Die 100+ prägendsten AI-Frauen der Schweiz
«Frauen müssen mehr Risikobereitschaft entwickeln!»

Frauen spielen im Schweizer KI-Ökosystem eine zunehmend wichtige Rolle. Expertinnen fordern mehr Mut und Risikobereitschaft von ihnen, um aktiv in die KI-Domäne einzusteigen. Der neue Report «Top 100+ Women in AI & Data in Switzerland» macht Role-Models sichtbar.
Publiziert: 16:02 Uhr
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Aktualisiert: 16:16 Uhr
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Fünf von über Hundert auf der Liste: Melanie Gabriel, Daria Mühlethaler, Alexandra Stieger-Federer, Nadine Bienefeld und Leonie Korn.
Foto: Thomas Benkö

Darum gehts

  • Frauen prägen zunehmend das Schweizer KI-Ökosystem trotz geringer öffentlicher Wahrnehmung
  • Expertinnen fordern mehr Risikobereitschaft und aktive Beteiligung von Frauen
  • ETH AI Center: Frauenanteil bei PhDs und Postdocs liegt bei 40-50 Prozent
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Thomas BenköJournalist & AI Innovation Lead

Frauen spielen im Schweizer KI-Ökosystem eine zunehmend wichtige Rolle – auch wenn das in der öffentlichen Wahrnehmung oft noch nicht sichtbar ist. Leonie Korn, Mitgründerin von UpLeap, ruft dazu auf, mehr Mut zu zeigen: «Frauen müssen mehr Risikobereitschaft entwickeln und aktiv in die neue Domäne der KI einsteigen – gerade für Startup-Gründungen ist das entscheidend.»

Um diese Role-Models ins Rampenlicht zu stellen, haben das Schweizer AI-Festival und die Standortorganisation Greater Zürich Area (GZA) erstmals eine Liste mit den Hundert wichtigsten Schweizer AI-Frauen herausgegeben (hier PDF-Download). «Wir haben bewusst auf ein Ranking verzichtet», sagt GZA-Sprecher Christian Lüscher. «Und beim Durchzählen merkten wir, dass es ein wenig mehr als genau Hundert Frauen wurden.» Rund 90 Prozent der Frauen kämen aus dem Zürcher Wirtschaftsraum. Nur im Wallis hätte man keine Kandidatin gefunden.

Auch in etablierten Unternehmen und Institutionen übernehmen Frauen heute immer häufiger Schlüsselrollen. Daria Mühlethaler, Country Director einer Data-&-AI-Boutique, beobachtet: «Die Zahl der Frauen in Führungspositionen im Data- und KI-Umfeld hat zugenommen. Transparenz und Bewusstseinsbildung sind entscheidend, um eine Ausgewogenheit in den neuen KI-Strukturen zu gewährleisten.»

Trotzdem ist der Weg teils harzig. Viele Schweizer KMUs setzen laut Studie noch zu wenig auf AI. Rund 42 Prozent sagen, sie fänden keine Fachkräfte. Aber gucken sie auf beiden Seiten des Genderspektrums? «Der Einsatz von ChatGPT macht noch keine KI-Firma», sagt Marc Stampfli, Schweiz-Chef des Chip-Herstellers Nvidia. «Entscheidend ist echtes Knowhow, auch in Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten.» Und dort gebe es noch grosse Defizite.

«Kein Minderwertigkeitskomplex beim Thema Mathe»

Doch der Weg in die Tech-Welt beginne schon viel früher. Nadine Bienefeld von der ETH Zürich betont: «Mädchen und Frauen müssen in der Gesellschaft dazu ermutigt werden, sich alles zuzutrauen und keine Minderwertigkeitskomplexe zu entwickeln – besonders in MINT-Fächern wie Mathematik.» Als Negativbeispiel erzählt sie von einem Gespräch mit dem Lehrer ihrer Tochter, der es fast als gottgegeben ansah, dass Mädchen in Mathe «halt ein wenig schlechter sind».

Dass Fortschritte möglich sind, zeigt ein Blick in die Forschung. Melanie Gabriel, Co-Direktorin des ETH AI Centers, sagt: «Es ist wichtig, Frauen in der KI-Community zu zelebrieren und hervorzuheben. Bei uns liegt der Frauenanteil bei PhDs und Postdocs bereits bei 40 bis 50 Prozent – eine gute Balance, die wir weiter stärken wollen.»

Gleichzeitig stellt sich für viele Frauen die Frage, wie sich Beruf und Familie in einer Phase vereinen lassen, in der sich die KI-Technologien rasant entwickeln. Alexandra Stieger-Federer von Sanitas bringt es auf den Punkt: «Die aktuelle Lebensphase mit kleinen Kindern fällt mit dem beruflichen Wunsch nach Weiterentwicklung zusammen. Dafür braucht es Modelle und Vorbilder, die diese Vereinbarkeit ermöglichen.»

Der neue Report macht deutlich: Frauen prägen die KI in der Schweiz schon heute – als Gründerinnen, Forscherinnen und Führungskräfte. Entscheidend ist nun, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen und Diversität als Standard zu verankern. Denn die Spielregeln für den Umgang mit KI entstehen jetzt – und Frauen gestalten sie aktiv mit.

Mehr Infos zum Zürcher AI-Festival (29. September – 5. Oktober) gibts hier: www.zurichaifestival.ch

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