: keystone-sda.ch
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Wie vielversprechend ist es?

Im Rahmen einer Studie mit 5338 HIV-negativen Frauen aus Südafrika (40'000 Aidstote im Jahr 2023) und Uganda (17'000 Aidstote im Jahr 2023) erhielt ein Teil der Probandinnen eine Lenacapavir-Injektion. Gleichzeitig wurde ihnen eine sogenannte Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) in Tablettenform verschrieben, die – bei täglicher Einnahme – zuverlässig vor einer HIV-Infektion schützt. Die andere Gruppe erhielt stattdessen eine Placebo-Spritze, kombiniert mit derselben PrEP-Therapie.

Nach einem Jahr und zwei Injektionen im Abstand von sechs Monaten waren alle rund 2000 Probandinnen, die das Medikament erhalten hatten, weiterhin HIV-negativ. In der Placebo-Gruppe hingegen infizierten sich 55 von rund 3000 Frauen. Fast alle, die sich angesteckt hatten, nahmen die PrEP-Tabletten weniger als zweimal pro Woche – obwohl ihnen ausdrücklich erklärt wurde, dass eine tägliche Einnahme erforderlich ist. Diese «Nachlässigkeit» ist eines der grössten Probleme bei der HIV-Bekämpfung in Ländern, in denen die Krankheit stark stigmatisiert ist und Tabletten oft nur dann eingenommen werden können, wenn es niemand anderer mitkriegt.

Ein Apotheker berät eine Frau in Zusammenhang mit HIV in Uganda. Im afrikanischen Land sind mehr als 5 Prozent der Erwachsenen HIV-positiv.
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Der grösste Vorteil von Lenacapavir ist also, dass der Wirkstoff nur zwei Mal jährlich verabreicht werden muss. Eine neue Studie deutet darauf hin, dass eine einzige Injektion pro Jahr sogar ausreichen könnte, wenn der Wirkstoff in die Muskulatur statt unter die Haut gespritzt wird.

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Wie sieht es mit der

Menschen protestieren im Kapitol in Washington, D.C., gegen die Kürzungen der Gelder für die amerikanische AIDS-Entwicklungshilfe.
Foto: keystone-sda.ch

Zulassung aus?

Lenacapavir ist in den USA und der EU seit 2022 und in der Schweiz seit 2023 zugelassen für die Behandlung von Patienten mit einer multiresistenten HIV-Infektion – also nicht als vorbeugendes Medikament. Hersteller ist das US-Pharmaunternehmen Gilead, das führend ist in der Entwicklung von Medikamenten zur HIV-Bekämpfung. Es hat die Zulassung als Präventivmedikament in zahlreichen Ländern beantragt. Entscheide für die USA und die EU werden 2025 erwartet. Die Schweiz wird nachziehen.

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Was kostet es?

Zwei Spritzen kosten in der Schweiz rund 40'000 Franken. Das entspricht in etwa dem Preis des Medikaments in den USA. Es wird bei uns seit dem 1. November 2022 aus der Grundversicherung erstattet. Ärzte dürfen das Medikament vorerst nur verschreiben, wenn alle anderen möglichen Therapieformen bei einem Patienten keine Besserung gebracht haben.

Gilead hat mit sechs Herstellern Vereinbarungen getroffen, die das entsprechende Medikament in 120 Ländern mit hohen Fallzahlen und begrenzten Ressourcen als Generikum produzieren und zu günstigeren Preisen verkaufen dürfen. Damit sind aber längst nicht alle Länder abgedeckt, deren Bewohner dringend auf das günstige Generikum angewiesen sind.

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Welche Hindernisse gibt es?

Neben den hohen Kosten gefährden auch die politischen Entwicklungen in den USA die HIV-Prävention und -Behandlung in vielen ärmeren Ländern. Trump liess Anfang 2025 weite Teile der Auslandshilfe einfrieren – darunter Programme, die über den «President's Emergency Plan for AIDS Relief» (PEPFAR) finanziert werden. Ein Gericht hat den vollständigen Stopp zwar ausgebremst und Teile der Hilfe wurden inzwischen wieder aufgenommen, doch die Zukunft der Programme bleibt unsicher.

Ex-Präsident George W. Bush Jr. (78) sprach 2023 anlässlich des 20. Jubiläums des «President's Emergency Plan for AIDS Relief», den er 2003 ins Leben gerufen hatte.
Foto: keystone-sda.ch

PEPFAR gilt seit zwei Jahrzehnten als eines der wichtigsten Programme im Kampf gegen HIV und Aids. In vielen afrikanischen Ländern südlich der Sahara finanzieren die Mittel einen grossen Teil der Tests, Behandlungen und Präventionsangebote. Wenn diese Unterstützung wegfällt, rechnen Fachleute mit deutlich mehr Neuinfektionen und Aids-bedingten Todesfällen – lange bevor günstigere Generika breit verfügbar sind.

Quellen: «Science», Unaids, Gilead, Aids-Hilfe Schweiz, «The New England Journal of Medicine», «Wired», «The Guardian», Medical Tribune Schweiz, Swissmedic, BAG 

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