Style auf zwei Rädern
Rennrad, Ride, Runway? Velomode boomt in der Schweiz

Velomode ist mehr als Funktionskleidung: Sie vereint Stil, Community und Lifestyle. Mit neuen Marken, bunteren Looks und wachsender Diversität im Sattel zeigt sich der Trend auf Schweizer Strassen – und ist längst fester Teil urbaner Kultur.
Publiziert: 26.05.2025 um 10:29 Uhr
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Aktualisiert: 26.05.2025 um 14:16 Uhr
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Maap ist ein bekanntes australisches Label und zeigt, dass Velomode nicht langweilig und bieder sein muss.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Velomode boomt: Markt wächst, Community-Aspekt gewinnt an Bedeutung
  • Neue Zielgruppen und Diversität prägen die Rennvelo-Szene
  • Gruppetto organisiert wöchentliche Frauen-Rides mit bis zu 50 Teilnehmerinnen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ramona RosatiRedaktorin Gesellschaft

Es ist Frühling, die Sonne steht höher, die Temperaturen steigen – und mit ihnen die Zahl der Velofahrerinnen und Velofahrer auf den Strassen. Man sieht sie überall: in stylischen Sets und klackernden Klickschuhen beim Kaffeetrinken, die Rennräder lässig an die Hauswand gelehnt. Oder in funktionaler, aber auffallend schöner Kleidung beim Pedalen durch die Strassen. Die Velosaison hat längst wieder begonnen, und die Velomode ist mehr als nur Sportbekleidung. Passend dazu hat vergangene Woche die Cycle Week in der Europaallee in Zürich stattgefunden – das grösste Velofestival der Schweiz.

Ein Markt zwischen Bewegung und Community

«Der Markt ist gross, und die Leute sind bereit, Geld auszugeben», sagt Tim Brühlmann (39), Gründer des Zürcher Velo-Kollektivs Gruppetto. Marken wie Rapha, die vor einigen Jahren den Look geprägt haben, machten den Anfang. «Pas Normal Studios war danach der Hype. Dann kam Maap, aber jetzt ist es wieder offen.» Die Szene lebt vom Wechselspiel neuer Marken – und spricht vor allem eine Zielgruppe zwischen 25 und 40 an: urban, aktiv und stilbewusst.

Die Pandemie hat dem Trend zusätzlichen Schub verliehen. «Covid hat geholfen – die Leute haben sich Velos gekauft und sich ausgerüstet», sagt Brühlmann. Was während der Lockdowns oft noch individuelle Bewegung war, hat sich inzwischen gewandelt: Heute entstehen rund ums Rennvelo soziale Strukturen. Gemeinsame Ausfahrten, sogenannte Community Rides, sind zu einem festen Bestandteil der Szene geworden – nicht nur zum Training, sondern auch als Treffpunkt. Man fährt, redet, trinkt Kaffee.

Neue Zielgruppen und Diversität im Sattel

«Unsere Szene war lange sehr dudig», sagt Brühlmann offen. Gemeint sind vor allem Männer, die das Geschehen lange prägten. Doch nicht nur Dudes steigen heute aufs Velo – auch viele Frauen sind Teil der Bewegung und gestalten die Community aktiv mit. Gruppetto organisiert Frauen-Rides mit bis zu 50 Teilnehmerinnen wöchentlich – ganz ohne Männer. «Das ist viel weniger toxisch und dafür solidarischer.»

Individuelle Akzente – vom Sattel bis zur Socke

Brühlmann sieht den Ursprung des Modebewusstseins dort, wo Fahrerinnen und Fahrer begannen, ihre Outfits mit kleinen Details wie bunten Socken zu individualisieren. Daraus entwickelte sich schrittweise der Wunsch nach stilvollen, kompletten Looks, die Funktion und Ästhetik vereinen.

Till Dreher (35), Designer und Mitgründer des Schweizer Sockenlabels Dirty Sox, sagt: «Velomode war lange reglementiert – weisse Socken, klassische Looks. Heute bringen viele mit bunten Socken einfach einen Farbtupfer rein.» Das Label wurde 2011 gegründet und hat sich auf funktionale Velosocken spezialisiert.

Die Schweiz spielt im globalen Modefeld der Rennvelo-Welt (noch) keine dominante Rolle. Eine Ausnahme ist Assos – eine international bekannte Marke mit langer Tradition. «Assos macht ihr eigenes Ding – sehr hochwertig, aber stilistisch eher klassisch», sagt Brühlmann. Eine Ausnahme bilden kleinere Labels wie Dirty Sox.

Und wie geht es weiter?

Brühlmann ist überzeugt: «Ich glaube, es wächst weiter – aus diesen Gruppen entsteht etwas.» Die Verbindung aus Sport, Lifestyle und Community funktioniert – und treibt auch die Velomode weiter an.

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