Darum gehts
- ChatGPT von OpenAI erhält 29’000 Nachrichten pro Sekunde
- Frauen nutzen ChatGPT seit Juli 2025 häufiger als Männer
- 73 Prozent der Anfragen haben nichts mit Arbeit zu tun
29’000 Nachrichten! So viele Anfragen gehen bei ChatGPT pro Sekunde ein. Das zeigt eine neue Studie, die von OpenAI mit den Universitäten Duke und Harvard durchgeführt wurde. Die Studie analysiert im Detail, wie die rund 700 Millionen Nutzer den Chatbot wirklich verwenden. Das Resultat überrascht: 73 Prozent der Anfragen haben nichts mit Arbeit zu tun. Diesem Thema widmet sich auch die neue Episode des KI-Podcasts von Blick, «Prompt Zero».
Zwischen 2024 und 2025 explodierte die private Nutzung von 53 auf 73 Prozent aller Nachrichten. Die drei grössten Hauptkategorien sind laut OpenAI: Alltagshilfe (28,3 Prozent), Informationssuche als Google-Ersatz (21,3 Prozent) und Schreibhilfe (28,1 Prozent). Bei Letztgenannter überrascht, dass zwei Drittel aller Schreibanfragen keine neuen Texte betreffen, sondern Korrekturen bestehender Texte. Nur in 1,4 Prozent aller Unterhaltungen nutzen User den Chatbot, um fiktionale Texte zu schreiben.
Doch was machen die Menschen konkret? Sie suchen etwa Kochrezepte (0,9 Prozent), lassen sich beim Sport beraten (5,7 Prozent), erstellen Bilder (4,2 Prozent), bitten um Beziehungstipps und Reflexion (1,9 Prozent), generieren neue Ideen (3,9 Prozent), spielen Rollenspiele (0,4 Prozent) oder übersetzen Texte (4,5 Prozent). Viele nutzen den Chatbot als Nachhilfelehrer: 10,2 Prozent aller Nachrichten drehen sich ums Lernen und um Nachhilfe.
Veränderte Demografie
Fast die Hälfte aller Nachrichten stammt von unter 26-Jährigen. Je älter die Nutzer, desto häufiger verwenden sie ChatGPT für die Arbeit – ausser die über 66-Jährigen, die logischerweise wieder häufiger private Fragen stellen. Nur 4,2 Prozent programmieren mit ChatGPT. Das ist weniger als bei der Konkurrenz: Bei Claude von Anthropic drehen sich rund 36 Prozent der Arbeitsgespräche ums Programmieren.
Auch Bildung spielt eine Rolle. Höher Gebildete nutzen ChatGPT häufiger beruflich und stellen mehr Fragen, statt Arbeitsaufträge zu erteilen. Global zeigt sich: In reicheren Ländern wird ChatGPT vielseitiger genutzt, in ärmeren Ländern dominiert hingegen das Programmieren.
Gender-Flip – jetzt mehr Frauen
Besonders bemerkenswert ist die Geschlechterverteilung. ChatGPT erlebte einen Gender-Flip. Während anfangs vier von fünf Usern männlich waren, haben Frauen stark aufgeholt. Seit Juli 2025 nutzen sogar etwas mehr Frauen (52 Prozent) als Männer den Chatbot regelmässig.
Diese Verschiebung zeigt sich auch in der Art der Nutzung. Frauen fragen häufiger nach Schreibhilfe und Alltagstipps, Männer dafür eher nach technischer Hilfe und Bilderstellung. OpenAI bestimmte das Geschlecht anhand der Vornamen mittels öffentlicher Datenbanken.
Verschleierung von Fakten
An der Studie gibt es auch Kritik. So schreibt die KI-Expertin Luiza Jarovsky in ihrem Blog, die Studie verschleiere strategisch riskante Nutzungsmuster. Die Kategorisierung von «Beziehungen und persönlicher Reflexion» mit 1,9 Prozent verdecke die Realität: Viele problematische Interaktionen würden anderen Kategorien wie «spezifische Informationen» oder «Ratschläge» zugeordnet. Jarovsky verweist auf tragische Fälle, wo Jugendliche ChatGPT als Ersatz für menschliche Beziehungen nutzten – mit fatalen Folgen.
Doch wie konnten die Forschenden so detaillierte Einblicke gewinnen, ohne die Privatsphäre der Nutzer zu verletzen? Für die Analyse klassifizierten sie über eine Million Nachrichten aus dem Zeitraum von Mai 2024 bis Juni 2025. Kein Mensch las dabei private Chatverläufe. Stattdessen analysierten KI-Systeme die Inhalte und kategorisierten sie. Persönliche Daten wurden vorher entfernt.