Darum gehts
- Schweizer Bauteile in gefährlicher russischer Drohne entdeckt, Firmen beteuern Unschuld
- Mindestens sieben Schweizer Komponenten in der 200 Kilogramm schweren «Geran-3»- Drohne
- Kritische Stimmen fordern Schliessung der betroffenen Unternehmen zur Wahrung der Neutralität
Ausgerechnet die gefährlichste Drohne in Putins Arsenal enthält Schweizer Bauteile. Die «Geran-3», eine gut drei Meter lange, 200 Kilogramm schwere Waffe, ist mit mindestens sieben Komponenten aus der Schweiz ausgestattet. Betroffen sind die Firmen ST Microelectronics und U-Blox, deren Bauteile auch schon in früheren Russen-Drohnen gefunden worden sind.
ST Microelectronics betont gegenüber Blick, dass eine Niederlassung in Russland nicht mehr bestehe. Auch U-Blox stellt klar, dass seit 2022 keine Lieferungen mehr nach Russland erfolgen. Die in Drohnen gefundenen Bauteile könnten laut dem Unternehmen vor den Sanktionen verkauft, aus Kundenbeständen weitergegeben, geschmuggelt oder aus zivilen Geräten entnommen worden sein. Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli (53) hält davon allerdings nicht viel. Für ihn ist klar: «Diese Firmen haben ihre Verpflichtung verletzt.»
Kritische Stimmen zur Neutralität
Nicht nur in der Politik, sondern auch unter Leserinnen und Lesern löst das Thema hitzige Diskussionen aus. Für Leser Rudolf Ogi ist der Fall klar: «Ignorantes Wegsehen aufseiten der Hersteller und nicht zuletzt der Schweizer Aufsichtsorgane.» Seine Forderung: «Macht die Buden dicht und unterbindet die Produktion und Lieferung dieser Komponenten!» Auch Userin Sabine Frey bezieht deutlich Stellung: «Um die schweizerische Neutralität zu wahren, müssen die fehlbaren Unternehmen sofort geschlossen werden.»
Leserin Brigitte Rüegg äussert ebenfalls scharfe Kritik: «Das zum Thema Schweizer Neutralität! Natürlich trägt der Aggressor die Hauptverantwortung. Aber wir sollten auch nicht meinen, trotz Verkauf von Waffen und Kriegstechnik, unsere Hände in Unschuld zu waschen!»
«Die Firma hält alle Auflagen ein»
Neben den kritischen Stimmen betonen andere auch die Komplexität der Situation. So zeigt User Stephan Trutmann Verständnis für die betroffenen Firmen: «Traurig, dass diese Chips missbraucht werden. Die Firma hält aber alle Auflagen ein. Einen Weiterverkauf an Dritte kann man nie ausschliessen, ausser man stellt den Betrieb ganz ein.»
Ähnlich argumentiert Leser Peter Hotz: «200'000 Kunden werden weltweit beliefert.» Er sagt, es lasse sich nicht verhindern, dass die Teile in falsche Hände geraten. «Jeder kann sich auf Schleichwegen solche Produkte beschaffen.» Darauf weist auch Andreas Schärer hin, der den Fokus auf den zivilen Ursprung der Bauteile lenkt: «Was kann eine Schweizer Firma dafür, wenn sie zivile Geräte zum Beispiel nach Indien verkauft, diese dort zerlegt und Bauteile nach Russland verkauft werden? Da müssen nicht diese Firmen schlecht gemacht, sondern die liefernden Länder drangenommen werden!»