Darum gehts
- Ordnungsbussen variieren stark zwischen Kantonen und Gemeinden in der Schweiz
- Zürich führt mit 61,9 Millionen Franken Busseneinnahmen im Jahr 2024
- Meinungen geteilt: Einige sehen Bussen als Abzocke, andere als Konsequenz
Wer das Tempolimit nicht einhält oder falsch parkiert, muss unter Umständen tief in die Tasche greifen. Diese Vergehen werden schweizweit nach der eidgenössischen Ordnungsbussenverordnung geahndet, doch die einzelnen Kantone, Regionen und Gemeinden können ihre Strafenkataloge um zusätzliche Vergehen erweitern. Das Resultat: Die Ordnungsbussen in den Regionen und die Einnahmen der Polizeikorps gehen fundamental auseinander. Bussen-Spitzenreiter im Jahr 2024 ist die Stadt Zürich mit 61,9 Millionen Franken – oder 138 Franken pro Einwohner. Dicht gefolgt vom kleinen Kanton Nidwalden, der Bussen in der Höhe von 109 Franken pro Kopf verteilt.
Wie steht die Community zu Ordnungsbussen?
Die Schweiz ist ein föderaler Flickenteppich, weshalb unterschiedlich hohe Ordnungsbussen in die verschiedenen Staatskassen fliessen. Leser Peter Simmen findet es fragwürdig, dass die Bussen budgetiert werden. «Vor allem im Strassenverkehr erweckt es den Anschein, als seien die Einnahmen wichtiger als die präventive Wirkung ist. So nach dem Motto: Das Budget wurde noch nicht erreicht, machen wir ein paar Kontrollen mehr. Auch an Orten, wo es kein Gefahrenpotenzial gibt – und dann zum Teil versteckt, so dass Prävention als Abzocke empfunden wird.»
Philippe Zihlmann findet ähnliche Worte: «Heute geht es bei der Verteilung von Bussen nicht mehr wie früher um Verkehrserziehungsmassnahmen. Werden hohe Busseneinnahmen budgetiert, dann zeigt dies auf, dass das Verteilen von Bussen einzig dem Zweck dient, die Kassen des Staates zu füllen», schreibt er.
Bernhard Fahrni kann nur zustimmen. «Durch unser Bussenregime werden die Autofahrer zu Schleichern erzogen. Lieber zu langsam als zu schnell. Das hat eine ewige Bremserei und wiederum Gasgeberei zur Folge, somit steigt auch der Benzinverbrauch, was alles andere als umweltfreundlich ist. Ein Fahrzeug stösst bei einer konstanten Geschwindigkeit am wenigsten Schadstoffe aus. Aber das ist den Finanzdirektionen offenbar egal, Hauptsache, die Kasse klingelt», meint er.
«Wer sich an die Regeln hält, zahlt keine Bussen»
Doch nicht alle Stimmen gehen in diese Richtung. «Oft wird vergessen, dass viele Bussen schlicht auf eigenes Fehlverhalten zurückzuführen sind. Wer regelmässig gegen Regeln verstösst, muss auch mit den Konsequenzen rechnen. Regeln gelten für alle – und wer sich bewusst darüber hinwegsetzt, zahlt dafür eben. Das hat nichts mit Willkür zu tun, sondern mit persönlicher Entscheidung. Wer sein Ego ein wenig zurückstellt und sich an einfache Verkehrsregeln hält, spart nicht nur Geld, sondern Nerven. Der Staat bedankt sich jedenfalls herzlich für jede freiwillige Spende in Form einer Busse», kommentiert User Steven Lux.
Rudolf Ogi hat eine ähnliche Meinung: «Die Höhe der Busseneinnahmen ist wohl dem Verhalten der Verursacherinnen und Verursacher geschuldet. Also haltet euch an die Regeln, dann wird die Summe aller Einnahmen auch wieder sinken.» Fridolin Glarner sieht das genauso und schreibt: «Wer sich an die Regeln hält, zahlt keine Bussen.»
Und Verkehrstherapeut Raphael Romano teilt seine Ansicht: «Alle Verkehrsteilnehmenden hätten die Möglichkeit, solche Bussen zu vermeiden. Bei meiner Arbeit als Verkehrstherapeut stelle ich immer wieder fest, wie wir oft dazu neigen, im Strassenverkehr unsere eigenen Gesetze zu erstellen. Dabei ist längstens erwiesen, dass gerade Gesetze im Strassenverkehr, zum Beispiel Tempolimiten, dazu beitragen, Unfälle zu minimieren und den Wildwuchs zu stoppen. Und leider ist es so, dass Gesetze eher eingehalten werden, wenn sie kontrolliert und bei Nichteinhaltung bestraft werden. Wo tuts weh? Beim eigenen Geldbeutel!»