Nackt im Garten abgelichtet
Polizist erhält 10'000 Franken Schadenersatz

Ein Polizist wurde von Google Street View nackt im Garten abgelichtet – und zur Lachnummer seiner Nachbarschaft. Jetzt erhält der Argentinier 12'500 Dollar Schadenersatz.
Publiziert: 28.07.2025 um 18:46 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2025 um 18:47 Uhr
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Ein Polizist wurde 2017 von einem Google-Auto in seinen Garten fotografiert – splitternackt.
Foto: Google Street View

Darum gehts

  • Google Street View fotografierte nackten Polizisten in seinem Garten
  • Berufungsgericht verurteilte Google wegen Verletzung der Privatsphäre
  • Google muss 12'500 Dollar Schadenersatz an den Polizisten zahlen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias BolzernRedaktor Digital

Stell dir vor, du geniesst die Sonne im Garten und findest deinen Po kurz darauf via Google. Genau das ist einem argentinischen Polizisten passiert. Die Kamera eines Street-View-Autos knipste ihn 2017 splitternackt in seinem Garten, hinter einer zwei Meter hohen Mauer.

Doch die Mauer reichte nicht. Die Kamera, montiert auf einem Auto, fotografierte den Mann von hinten. Auf dem Bild waren sein nackter Körper, die Hausnummer und der Strassenname erkennbar. Die Aufnahme machte damals schnell die Runde in sozialen Netzwerken und lief sogar im TV. In seiner Nachbarschaft und am Arbeitsplatz wurde der Mann daraufhin verspottet.

Polizist reichte Klage ein

Zunächst wiesen die Gerichte die Klage des Mannes ab. Er habe selbst schuld, wenn er sich unter «unangemessenen Bedingungen» so im Freien aufhalte. Auch Google verteidigte sich: Die Mauer sei nicht hoch genug gewesen. Doch ein Berufungsgericht kam nun zu einem anderen Schluss: Das Bild zeige eine Person nicht im öffentlichen Raum, sondern im Schutz der eigenen vier Wände – hinter einem Zaun, der höher sei als eine durchschnittliche Person. Es handle sich um einen «eklatanten Eingriff in die Privatsphäre». Das Gericht verurteilte Google zu einer Schadenersatzzahlung von 12'500 Dollar (umgerechnet knapp 10'000 Franken).

Die Richter wiesen darauf hin, dass Google Gesichter und Nummernschilder in Street View automatisch verpixelt und damit eigentlich über Schutzmechanismen verfüge. Dass ausgerechnet ein ganzer nackter Körper unverpixelt blieb, sei nicht hinnehmbar. Google betont, es gebe auf Street View die Möglichkeit, Gesichter, Autonummern, Häuser oder auch Körper unkenntlich zu machen: wenn man dies über ein Formular meldet. Im Fall des argentinischen Polizisten kam diese Funktion zu spät.

Schon früher geriet Street View wegen Datenschutzproblemen in die Kritik. In Deutschland wurde der Dienst jahrelang ausgebremst. Und 2019 zahlte Google 13 Millionen Dollar Schadenersatz, weil das Unternehmen über Street View auch WLAN-Daten gesammelt hatte, ohne Zustimmung.

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