Auf die Details kommts an
Wetten, du putzt deine Zähne falsch?

Wir tun es mehrmals täglich – und trotzdem wissen viele nicht, wie es richtig geht: Zähneputzen. Aber sind all die komplizierten Routinen, die gerade auf Social Media trenden, die Lösung? Eine Expertin erklärt, was die meisten von uns falsch machen.
Publiziert: 07.05.2025 um 11:41 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2025 um 13:29 Uhr

Darum gehts

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Sylvie KempaRedaktorin Service

Auf Plattformen wie Tiktok schwören Influencer gerade auf ultralange, super komplizierte Zahnputzroutinen. Dabei ists doch ganz einfach, oder? Zahnpasta auf die Bürste, mit Wasser anfeuchten, überall kurz drüber schrubben, ausspülen. Aber: So sieht die optimale Zahnputzroutine nicht aus. Zwar ist es schon gut, wenn man sich nach jedem Essen die Zähne putzt. Aber damit die Zahnpasta ihre volle Schutzwirkung entfalten kann, sind weitere Schritte nötig. Zahnärztin Fabienne Zeller (47) erklärt Schritt für Schritt, wie Zähneputzen richtig geht – und welche Gewohnheiten die Wirkung von Zahnpasta schmälern.

Schritt 1: Mit dem Putzen nicht warten

Der Mythos, man solle nach säurehaltigen Lebensmitteln mit dem Zähneputzen warten, um den Zahnschmelz nicht zu schädigen, hält sich hartnäckig. «Das Gegenteil ist richtig: Je schneller man putzt, desto besser», sagt die Expertin. «Man sollte eine fluoridhaltige Zahnpasta verwenden, denn Fluorid stärkt den Zahnschmelz, fördert seine Reparatur nach Säureangriffen und hemmt die Säurebildung durch Bakterien.» Die Angst vor Fluorid sei unbegründet. «Oft wird Fluorid mit dem hochgiftigen Fluor verwechselt.»

Die Angst vor Fluoridvergiftung ist unbegründet

Fluoridhaltige Zahnpasta ist ein zentraler Baustein der Kariesprävention. Dennoch stossen fluoridhaltige Produkte bei manchen Menschen auf Skepsis. Insbesondere immer mehr Eltern verzichten darauf. Prof. Dr. Florian Wegehaupt von der Universität Bern sieht dies kritisch, denn oft liegen diesem Entscheid Fehlinformationen und ein verbreitetes Missverständnis zugrunde: «Die Angst vor einer Vergiftung ist sicher zentral. Das hängt auch damit zusammen, dass Fluorid mit Fluor verwechselt wird, teilweise sogar in Medienberichten», erklärt Wegehaupt im Interview mit der Schweizer Illustrierten. «Das gasförmige, elementare Fluor ist tatsächlich hochgiftig. Fluoride sind jedoch Salze der Fluorwasserstoffsäure und nur in grossen Mengen problematisch.» In kleinen Mengen fördern sie die Zahngesundheit. «Aus meiner Sicht gibt es keine vernünftigen Alternativen zu fluoridhaltiger Zahnpasta.»

Damit ein Kind Vergiftungserscheinungen zeigt, müsste es schon sehr grosse Mengen fluoridhaltiger Zahnpasta essen, meint der Experte weiter. In der Schweiz schützen strenge Richtlinien vor einer Überdosierung. «Kinder sollten eine altersgerechte Kinderzahnpasta verwenden. Diese enthält nur rund ein Drittel so viel Fluorid wie Zahnpasten für Erwachsene – das ist gesetzlich geregelt», so Wegehaupt. Er rät ausserdem von stark aromatisierten Zahnpasten ab, da diese Kinder eher zum Herunterschlucken verleiten. «Zahnpasta sollte man grundsätzlich ausspucken.»

Fluoridhaltige Zahnpasta ist ein zentraler Baustein der Kariesprävention. Dennoch stossen fluoridhaltige Produkte bei manchen Menschen auf Skepsis. Insbesondere immer mehr Eltern verzichten darauf. Prof. Dr. Florian Wegehaupt von der Universität Bern sieht dies kritisch, denn oft liegen diesem Entscheid Fehlinformationen und ein verbreitetes Missverständnis zugrunde: «Die Angst vor einer Vergiftung ist sicher zentral. Das hängt auch damit zusammen, dass Fluorid mit Fluor verwechselt wird, teilweise sogar in Medienberichten», erklärt Wegehaupt im Interview mit der Schweizer Illustrierten. «Das gasförmige, elementare Fluor ist tatsächlich hochgiftig. Fluoride sind jedoch Salze der Fluorwasserstoffsäure und nur in grossen Mengen problematisch.» In kleinen Mengen fördern sie die Zahngesundheit. «Aus meiner Sicht gibt es keine vernünftigen Alternativen zu fluoridhaltiger Zahnpasta.»

Damit ein Kind Vergiftungserscheinungen zeigt, müsste es schon sehr grosse Mengen fluoridhaltiger Zahnpasta essen, meint der Experte weiter. In der Schweiz schützen strenge Richtlinien vor einer Überdosierung. «Kinder sollten eine altersgerechte Kinderzahnpasta verwenden. Diese enthält nur rund ein Drittel so viel Fluorid wie Zahnpasten für Erwachsene – das ist gesetzlich geregelt», so Wegehaupt. Er rät ausserdem von stark aromatisierten Zahnpasten ab, da diese Kinder eher zum Herunterschlucken verleiten. «Zahnpasta sollte man grundsätzlich ausspucken.»

Wer kurz nach dem Essen keine Möglichkeit hat, die Zähne zu putzen, kann zumindest den Mund mit Wasser spülen, um die Säuren abzuschwächen – das ersetzt späteres Zähneputzen jedoch nicht. «Ebenso wenig, wie das Essen eines Apfels die Zähne reinigt. Auch das ist nur ein Mythos.»

Schritt 2: Nicht als Erstes zur Bürste greifen

Die optimale Zahnputzroutine beginnt nicht mit dem Griff zur Zahnbürste, sondern mit der Reinigung der Zahnzwischenräume. «Sonst kommt die Zahnpasta nicht überall dorthin, wo sie wirken soll», erklärt die Expertin. Für enge Zwischenräume empfiehlt sie Zahnseide, bei grösseren Lücken leisten Interdentalbürstchen bessere Dienste. Zahnstocher sind nicht empfehlenswert: Sie reinigen unzureichend und können Schmutz sogar weiter in die Zwischenräume hineinschieben, anstatt ihn hinauszubefördern.

Schritt 3: Lieber länger putzen

Jetzt kommt die Zahnbürste – elektrisch oder von Hand – zum Einsatz. Auf allen Seiten in kreisenden Bewegungen gut säubern. «Ich finde, die offiziell empfohlenen zwei Minuten sind ein Minimum», rät Zeller. «Es schadet nicht, sich mehr Zeit zu nehmen.» Die Zahnpasta vor dem Putzen mit Wasser anzufeuchten, ist übrigens nicht notwendig.

Schritt 4: Mit dem Schaum spülen

Ein entscheidender Schritt, der oft vergessen wird: «Nach dem Putzen sollte man den Zahnpastaschaum im Mund nutzen, um ihn nochmals durch die Zahnzwischenräume zu bewegen», sagt Zeller. So kann man auch jene Bereiche mit Fluorid versorgen, die mit der Bürste schwer zugänglich sind.

Schritt 5: Die Zunge nicht vergessen

Die Zunge ist ein Bakterienreservoir, das viele unterschätzen. Ein Zungenschaber oder eine spezielle Zungenbürste entfernt Beläge effektiv und sorgt für einen frischeren Atem – dieser Schritt erfolgt am besten nach dem Zähneputzen.

Schritt 6: Zahnpasta ausspucken

Nach dem Reinigen und Spülen mit dem Schaum wird die überschüssige Zahnpasta einfach ausgespuckt.

Schritt 7: Spülen ohne Wasser

Wichtig: Nicht mit Wasser nachspülen. Auch das würde die Wirkung der Zahnpasta abschwächen. Wer das Bedürfnis hat, den Mund auszuspülen, nutzt am besten eine fluoridhaltige Mundspülung, um den Kariesschutz zu optimieren.

Sobald Kinder alle bleibenden Zähne haben, können Sie eine Putzroutine für Erwachsene aufnehmen. Inklusive Zahnzwischenraumreinigung.
Foto: Shutterstock

Diese Zahnputzroutine ist ab dem Alter von zwölf Jahren empfehlenswert – oder sobald ein Kind alle bleibenden Zähne hat. «Vorher reicht das Putzen mit einer Bürste nach jedem Essen», sagt Zeller. Bei Menschen mit erhöhtem Kariesrisiko oder anderen Erkrankungen kann die Empfehlung abweichen. In solchen Fällen sollte die Putzroutine individuell mit der Zahnärztin oder dem Zahnarzt abgestimmt werden.

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