Spannende Ruhestätten
Diese Friedhöfe sind einen Besuch wert

An Allerheiligen und Allerseelen stehen Friedhöfe im Zentrum – Orte, der Erinnerung, Geschichte und Stille. Die Blick-Redaktion zeigt, welche Friedhöfe besonders beeindruckend, berührend oder faszinierend sind.
Publiziert: 31.10.2025 um 20:19 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2025 um 20:20 Uhr
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Ein Steingrab auf dem Yanaka-Friedhof in Tokio.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Zu Allerheiligen und Allerseelen rücken Friedhöfe vermehrt ins Bewusstsein
  • Blick-Mitarbeitende teilen ihre liebsten Friedhöfe
  • Wahl der Ruhestätte hat teilweise einen sehr persönlichen Hintergrund
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Caroline KälinRedaktorin Gesellschaft

Monumentalfriedhof Staglieno in Genua, Italien

Über zwei Millionen Seelen ruhen auf dem Friedhof von Genua – auf einer Fläche von 50 Fussballfeldern, bevölkert von prachtvollen Statuen. Die Verstorbenen wurden im Stil des Iperrealismo so echt in Marmor dargestellt, dass man meint, sie würden noch atmen. Man kann hier stundenlang verweilen und dem Leben und Sterben zuschauen. Eine junge Frau zieht das Laken über ihren verstorbenen Gatten, als wolle sie sich vergewissern, dass er wirklich tot ist. Anderswo küsst sich ein Paar, ein Mädchen hält ihren Spaniel auf dem Schoss, und da ist eine Nussverkäuferin, die all ihre Ersparnisse für ihre Statue ausgegeben hat. Am berühmtesten aber ist der Engel der Auferstehung – trotzig und lasziv, mit verschränkten Armen fand die Skulptur von 1882 Eingang in die Popkultur.

- Katja Richard

Der Engel der Auferstehung auf dem Monumentalfriedhof Staglieno in Genua.
Foto: Zamir Loshi

Mount Judah Cemetery in New York, USA

In Amerika ist tatsächlich alles grösser, auch die Friedhöfe. «Mount Judah» ist einer der grössten jüdischen Friedhöfe New Yorks. Im Familiengrab ist unter anderem Frieda Steiner, die leibliche Mutter meiner Grossmutter, begraben. Sie erfuhr von ihrer Existenz erst, als sie 18 war. Frieda starb 1918 an der spanischen Grippe. Da war meine Grandma ein Jahr alt. Wie Millionen andere Jüdinnen und Juden, Deutsche, Italiener und Iren kamen auch meine Urgrossmutter und ihre Familie aus Osteuropa in die USA, auf der Suche nach einer besseren Zukunft. Hier brachten sie es zu Wohlstand und verhalfen ihrer neuen Heimat zu selbigem. Vielleicht kann diese Geschichte eine kleine, subtile Erinnerung sein. Sollten sie bestimmte Politiker denn überhaupt je lesen.

- Laszlo Schneider

Die Gruft von Laszlo Schneiders Familie auf dem Mount Judah Cemetery in New York.
Foto: zVg

Friedhof Guggenbühl in Dietikon ZH, Schweiz

Wenn mich früher jemand fragte, wo genau ich in Dietikon ZH wohnte, antwortete ich immer: «Nebet em Friedhof.» Die meisten schlussfolgerten daraus, dass ich besonders ruhige Nachbarn habe. Von wegen: Ein Friedhof wird fünf Tage die Woche bewirtschaftet – und das zu jeder Jahreszeit. Von Wassersprinklern über Laubbläser bis zu Schneeschaufeln habe ich alles mitangehört. Trotzdem habe ich es immer sehr genossen, vom Balkon direkt auf den grün bewachsenen Friedhof zu blicken. Irgendwann habe ich mich auch an die roten Lichter gewöhnt, die in der Nacht herumtanzten. Es waren keine Geister, sondern Grabkerzen.

- Milena Kälin

Der Friedhof Guggenbühl in Dietikon ZH bei farbigem Himmel.
Foto: zVg

Neuer Jüdischer Friedhof in Prag, Tschechien

Friedhöfe ausserhalb der Öffnungszeit zu besuchen, erregt Schauer. Die meisten denken dabei an Nachtstunden. Aber kurz nach 14 Uhr? Ende Juni 1996 standen wir zu diesem Zeitpunkt vor verschlossenen Toren des Neuen Jüdischen Friedhofs in Prag. Der Schabbat hatte begonnen. Meine Freundin hatte in der nahen U-Bahnstation eilends noch eine rote Nelke gekauft, um sie aufs Grab von Franz Kafka legen zu können. Der Friedhofswächter liess sich jedoch nicht erweichen. Erst als ein jüdisches US-Paar ebenfalls noch zum Grab von Kafka wollte, machte er eine Ausnahme. Zu viert liefen wir schweigend die gut dreihundert Meter der Friedhofsmauer entlang. Ich legte die Nelke auf Kafkas Grab, der Amerikaner sang ein Gebet und wippte rhythmisch dazu. Ein magischer Moment, der mir heute noch Hühnerhaut bereitet.

- Daniel Arnet

Das Grab von Franz Kafka auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Prag.
Foto: imago/imagebroker

Old Burying Point Cemetery in Salem, USA

Manchmal schaut man auf einem Friedhof, wer links und rechts die ewige Ruhe gefunden hat. In Salem im Bundesstaat Massachusetts gedenkt man neben der «normalen» Bevölkerung auch jenen, die einst als Hexen verurteilt wurden. In der heute liberalen Stadt fanden 1692/93 die grössten Hexenprozesse statt, über 200 Menschen wurden der Hexerei beschuldigt. Auf dem Friedhof «Burying Point» gedenkt man Opfern und Peinigern der Prozesse an derselben Stelle. Die Blumen oder Muscheln beim Gedenkstein der zu Unrecht Beschuldigten sind ein stilles Zeichen einer späten Versöhnung.

- Nikolina Pantic

Der Old Burying Point Cemetery in Salem.
Foto: zVg

Friedhof Fürstenwald in Chur, Schweiz

Er ist direkt am Wald gelegen. Das Panorama mit Blick auf die ganze Stadt, das Churer Rheintal und die umliegenden Berge einmalig. Der Friedhof Fürstenwald in Chur ist für mich gleichzeitig der schönste und traurigste Ort der Welt. Vor 16 Monaten habe ich mein Mami verloren. An ihrem Grab auf dem Friedhof Fürstenwald kann ich ihr so nah sein wie sonst nirgends. Weinen, weil ich sie so vermisse. Lachen, wenn ich an schöne gemeinsame Erlebnisse denke. Ihr sagen, wie das so ist auf dieser Welt – ohne sie. Ihr Zuhause war zwei Kilometer unterhalb des Friedhofs. Die Aussicht ebenfalls prächtig. Aber oben noch um ein Vielfaches besser. Ich hoffe, mein Mami ist ein wenig stolz, dass ich diesen Ort für sie gewählt habe.

- Marcel Allemann

Der Ausblick vom Friedhof Fürstenwald in Chur.
Foto: zVg

Friedhof Yanaka in Tokio, Japan

Als ich die japanischen Friedhöfe besuchte, war ich beeindruckt, wie anders dort mit dem Tod umgegangen wird. Fast alle Verstorbenen werden verbrannt. Deshalb bestehen die Gräber komplett aus Stein, unter denen die Urnen lagern. Erstaunlich fand ich auch, wo diese Friedhöfe liegen: mitten in Wohngebieten, oft ohne Mauern. Der Tod scheint in Japan viel weniger tabuisiert zu sein, er gehört zum Alltag dazu. Die meisten Gräber sind Familiengräber. Auf dem Stein steht meist nur der Familienname, während Holztafeln mit buddhistischen Zeichen an die einzelnen Verstorbenen erinnern. Und besonders schön: Angehörige reinigen die Grabsteine selbst mit Wasser und Schwamm und legen Opfergaben nieder – Blumen, Räucherstäbchen oder kleine Dinge, die der Verstorbene mochte.

- Gunda Bossel

Ein Steingrab auf dem Friedhof Yanaka in Tokio.
Foto: zVg

Forest Lawn Memorial Park in Los Angeles, USA

Im «Forest Lawn Memorial Park» in Hollywood (USA) liegen Rampenlicht und die Stille des Todes nahe beieinander. Das riesige Park-Gelände ist nur wenige Kilometer vom berühmten Hollywood-Zeichen entfernt. Viele bekannte Personen aus dem Showbusiness finden dort ihre letzte Ruhe. Auch «Fast & Furious»-Star Paul Walker (†40). Ich war im November 2022 an seinem Grab, kurz vor seinem neunten Todestag. Seine Ruhestätte wirkt schlicht. Neben grünen Sträuchern und paar wenigen farbigen Blüten erinnert einzig eine Steinplatte mit dem eingravierten Namen «WALKER» an den verstorbenen US-Schauspieler. Mehr nicht. Ein einfacher Ort für einen Mann, der weltweit ein Millionen-Publikum bewegte. Und ein Ort, der eindrücklich zeigt, dass der Glanz verblasst und nur die Erinnerung bleibt.

- Karin Frautschi

Das Grab von Paul Walker auf dem Forest Lawn Memorial Park in Los Angeles.
Foto: zVg

Friedhof in Landarenca, Schweiz

Es gibt wenig Besseres, um etwas über einen Ort und seine Geschichte zu erfahren, als einen Besuch auf dem Friedhof. Egal ob im In- oder Ausland, man lernt, wie viele verschiedene Familien früher hier gewohnt haben, wann erste «Auswärtige» zugezogen sind oder welche Berufe einst ausgeübt wurden. Schicksalsschläge, Familiengeschichten und Dorfentwicklungen – all das erzählt ein Friedhof. In Landarenca im Calancatal ist dieser besonders spannend mit seinen traditionellen Holzkreuzen – und zudem wunderschön gelegen.

- Laura Ulmi-Bendixen

Der Friedhof in Landarenca mit den traditionellen Holzkreuzen.
Foto: Wikipedia

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