Eine der grössten Herausforderungen für Weinbauern besteht darin, die Reben durch den Winter zu bringen. Die allermeisten Winterschäden werden durch früh eintretende warme Temperaturen und einen darauffolgenden Kälteeinbruch verursacht.
Warme Temperaturen wecken die Rebe aus ihrem Winterschlaf, sie beginnt zu knospen. Wenn dann der Winter zurückkommt, tötet er mit der kalten Luft die Knospen oder gleich die ganze Rebe.
Wenn die Reben niedrigeren Temperaturen als gewohnt ausgesetzt sind, werden die Membrane um die Zellen und ihre Organellen gerissen und die Zellen sterben ab.
An tiefe Temperaturen angepasst
Aktuell befindet sich die Schweiz mitten im Winter und die Temperaturen fallen in vielen Gebieten für einige Nächte unter null Grad.
Für die meisten Sorten, die in der Schweiz angebaut werden, ist das kein Problem, da sie sich im Verlauf der Zeit an die Jahreszeiten und den entsprechenden Temperaturen angepasst haben oder dafür gezüchtet wurden. Aber jede Sorte, auch jene, die für den Winter auf einem Walliser Berg geschaffen wurde, erreicht irgendwann einen Punkt, ab dem eisige Temperaturen Schaden anrichten können.
Kritischer Punkt liegt bei minus 20 Grad
Das Rebholz der meisten Traubensorten ist Kälte gut gewachsen und bis zu einer Temperatur von Minus 20 Grad frostf
Vorsichtig muss man bei den jungen Trieben der Reben sein. Sie sind extrem frostempfindlich und schon eine kalte Nacht kann sie zerstören. Die Blätter werden braun und fallen ab. Meistens treiben die Reben dann aber wieder neu aus. Das Problem dabei: Es gibt zwar wieder genügend Blätter, der Fruchtansatz fehlt aber meistens. Im schlimmsten Fall kann das den Ausfall einer ganzen Ernte zur Folge haben.
Die Ausnahme: Lebendig begraben
Im Herzen Chinas liegt die Region Ningxia, in deren Norden viel Weinbau betrieben wird – und die Temperaturen noch tiefer als minus 35 Grad sinken.
Weltweit herrscht die Meinung, dass Reben leiden müssen, um einen grossartigen, komplexen Wein zu produzieren. Beispielsweise sollte der Weinstock nicht bewässert werden. Je karger der Boden, desto besser für die Rebe – und den daraus gekelterten Wein. Die Wurzeln sollten kämpfen, möglichst tief nach Nährstoffen und Feuchtigkeit suchen. Im Sinne: Was die Rebe nicht umbringt, macht sie stärker.
Jedes Jahr werden in China im Winter Hunderttausende Reben unter der Erde vergraben. Der Rebstock – Stamm und Äste – wird zu Boden gezogen und mit Erde bedeckt. Diese Beerdigung der Reben ist vergleichbar mit einem Koma-Zustand – aus dem die Reben im Frühling wieder erweckt werden, in dem sie ausgegraben und von der Erde befreit werden.
Je älter die Rebe wird, desto dicker wird auch ihr Stamm – und je dicker der Stamm, desto schneller bricht er, wenn man ihn gewaltsam zum Boden biegt. Einer der Gründe, weswegen es in den meisten chinesischen Weinbergen keine alten Reben gibt.