Darum gehts
- Reformer-Pilates: 100-jähriger Fitnesstrend erlebt Comeback in der Schweiz
- Kombiniert Kraft, Kontrolle und Meditation für effektives Ganzkörpertraining
Die Lagree-Methode nutzt den sogenannten Megaformer, welcher auf «Time under Tension» setzt
Manche Fitness-Trends kommen und verschwinden wieder. Andere sind fast 100 Jahre alt – und erleben plötzlich ein Revival. So wie Reformer-Pilates, erfunden von Joseph Pilates in den 1920er-Jahren in New York. Ursprünglich für Tänzerinnen, Boxer und Reha-Patienten gedacht, galt das Gerät lange als Nischensport. Erst jetzt, in der Schweiz und vor allem in Zürich, erlebt der Reformer ein regelrechtes Comeback – modernisiert durch die Lagree-Methode, die klassische Pilates-Prinzipien mit einem intensiveren Kraft-Ausdauer-Ansatz verbindet.
Ich wollte wissen, warum plötzlich alle auf den Reformer abfahren – und habe mich selbst auf die Matte, beziehungsweise auf die Geräte, gewagt.
Vom historischen Klassiker zum modernen Fitness-Hype
Reformer-Pilates funktioniert über ein System aus Federn, Seilen und einem Schlitten. Die Bewegungen sind gelenkschonend, präzise und intensiv, ohne harte Stösse. In der Vergangenheit war das Gerät vor allem in der Physiotherapie und in Ballettschulen beliebt. Heute haben Studios weltweit die Methode aufgegriffen, modernisiert und ästhetisch inszeniert.
Ein entscheidender Treiber ist die Lagree-Methode: Sie nutzt den sogenannten Megaformer, ein robustes Reformer-Gerät, das auf «Time under Tension» setzt. Jede Muskelgruppe wird über längere Zeit unter Spannung gehalten – für straffere Muskeln, mehr Kraft und Ausdauer. Die Übungen sind langsamer, aber konstant, ohne Pausen, was das Training deutlich intensiver wirken lässt als klassisches Pilates.
Mein erster Eindruck: Eleganz trifft auf Intensität
Als ich das erste Mal auf dem Reformer stehe, bin ich überrascht: Es sieht aus wie ein meditatives Wellness-Workout – gedämpftes Licht, sanfte Musik, fliessende Bewegungen – und doch spüre ich sofort, wie alle Muskeln arbeiten müssen. Bei der Lagree-Einheit im Anschluss merke ich den Unterschied dann auch sofort: die Muskeln noch angespannter, die Haltephasen länger, das Training intensiver. Ich schwitze, bin wackelig und gleichzeitig fasziniert, wie hart, aber gleichzeitig gelenkschonend diese Kraftarbeit ist.
Warum Reformer & Lagree so effektiv sind
Beide Varianten aktivieren Core, Rücken, Beine und Po. Kleine stabilisierende Muskeln werden trainiert, die man im Alltag kaum spürt.
Klassisches Reformer-Pilates: Fokus auf Präzision, Haltung, Mobilität. Ideal auch für Anfänger und Anfängerinnen oder Reha.
Lagree / Megaformer: Fokus auf Kraft, Ausdauer, Muskelstraffung. Der Körper steht konstant unter Spannung, während dem man dynamische Übungsfolgen ausübt. Perfekt für alle, die ein intensiveres Workout suchen, ohne harte Sprünge oder Gewichte.
Lagree fordert mehr, hält die Muskeln konstant unter Spannung und bringt die Herzfrequenz höher, ohne dass es sich wie traditionelles Krafttraining anfühlt. Der Effekt: Bereits am nächsten Tag fühlt sich mein Körper ganzheitlich trainiert an, ich sitze mit geradem Rücken, meine sonst sehr wünschenswerte Sitzhaltung hat sich bereits um einiges verbessert.
Zürich im Lagree- und Reformer-Boom
In Zürich explodiert die Nachfrage. und zahlreiche (neue) Studios bieten fast ausschliesslich Reformer- oder Lagree-Klassen an. Wer spontan hin will, hat oft Pech, denn die Wartelisten sind lang. Viele Teilnehmerinnen sind jung, urban, arbeiten im Büro und schätzen den Mix aus körperlicher Herausforderung, Ruhe und Ästhetik. So wird der neue Sporttrend auch auf Tiktok, Instragram und Facebook gefeiert, mit tollen Outfits und dem obligatorischen Matcha-Latte im Anschluss.
Die Studios setzen bewusst auf Lifestyle-Atmosphäre: gedämpftes Licht, ruhige Musik, fliessende Abläufe – alles perfekt für Instagram, aber gleichzeitig doch auch ein sehr ernsthaftes Training
.
Der Preis – und warum er sich lohnt
Reformer-Lektionen kosten 45 bis 60 Franken, 10er-Abos gibt es für bis zu 550 Franken. Teuer, ja – aber die Geräte sind hochwertig, die Ausbildung der Instruktoren und Instruktorinnen umfangreich, die Gruppen klein. Lagree-Klassen sind körperlich um einiges intensiver und effektiver. Mein Eindruck: Das Körpergefühl nach dem intensiven Training – stabiler, kraftvoller, aufrechter – rechtfertigt den Preis.
Nicht alles ist perfekt
- Nicht alle Studios bieten genug fachkundige Instruktion, und überfüllte Klassen sind ein Problem.
- Wer zu schnell zu viel macht, riskiert Überlastungen, vor allem in Schultern oder Rücken.
- Die Social-Media-Ästhetik kann Druck erzeugen, «perfekt» aussehen zu müssen.
Mein Tipp: Kleine Gruppen, erfahrene Lehrpersonen und ein Fokus auf Haltung statt Tempo (oder Outfit) sind entscheidend.
Bleibt der Trend?
Reformer-Pilates ist alt – Lagree macht es modern. Zusammen ergibt das eine Kombination aus Präzision, Kraft, Ästhetik und Flow, die perfekt in die Zeit passt. Für mich ist klar: Dieser Trend bleibt. Wer ihn ausprobiert, merkt schnell, dass es weit mehr ist als ein Social-Media-Workout. Es ist effektiv, fordernd, gelenkschonend – und macht süchtig. Zudem kann man mit wenig Zeitaufwand körperlich sehr viel erreichen. Ich jedenfalls bleibe dran.