Kochbuchautor genervt
Was wollt ihr denn als Nächstes canceln? Katzenzüngli?

Die EU will Bezeichnungen wie Veggie-Burger oder Soja-Schnitzel verbieten – aus Angst vor Verwechslung. Claudio Del Principe findet: Unsinn! Wichtiger als das Etikett ist, was wirklich drinsteckt.
Publiziert: 17.10.2025 um 10:57 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2025 um 11:46 Uhr
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Saftiger Veggie-Burger mit einem Randen-Patty: Besteht hier tatsächlich Verwechslungsgefahr mit einem Rindfleisch-Burger?
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • EU-Parlament will Bezeichnungen wie «Veggie-Burger» oder «Soja-Schnitzel» verbieten
  • Kritik an EU-Vorstoss: Niemand verwechselt Tofuwürstli mit Schüblig
  • 2020 wurde derselbe Vorstoss abgelehnt, nun erneut zur Abstimmung gebracht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Claudio Del PrincipeKolumnist

Die EU erhitzt mal wieder die Gemüter. Nach einem aktuellen Beschluss will das Europaparlament Bezeichnungen wie Veggie-Burger oder Soja-Schnitzel verbieten. Auch Begriffe wie Steak oder Wurst sollen künftig nur noch für tierische Lebensmittel verwendet werden dürfen.

2020 wurde derselbe Vorstoss abgelehnt. Letzte Woche wurde er von der Parlamentarierin Céline Imart erneut zur Abstimmung gebracht. Denn sie befürchtet «ein echtes Verwechslungsrisiko». Schliesslich hätten pflanzenbasierte Produkte nicht die gleichen Nährwerte wie ihre tierischen Originale.

Liebe EU, hört bitte auf, Sprachpolizei zu spielen. Niemand ist so doof, ein Tofuwürstli mit einem Schüblig zu verwechseln. Kümmert euch lieber um Inhalte statt um Etiketten. Wichtiger als das, was draufsteht, ist das, was drin ist. Wer hat es wo produziert? Mit welchen Zutaten? Unter welchen Bedingungen?

Was wollt ihr denn als Nächstes canceln? Katzenzüngli? Weil Kinder sonst Schoggi mit Büsis verwechseln? Fruchtfleisch und Fleischtomaten verbieten? Oder Ochsenherztomaten? Oje! Ist ja gar kein Ochsenherz drin. Dafür sind laut EU weiterhin Bezeichnungen wie Mandelmilch, Sojamilch und Hafermilch erlaubt, obwohl da auch keine tierische Milch drin ist. So ein inkonsequenter Haferkäse.

Damit wir uns verstehen: Ich bin kein Freund von Fleischersatzprodukten. In einer meiner Kolumnen ging ich sogar so weit, dass ich gesagt habe: «Wer Fleischimitate konsumiert, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.» Warum ich dieser Meinung bin, habe ich in zehn glasklaren Argumenten dargelegt.

Die ganze Diskussion ist einfach fadenscheiniges Getue, um von wichtigeren Dingen abzulenken. Wie etwa diese unsäglichen Trinkverschlüsse, die uns seit 2024 das Trinken erschweren, weil die Deckel fix an den Flaschen angeleint sind. Offiziell, um Plastikmüll zu vermeiden. Inoffiziell, um Durstige als Deppen zu behandeln.

Gut gemeint ist das Gegenteil von gut. Wie dieser EU-Nonsens: Insektenmehl als Zutat durchwinken oder der stupide Nutri-Score, bei dem ein französischer Weichkäse ein knallrotes «E» bekommt, während auf einer Cola Zero stolz ein grünes «B» prangt. Wissenschaftlich logisch, kulinarisch mehr als zweifelhaft.

Es wäre wünschenswert, dass sich beim Essen der gesunde Menschenverstand durchsetzen würde und nicht Wichtigtuer aus Strassburg.

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