Abtreibung aus dem Internet

BELFAST – Im Netz die Pillen bestellen, zu Hause still und leise abtreiben: So helfen sich heute Frauen, die ungewollt schwanger werden und in Ländern leben, in denen Abbrüche verboten sind. Ein riskantes Vorgehen.
Publiziert: 11.07.2008 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 20:11 Uhr
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Die ganze Welt ist online, auch die Engelmacher. Und die Websites der Leute, die Frauen und jungen Mädchen per Mausklick aus der Empfängnis-Patsche helfen, werden rege frequentiert. Wie zum Beispiel «Women On Web». Laut «BBC News» suchen vor allem von Frauen aus Nordirland und etwa 70 anderen Ländern, in denen Abtreiben verboten ist, letztere Seite auf.

Allerdings warnen Experten vor der Lösung aus dem Internet: Gemäss einer Befragung von rund 200 betroffenen Frauen mussten sich 11 Prozent im Anschluss an eine derartige Abtreibung einem operativen Eingriff unterziehen. Entweder, weil die Pillen nicht zu einem vollständigen Abort führten oder weil extrem starke Blutungen ausgelöst wurden.

31 Prozent fühlten sich gestresst, empfanden die Erfahrung aber als akzeptabel. 8 Prozent verwendeten die bestellten Medikamente schliesslich doch nicht, und 58 Prozent gaben an, sie seien dankbar, dass sie auf diese Weise abtreiben konnten.

Da «Women On Web» die Medikamente nur in Länder mit erschwerten Abtreibungs-Bedingungen liefert, nehmen die Patientinnen schon mal eine lange Reise in Kauf. So flog eine Amerikanerin nach Thailand, um an den «Stoff» zu kommen.

«‹Women On Web› blieb mit mir über E-Mail in Kontakt. Das Medikament kam via Zoll, sauber verpackt, mit der kompletten Gebrauchsanweisung und der Unterschrift eines Arztes. Die Medizin von anderen Websites wurde in unbeschrifteten Fläschchen geliefert, ohne Anleitung oder Gebrauchsanweisung. Es war beängstigend», erinnert sie sich.

Und meint weiter: «Ich war noch nicht sehr weit, etwa in der dritten oder vierten Woche. Für mich ging alles glatt. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass Frauen diese Möglichkeit haben, wenn sie in so eine Situation geraten.» (gsc)

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Audrey Simpson, Präsidentin der nordirischen Gesellschaft für Familienplanung
«Wir sind wirklich besorgt wegen der Frauen, die auf dubiose Websites gehen. Wenn man sich auf unseriöse Seiten verlässt, kann das zu schweren medizinischen Komplikationen führen. Es ist ein neue Variante der Hinterhof-Abtreibungen. Die ‹Women On Web›-Seite ist sehr hilfreich und seriös. Aber sie bestärkt die Frauen darin, das Gesetz zu brechen – und wir als Organisation müssen mit dem Gesetz zusammenarbeiten.»

Josephine Quintavalle, Abtreibungs-Gegnerin und Sprecherin der britischen Vereinigung «Comment on Reproductive Ethics»
«Die Entwicklung ist sehr beunruhigend. Sie zeigt die weitere Trivialisierung des Wertes eines ungeborenen Kindes. Die Abtreibungen finden im Verborgenen statt. Ausserdem haben diese Medikamente Nebenwirkungen und die Tragödien werden zunehmen.»
Audrey Simpson, Präsidentin der nordirischen Gesellschaft für Familienplanung
«Wir sind wirklich besorgt wegen der Frauen, die auf dubiose Websites gehen. Wenn man sich auf unseriöse Seiten verlässt, kann das zu schweren medizinischen Komplikationen führen. Es ist ein neue Variante der Hinterhof-Abtreibungen. Die ‹Women On Web›-Seite ist sehr hilfreich und seriös. Aber sie bestärkt die Frauen darin, das Gesetz zu brechen – und wir als Organisation müssen mit dem Gesetz zusammenarbeiten.»

Josephine Quintavalle, Abtreibungs-Gegnerin und Sprecherin der britischen Vereinigung «Comment on Reproductive Ethics»
«Die Entwicklung ist sehr beunruhigend. Sie zeigt die weitere Trivialisierung des Wertes eines ungeborenen Kindes. Die Abtreibungen finden im Verborgenen statt. Ausserdem haben diese Medikamente Nebenwirkungen und die Tragödien werden zunehmen.»
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