Darum gehts
- Microsoft stellt «Agent 365» vor: KI-Agenten-Verwaltung für Unternehmen
- Bis 2028 sollen weltweit über 1,3 Milliarden KI-Agenten in Firmen arbeiten
- KI-Agenten sollen Aufgaben übernehmen, haben aber noch Schwierigkeiten
Sara arbeitet im Marketing, neben ihr sitzen Thomas vom Verkauf und die Praktikantin Lisa. Und dann sind da noch: der Sales-Agent, der E-Mails schreibt. Der Recherche-Agent, der Daten sammelt. Der Excel-Agent, der Tabellen erstellt. Willkommen im Büro 2028 – zumindest in der Vision von Microsoft.
Der Konzern hat an seiner Ignite-Konferenz in San Francisco heute «Agent 365» präsentiert. Das Versprechen: eine Software, welche die zahlreichen KI-Agenten in Firmen wie Angestellte verwaltet, samt ID, Zugriffsrechten und Zwischenzeugnis.
Die 1,3-Milliarden-Prognose
Microsoft rechnet mit einer Explosion: Bis 2028 sollen laut einer vom Konzern in Auftrag gegebenen Studie der Marktforscher IDC 1,3 Milliarden KI-Agenten in Firmen weltweit arbeiten. Das sind fast so viele digitale Angestellte, wie es Menschen in China gibt.
Ohne zentrale Verwaltung drohe Chaos, warnt Microsoft und liefert gleich die Lösung mit. «Agent 365» funktioniert wie eine Art HR-Abteilung: Ein Register erfasst alle KI-Agenten, auch «Schatten-Agenten», die Mitarbeiter ohne IT-Freigabe nutzen. Jeder Agent erhält eine digitale Identität und darf nur auf bestimmte Daten zugreifen. Ein Dashboard zeigt in Echtzeit, welche KI-Agenten arbeiten und wie gut. Das Tool ist ab sofort über Microsofts Frühzugangsprogramm «Frontier» verfügbar. Unternehmen wie Adobe, Servicenow und Nvidia machen nach Angaben des Herstellers bereits mit.
«40 Prozent werden scheitern»
Doch in der KI-Agenten-Welt gibt es noch viele Fragezeichen: Eine Studie der Carnegie Mellon University testete im Herbst 2025 führende KI-Modelle (GPT-4, Claude und Gemini) in einer simulierten Büroumgebung. Resultat: Selbst die besten schafften nur ein Drittel der Aufgaben selbstständig. Denn KI-Agenten tun sich schwer damit, Prioritäten zu setzen, mehrschrittige Arbeitsabläufe zu planen oder soziale Interaktionen korrekt zu deuten. Die Marktforscher von Gartner prognostizierten deshalb im Juni: Bis 2027 würden über 40 Prozent aller KI-Agenten-Projekte in Firmen scheitern.
Doch nicht nur Microsoft setzt auf KI-Agenten. Zahlreiche weitere Unternehmen bieten ähnliche Lösungen an. Salesforce etwa hat jüngst mit «Agentforce» eine Plattform für Vertriebs-, Marketing- und Service-Agenten lanciert. IBM vertreibt vorkonfigurierte KI-Agenten mit «Watsonx», Google hat den «Vertex AI Agent Builder».
Mehr KI für die Office-Apps
Parallel lancierte Microsoft an der Ignite-Konferenz neue KI-Agenten für Word, Excel und Powerpoint. Diese erstellen nicht mehr nur Textbausteine, sondern komplette Dokumente. Der Powerpoint-Agent baut aus einem Stichwort eine fertige Präsentation mitsamt Layout und Design. Der Excel-Agent wertet Daten aus und liefert Prognosen. Die Agenten starten im «Frontier»-Programm, später sollen sie für alle Copilot-Nutzer verfügbar sein. Neu können Excel-Nutzer zwischen KI-Modellen von OpenAI und Anthropic wählen. Zudem integriert Microsoft das OpenAI-Videomodell Sora 2 in ihrer Cloud-Plattform Azure. Nutzer können damit aus Text kurze Videoclips für Marketing oder Social Media generieren. Auch dieses Feature läuft zunächst im «Frontier»-Programm.
Bei der KI-Preisgestaltung fährt Microsoft ebenso neu: Kleine und mittlere Unternehmen zahlen ab Dezember noch 21 Dollar pro Monat und Mitarbeiter für Copilot Business, neun Dollar weniger als bisher. Zielgruppe sind Firmen unter 300 Angestellten.