Allzweckwaffe Kürbiskernöl
Hier kommt es auf den Röstgrad an

Steirisches Kürbiskernöl ist eine kulinarische Allzweckwaffe für alle möglichen Rezepte – im Sommer sogar für Glace.
Publiziert: 30.06.2017 um 15:59 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:05 Uhr
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Für einen Liter brauchts die Kerne von 35 Kürbissen.
Foto: imago stock&people
Christiane Binder

Spricht man mit Einheimischen, dann wundert man sich am Anfang ein wenig über die Begeisterung, die sie für ihr Kürbiskernöl hegen. «Ich brauche das jeden Tag» – «Ich mag nicht darauf verzichten».

Ölverkostung statt Weinprobe

Und in Graz, der Hauptstadt der Steiermark, wird man zu Ölverkostungen eingeladen wie andernorts zu Weinproben. Schliesslich kommt man selbst auf den Geschmack und nimmt sich vor, in den Ferien das «Echte» in der Steiermark zu ­besorgen. Erhältlich ist es überall. Voll auf Touristen ausgerichtet sind Bauernhöfe wie der «Erlebnis-Genusshof» der Familie Farmer-Rabensteiner» in Bad Gams in der Weststeiermark. Den besuchen jedes Jahr 40 000 Touristen, die dort alle möglichen Kürbiskernölprodukte vor Ort oder später online erwerben können, vom Bier bis zur Pastete.

Herstellung

Auch, wie man das Kürbiskernöl herstellt, wird ­einem dort erklärt. Das Wichtigste: der Röstgrad der Kürbiskerne. Sind sie zu stark geröstet, wird es braun und bitter. Bei schwacher Röstung ist der Geschmack nicht markant. Bis zu drei Kilo Kerne braucht es für einen Liter Öl – das entspricht etwa 35 Kürbissen. Dadurch und durch den hohen Arbeitsaufwand ist der Preis relativ hoch: In Österreich liegt er bei 19.50 bis 24 Euro pro ­Liter. In der Schweiz kostet so viel meist der Viertelliter. Das echte, steirische Kürbiskernöl hat eine Banderole mit dem Gütesiegel «g. g. A.». Steht das nicht drauf, kann es auch sein, dass die Kerne woanders herstammen. Auch kommt das steirische Öl bei Schadstofftests sehr gut weg.

Wichtig: Der grüne Film

Am besten lässt man sich vorm Kauf einen Schluck zum Probieren ausschenken. Der braune Rand, der den Röstgrad anzeigt, muss oben einen grünen Film aufweisen. Ist das Produkt einheitlich satt braun, dann ist es überröstet. Hat man sich erst mal durch die typischen Spezialitäten durchprobiert – Kürbiskern-Rührei, Kürbiskernlikör (schmeckt wie ­Eierlikör) – dann versteht man den Hype.

Spezialitäten mit Kürbiskernöl

Das Röst-Aroma gibt fast allen Speisen einen anderen Dreh. Fleisch, Eiergerichten, Salaten, ja, sogar Tofu. Vor allem aber auch süssen Speisen, zu Vanille-Glace schmeckt es wunderbar. In Salaten harmoniert Kürbiskernöl am besten mit Apfel- oder Walnussessig. Eine klassische sommerliche Spezialität ist der Käferbohnensalat. Die nussig schmeckenden, sehr grossen Käferbohnen, sättigend und proteinreich, gibt es in der Schweiz im Feinkostladen oder online. Man lässt sie über Nacht in kaltem Wasser einweichen und kocht sie dann in reichlich Wasser etwa eine Stunde lang weich.

Nie das Kochwasser salzen, da sonst das Eiweiss gerinnt und die Bohnen nicht richtig weich werden. Während der Garzeit soll das Wasser nur leicht köcheln. Die noch lauwarmen Bohnen mit Salz, Pfeffer, Apfelessig und Kürbiskernöl abschmecken und mit geriebenem Kren (Meerrettich) oder geschnittenen Zwiebeln verfeinern. Das kriegt auch ein Anfänger hin.

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