Man hat Gäste eingeladen, kocht ein tolles Essen und kauft zu jedem Gang den sorgfältig ausgesuchten Wein. Doch der Nichttrinker am Tisch ist das Stiefkind. «Mit Gas oder ohne?», wird er gefragt, und dann kommt die Wasserkaraffe auf den Tisch.
Vom Problem zur Idee
Nicole Klauss, ursprünglich Kunsthistorikerin, aber mit einer Sommelière-Ausbildung, ärgerte sich besonders darüber, als sie schwanger war. Selbst in Sternerestaurants bot man ihr nur Wasser an, wenn es hochkam ein alkoholfreies Bier. Sie dachte, das passiere ja nicht nur ihr, auch Geschäftsleute wollen beim Business-Essen nicht immer Alkohol trinken, andere achten auf ihre Gesundheit, wieder anderen schmeckt Alkohol nicht, ganz zu schweigen von den Autofahrern. Sie fing an zu recherchieren, sprach mit Köchen, Weinfachleuten, probierte selber verschiedenste Rezepte aus.
Lassi & Birnensaft
Blättert man in ihrem ästhetisch anspruchsvoll gestalteten Buch (fast zu schade für die Küche!), greift man sich an die eigene Nase. Da hätte man mit etwas Fantasie auch selber drauf kommen können. Schliesslich ist es nichts Besonderes, im asiatischen Restaurant Tee zum Essen zu bestellen oder beim Inder einen Lassi (Joghurtdrink). Dass ein dicker Birnensaft zum Roquefort genauso passt wie ein süsser Likör, wie sie schreibt, ist naheliegend.
Wasser einfach aufpeppen
Klauss ist ein grosser Fan von Tee. Grüntee oder ein Olong passe zum Beispiel gut zu einem Brie, ja sogar zu Grilladen, für die sie eine herbe Sorte empfiehlt. Bei Foie Gras hingegen sei man mit einem Darjeeling besser bedient. Sie rät zu Trinkessigen, die ja heute sowieso im Trend liegen, genauso wie zu fermentierten Getränken wie Wasserkefir. Die Idee, Wasser aufzupeppen, indem man es aromatisiert, ist besonders leicht umzusetzen. Es braucht dazu frische Kräuter, am besten solche, die auch im Essen vorkommen, zum Beispiel Koriander. Je nach Essen geht auch Obst oder in feine Scheiben geschnittener Ingwer. Das funktioniert simpel, indem man die Zutaten einfach in kochendem Wasser aufgiesst und abkühlen lässt oder die Zutaten im Wasser eine Weile ziehen lässt.
Nach der Lektüre des Buchs kommen einem dann sogar eigene Einfälle, und man gibt einen Schuss von der Bratensauce in Tomatensaft und serviert das zum Essen. Das passt so gut wie ein Wein. Und steigt einem nicht zu Kopf.
Rezept
«Aqua Fresca mit Tamarinde»:
– 1,5 Liter Wasser
– 80 Gramm frische Tamarinde oder Tamarindenpürree (gibts im Asia-Laden)
– 1 Bio-Orange, in dünne Scheiben geschnitten
– 1 Limette, in dünne Scheiben geschnitten
– 65 Gramm feiner Zucker
Wenn Sie ganze Tamarinden nehmen, haben Sie ein bisschen mehr Arbeit: Knacken Sie die Schale, entfernen Sie die Kerne und weichen Sie das Fruchtmark ein paar Stunden in Wasser ein. Dann pressen Sie die Flüssigkeit aus und fangen das saure Fruchtmark auf. Wasser, Tamarinde und Zucker in einem Pitcher vermischen und rühren, bis der Zucker aufgelöst ist. In Gläser mit Eis füllen und mit dem Wasser auffüllen. Mit Orangen und Limettenscheiben garnieren.